Ministerin Gorißen besucht Brüterei in Nordrhein-Westfalen

Am Gut Averfeld im münsterländischen Senden wird eine neue KI-Technologie zur frühzeitigen Geschlechtsbestimmung erprobt

27. März 2024
Eier

Ministerin Silke Gorißen ist vor diesem Hintergrund zu einem Gespräch mit Vertretern der Eier-Branche zusammengekommen, unter anderem mit der Initiative „mein-ei.nrw“.

Landwirtschaft und Verbraucherschutz

In Deutschland und in Nordrhein-Westfalen werden immer weniger Legehennenküken ausgebrütet. Aufgrund der aktuellen Tierschutzgesetzgebung wird die Brut zunehmend ins EU-Ausland verlagert, wo zu anderen Rahmenbedingungen produziert werden kann. Die grundsätzliche Tierwohlproblematik bleibt jedoch, weil männliche Küken weiterhin im europäischen Ausland getötet werden dürfen und die regionale Erzeugung von Geflügel kostenaufwändiger wird. Für die heimische Landwirtschaft entstehen Wettbewerbsnachteile. Deswegen gibt es nur noch wenige Brütereien in Deutschland. Auch für den Verbraucher, der Wert auf regional hergestellte Lebensmittel legt, gibt es Nachteile: Denn es wird immer schwieriger, sich mit regional erzeugten Eiern zu versorgen, die von Legehennen stammen, welche auch in heimischen Brütereien geschlüpft und hierzulande aufgewachsen sind.

Ministerin Silke Gorißen ist vor diesem Hintergrund zu einem Gespräch mit Vertretern der Eier-Branche zusammengekommen, unter anderem mit der Initiative „mein-ei.nrw“. Das Gespräch hat in der Brüterei Gut Averfeld im Münsterland stattgefunden – der aktuell in Nordrhein-Westfalen einzigen aktiven konventionellen landwirtschaftlichen Brüterei von Legehennenküken. Um am heimischen Markt weiterhin bestehen zu können, erprobt die Brüterei eine innovative Methode der so genannten In-Ovo-Geschlechtsbestimmung: Hier wird mit Hilfe Künstlicher Intelligenz sehr frühzeitig das Geschlecht eines Kükenembryos im Ei erkannt. Diese technologische Lösung kann großes Potenzial für heimische Brütereien haben.

Ministerin Silke Gorißen: „Mehr Tierwohl in der Landwirtschaft ist wichtig. Zugleich müssen heimische Brütereien und Legehennenhaltungen aber auch Chancen und Möglichkeiten erhalten, wirtschaftlich am europäischen Markt bestehen zu können. Die Brüterei Gut Averfeld geht hier mutig voran und setzt auf die Möglichkeiten der Digitalisierung: Mithilfe Künstlicher Intelligenz wird eine neue Methode zur Geschlechtsbestimmung von Küken im Ei erprobt, die non-invasiv ist, also bei der das Ei nicht beschädigt wird. Diese innovative KI-Technologie kann auch zur Verbesserung des Selbstversorgungsgrades mit Legehennenküken in Nordrhein-Westfalen beitragen. In dieser nordrhein-westfälischen Brüterei wird gezeigt, wie Tierwohl und Wirtschaftlichkeit praxisgerecht miteinander verbunden werden kann.“

Dietrich Vriesen, Vorsitzender des mein-ei.nrw e. V. schaut ebenfalls auf die Zukunftsfähigkeit der Eier-Branche: „Wir standen in den letzten 15 Jahren vielfältigen Herausforderungen gegenüber. Immer wieder kam es dabei auch zu Zielkonflikten wie zuletzt im Kontext der tierschutzrechtlichen Gesetzgebung bei Hühnerküken. Eine nachhaltige Eier-Erzeugung geht nicht ohne Innovationsbereitschaft und Mitgestaltungswillen auf unserer Seite sowie die Akzeptanz in der Gesellschaft – der Preis spielt dabei leider immer eine Rolle. Die hier vorgestellte Lösung kann ein sehr bedeutender Meilenstein sein.“

Dies bestätigt auch Burkhard Brinkschulte, Leiter der Brüterei Gut Averfeld: „Bezüglich der Standortsicherung für die Brüterei- und Aufzuchtbetriebe in Nordrhein-Westfalen haben wir in den letzten Jahren viele Rückschläge erlitten. Bei diesem Projekt trifft Hightech die Primärproduktion – und es zeigt, dass wir keine Berührungsängste mit wichtigen Zukunftstechnologien haben. Es könnte daraus eine echte Win-Win-Situation für die deutsche Eier-Branche insgesamt entstehen. Neben einem wirklichen Preisvorteil für die Legehennenhalter bedeutet dies zudem die große Chance für ein auch international skalierbares Modell.“

Henrik Althues, Legehennenhalter und mein-ei.nrw-Mitglied blickt auf jüngste eigene Erfahrungen zurück: „In der Vergangenheit haben wir uns am Standort Gut Aversfeld für ein gemeinsames Start-up für Bruderhahnfleischprodukte nach Kräften eingesetzt, das jedoch einer mangelnden Verbrauchernachfrage für dieses Angebot gegenüberstand und schließlich am Markt nicht bestehen konnte. Wir, und damit meine ich unsere Branche, stecken den Kopf aber nicht in den Sand. Mit dem Engagement für das neue In-Ovo-Verfahren liefern wir ein weiteres Beispiel für nachhaltige Lösungsansätze aus der Landwirtschaft.“

 In-Ovo-Geschlechtsbestimmung mittels KI

Ziel des Projekts bei der Brüterei Gut Averfeld ist es, noch weit vor der tierschutzrechtlich vorgeschriebenen Altersgrenze der Embryonen im Hühnerei von zwölf Tagen eine non-invasive Geschlechtsbestimmung des Embryos bereits bis zum siebten Bruttag zu ermöglichen. In diesem frühen Stadium kann das angebrütete Ei laut aktueller Gesetzgebung noch anderen Verwendungen zugeführt werden, wie etwa der Impfstoffproduktion. Das Ei wird bei der im Gut Averfeld angewandten Methode von außen mit Licht bestrahlt und das zurückgeworfene Licht wird von einem Computer mit KI-Algorithmen ausgewertet. Der Betreiber der Brüterei verspricht sich, dass die Technik in der bald praxisreifen Version günstig und platzsparend sein wird – und sich damit auch besonders für kleinere Brütereien rechnet, anders als vorhandene technische, jedoch weitaus aufwändigere Lösungen. Noch in diesem Jahr soll eine Marktreife erreicht werden.

 Hintergrund „mein-ei.nrw e. V.“

Der Verein „mein-ei.nrw“ ist einer der ältesten Regionalinitiativen in Nordrhein-Westfalen. Der Verein besteht aus 26 nordrhein-westfälischen Mitgliedsbetrieben, darunter Brütereien, Aufzuchtbetriebe, Legehennenhaltungen, Eiergroßhandel, Packstellen, Futterherstellung, Verpackungshandel, Unternehmen für Geschlechtsbestimmungsverfahren und die Veredelung von Hühnerdung sowie der Geflügelwirtschaftsverband Nordrhein-Westfalen. Ziele der Regionalinitiative sind die Sicherheit der Legehennenhaltung und Steigerung der Eierproduktion, eine nachhaltige Erzeugung über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg, mehr Transparenz in der Tierhaltung und die Stärkung des Bewusstseins für regionale Produkte in Nordrhein-Westfalen und für deren moderne Erzeugungsweisen.

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