Zum internationalen Tag des Waldes: Ministerin Gorißen pflanzt Wildlinge gemeinsam mit Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern ein

17. März 2023
Zum internationalen Tag des Waldes: Ministerin Gorißen pflanzt Wildlinge gemeinsam mit Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern ein

Die Vereinten Nationen haben dem Internationalen Tag des Waldes dieses Jahr das Thema „Gesunde Wälder für gesunde Menschen“ gegeben.

Landwirtschaft und Verbraucherschutz

Die Vereinten Nationen haben dem Internationalen Tag des Waldes dieses Jahr das Thema „Gesunde Wälder für gesunde Menschen“ gegeben. Mehr Pflege und Fürsorge ist für den Wald in Nordrhein-Westfalen dringend notwendig, denn Stürme, Sommerdürren und Massenvermehrungen von Fichtenborkenkäfern haben den Wald im Land massiv geschädigt. Rund 136.000 Hektar der insgesamt 935.000 Hektar Waldfläche sind abgestorben. Auf diesen Flächen müssen nun neue Bäume gepflanzt werden, damit gesunde, starke und klimaanpassungsfähige Mischwälder entstehen. Neben Setzlingen aus Baumschulen, werden dafür sogenannte Wildlinge genutzt: Dies sind natürlich im Wald gewachsene junge Bäume, die an Standorte umgesetzt werden, wo sie eine gute Zukunft haben. Diese effektive Methode zur Wiederbewaldung haben Forstministerin Silke Gorißen und der Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit dem Waldbauernverband NRW e. V., dem Verband Familienbetriebe Land und Forst e. V. und dem Gemeindewaldbesitzerverband NRW am 17. März im Regionalforstamt Arnsberger Wald vorgestellt.

Forstministerin Silke Gorißen: „Der Wald ist ein wichtiger CO2-Speicher und unser Klimaschützer Nummer eins. Er ist ein einzigartiger Raum der Biodiversität und der Erholung und liefert zudem den wertvollen und nachwachsenden Rohstoff Holz. Damit der Naturschatz Wald für nachfolgende Generationen erhalten bleibt, braucht er dringend unsere Unterstützung! Die Wiederbewaldung der großen Schadflächen und der Umbau hin zu klimaresilienten Mischwäldern ist ein zentrales Ziel der Landesregierung und eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die wir gemeinsam mit den Besitzerinnen und Besitzern des Privat- und Kommunalwaldes in Nordrhein-Westfalen angehen. Umso mehr freue ich mich, dass wir hier heute Seite an Seite stehen und gemeinsam zum Spaten greifen für einen starken und gesunden Wald.“

Naturverjüngung und Wiederbewaldung für einen starken Wald

Junge Bäume wachsen ganz von selbst nach – die sogenannte Naturverjüngung hilft, damit auf den vom Borkenkäfer zerstörten Flächen neuer Wald entsteht. Aber dies allein reicht nicht aus, da die Dynamik des Klimawandels zu groß ist. Gezielte Pflanzungen zur Begründung von Mischwäldern aus mindestens vier Baumarten, die auch in den veränderten künftigen Klimabedingungen wachsen können, sind an vielen Stellen nötig. Dafür stellt das Land umfangreiche Fördermittel zur Verfügung und bietet den Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern Unterstützung an. Die Förderrichtlinie „Extremwetterfolgen“ wurde weiter vereinfacht, um die Nutzung dieses Unterstützungsangebots durch den privaten und kommunalen Waldbesitz zu erleichtern. Im Jahr 2023 stellt das Land Nordrhein-Westfalen über 70 Millionen Euro Fördermittel für die Wiederbewaldung zur Verfügung.

 

Über 70 Millionen Euro Fördermittel in 2023

Der Vorsitzende des Gemeindewaldbesitzerverbands NRW, Bürgermeister Christoph Ewers: „Die Anpassung des Waldes an den Klimawandel ist für die kommunalen Waldbesitzer die wichtigste forstliche Aufgabe der nächsten Jahrzehnte und eine riesige Herausforderung. Dabei ist die Unterstützung von Land und Bund durch gemeinsam erarbeitete und praxisgerechte finanzielle Förderung besonders bei der Wiederaufforstung der riesigen Schadflächen unverzichtbar. Leitbild der Bewirtschaftung des Kommunalwaldes als Bürgerwald bleibt für die Städte und Gemeinden die multifunktionale Forstwirtschaft.“

Florens von Bockum-Dolffs, stellvertretender Vorsitzender Familienbetriebe Land und Forst e. V.: „Wir müssen unsere Wälder klimastabil umbauen und unsere Forstbetriebe wirtschaftlich erhalten. Nadelhölzer in der Mischung haben vor allem in den höheren Lagen NRWs die besten Voraussetzungen. Sie wachsen schneller und können entsprechend schneller genutzt werden. Die starre Vorgabe eines prozentualen Anteils an heimischem Laubholz halten wir daher für nicht sinnvoll und nicht zukunftsgerichtet.“

Dr. Philipp Freiherr Heereman, Vorsitzender des Waldbauernverbandes: „Unsere Wälder sind Opfer des weltweiten Klimawandels, welcher nun auch in unserer Heimat für alle sichtbar wird. Dabei kann aber gerade der Aufbau klimaangepasster Wälder eine Lösungsvariante im Klimawandel sein. Dankbar stellen wir fest, dass die Landesregierung erkannt hat, dass diese gesamtgesellschaftspolitische Schwerpunktaufgabe nur gelingen kann, wenn den Waldeigentümern beim Aufbau klimaangepasster Wälder finanziell geholfen wird. Die staatlichen Fördermittel können aber nur wirksam werden, wenn die notwendigen Verwaltungsabläufe und deren waldbauliche Vorgaben den Ansprüchen und der Dynamik des Klimawandels entsprechen.“

Zudem unterstrichen die Verbände, dass zum Aufbau klimaangepasster Wälder vorrangig eine Naturverjüngung, soweit vorhanden, zu nutzen sei. Sie müsse aufgrund des Klimawandels aber unbedingt mit weiteren Mischbaumarten (Laub- und Nadelhölzer) anderer, wärmerer Herkunftsregionen angereichert werden. Regionale Wildlinge könnten daher eine Ergänzung für eine erfolgreiche Wiederbewaldung sein.

 

Natur liefert kostengünstiges Pflanzmaterial

Das notwendige Pflanzmaterial beziehen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer normalerweise aus den Baumschulen. Es gibt aber auch eine kostengünstige Alternative: Pflanzen aus dem eigenen Forstbetrieb. Diese liefert die Natur in großen Mengen. Viele Baumarten bilden regelmäßig – jährlich oder binnen weniger Jahre – Früchte, dann gibt es viele Samen und im Anschluss viele Jungpflanzen. Dieses übermäßige Potenzial kann man nutzen, indem man aus den Samen in speziellen Saatkämpen Pflanzen anzieht oder die Pflanzen aus der natürlich aufgewachsenen Naturverjüngung als „Wildlinge“ vorsichtig entnimmt. Diese jungen Pflanzen kann man dann dort wieder einpflanzen, wo sie aktuell gebraucht werden und eine Zukunftschance haben.

Dr. Bertram Leder, Leiter Zentrum für Wald und Holzwirtschaft NRW: „In Zeiten, in denen forstliches Saatgut und Baumschulpflanzen knapp sind, ist die Arbeit mit Wildlingen eine sinnvolle Ergänzung, die wir im Staatswald erfolgreich praktizieren. Unserer Försterinnen und Förster beraten sehr gerne, wie diese Methode in allen Waldbesitzformen erfolgreich eingesetzt werden kann. Zudem ist die Nutzung von Wildlingen günstig – die Anschaffung von Setzlingen aus Baumschulen fällt weg.“

 

Hintergrund „Wildlinge“:

Bei der Gewinnung der Wildlinge ist waldbauliches Geschick und Erfahrung hilfreich. Wichtig ist, dass die zarten Wurzeln der Jungpflanzen beim Umsetzen nicht beschädigt werden. Wildlinge unter 30 Zentimeter weisen ein schlechteres Wachstum auf, bei größeren Pflanzen treten gehäuft Wurzeldeformationen auf. Um Wurzelverluste bei der Gewinnung zu minimieren, sollten Wildlinge bei feuchten Witterungsbedingungen und ausschließlich auf lockeren Böden mit geringem Skelettanteil gewonnen werden. Die Verwendung von Wildlingen bietet viele Vorteile, wenn gesunde und qualitativ hochwertige Wildlinge verwendet werden. Allerdings können Wildlinge nur das im Betrieb bereits vorhandenen Baumartenspektrum abdecken. In der Regel wird man sie also nur als Ergänzung zu Baumschulpflanzen einsetzen können, um klimaanpassungsfähige Mischwälder zu begründen. Wildlinge sind kostengünstig, müssen nicht über weite Strecken transportiert werden, müssen nicht gelagert werden und sind an die Standortsbedingungen bereits weitgehend angepasst. Damit gewinnt der Forstbetrieb an Flexibilität und kann Ausfälle vermindern und gegebenenfalls leicht ersetzen.

 

Hintergrund zum Internationalen Tag des Waldes:

1971 hat die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen den 21. März zum Internationalen Tag des Waldes erklärt. Anlass war die globale Waldvernichtung, nicht nur in den Regionen des Globalen Südens. Der Internationale Tag des Waldes würdigt die Bedeutung aller Wälder – vom borealen Nadelwald bis zum tropischen Regenwald.

Die geforderten gesunden Wälder für gesunde Menschen entstehen gerade in den herausfordernden Zeiten des Klimawandels nicht von allein. Vorausschauende Planung und viel Engagement sind von Forstleuten und Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern erforderlich. Bei den Wäldern der Zukunft kommt es auf eine vielfältige Mischung aus besonders gut standortangepassten und widerstandsfähigen Baumarten an.

Welche Baumarten sich wo eignen, zeigt auch das Internetportal des Landes: www.waldinfo.nrw

Informationsfilm des Landesbetriebes Wald und Holz über Wildlinge:

https://media.video.taxi/embed/XHFv2DXao3KO

 

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