Unikliniken Aachen und Münster stellen nordrhein-westfälischen Krankenhäusern Expertise bei Behandlung von Covid-19-Patienten zur Verfügung

Das „Virtuelle Krankenhaus“ des Landes Nordrhein-Westfalen startet früher als geplant, um Patienten im Land optimal zu versorgen

30. März 2020
Unikliniken Aachen und Münster stellen nordrhein-westfälischen Krankenhäusern Expertise bei Behandlung von Covid-19-Patienten zur Verfügung

Ministerpräsident Armin Laschet hat gemeinsam mit dem Klinikdirektor für Operative Intensivmedizin der Universitätsklinik Aachen, Prof. Gernot Marx, den Startschuss für das Virtuelle Krankenhaus des Landes Nordrhein-Westfalen gegeben.

Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen

Ministerpräsident Armin Laschet hat am Montag, 30. März 2020, gemeinsam mit dem Klinikdirektor für Operative Intensivmedizin der Universitätsklinik Aachen, Prof. Gernot Marx, den Startschuss für das Virtuelle Krankenhaus des Landes Nordrhein-Westfalen gegeben. Damit können nun landesweit Kliniken durch den Einsatz von Tele-Intensivmedizin auf die Expertise der Unikliniken Aachen und Münster zurückgreifen. Angesichts der aktuellen Entwicklung der Corona-Pandemie gewinnt das Virtuelle Krankenhaus verstärkt an Bedeutung, um der Patientenversorgung bei dem zu erwartenden hohen Bedarf an intensivmedizinischer und infektiologischer Behandlung und Expertise bei schwersterkrankten Covid-19-Patienten gerecht werden zu können. Daher hat der Gesundheitsminister den Start des Virtuellen Krankenhauses vorgezogen.
 
Ministerpräsident Armin Laschet: „Jetzt zahlt sich aus, dass das Land und die Krankenhäuser bereits seit Monaten das Virtuelle Krankenhaus vorbereiten. Das versetzt uns in die Lage, in der jetzigen Krise höchste Expertise in jeden Teil des Landes zu bringen – und so Menschenleben zu retten. Die Mediziner des Universitätsklinikums Aachen nutzen dabei einen zweiten entscheidenden Vorsprung: Sie haben durch die Ausbreitung des Corona-Virus im Kreis Heinsberg bereits zahlreiche Covid-19-Patienten behandelt und dadurch eine unschätzbare Expertise aufgebaut. Diese Erfahrung geben sie nun über telemedizinische Betreuung an Ärzte in anderen Kliniken in Nordrhein-Westfalen weiter. Spitzentechnologie und Solidarität aus einem Guss – das Virtuelle Krankenhaus ist eine starke Visitenkarte für Nordrhein-Westfalen.“
 
Klinikdirektor Prof. Gernot Marx demonstrierte dem Ministerpräsidenten die Funktionsweise des Virtuellen Krankenhauses mit einer Live-Visite ins Krankenhaus St. Marienhospital in Düren und ins Städtische Krankenhaus in Düren.
 
Prof. Gernot Marx: „Durch den Rückgriff auf die Expertise der beiden Unikliniken in Aachen und Münster kann die Zahl nutzbarer Intensivbetten in dieser Krisenzeit kurzfristig erheblich gesteigert und vor allem bei kleineren Krankenhäusern die Behandlung von schwerstkranken Covid19 Patienten bestmöglich unterstützt werden. Wir sind damit in Nordrhein-Westfalen besonders gut vorbereitet, um gemeinsam möglichst viele Menschenleben retten zu können.“
 
Ursprünglich sollte das Virtuelle Krankenhaus Nordrhein-Westfalen im Frühjahr 2020 zunächst in eine Pilotierungsphase mit einigen ausgewählten Indikationen gehen. Doch aufgrund der aktuellen Situation, hervorgerufen durch das Virus SARS-CoV-2, wird das Virtuelle Krankenhaus ab sofort für die Bereiche Intensivmedizin und Infektiologie die dringend erforderliche Expertise flächendeckend für Nordrhein-Westfalen zur Verfügung stellen. Die Unikliniken in Aachen und Münster verfügen über jahrelange Erfahrung im Bereich der Telemedizin und als Maximalversorger. Diese Erfahrung und Vorarbeit und die frühzeitige Planung und Koordinierung des Virtuellen Krankenhauses durch das Land ermöglichen es jetzt, deutlich schneller als geplant zu starten und lebensnotwendige Unterstützung in einer Krisensituation zu leisten.

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Tele-Intensivmedizin soll Krankenhäuser unterstützen
 
„Wir wollen sicherstellen, dass die Ärzte in kleineren Kliniken bei schwerwiegenden Beatmungsfällen direkt auf die Expertise der Unikliniken zugreifen können“, kündigte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann in dieser Woche an. Ziel sei es, bei Beatmungspatienten eine starke Steigerung der Behandlungsqualität auch außerhalb von Universitätskliniken zu erreichen. Das könne Druck von den Beatmungsstationen der Maximalversorgung nehmen und ermögliche, intensivpflichtige schwersterkrankte Covid-19-Patienten so lange wie möglich heimatnah zu versorgen. Minister Laumann dankte dem Gründungsausschuss für das Virtuelle Krankenhaus Nordrhein-Westfalen für die bisher geleistete hervorragende Arbeit.
 
Aufgrund der rasanten Verbreitung des Corona-Virus ist mit einer steigenden Zahl von Covid-19-Patienten zu rechnen, die intensivpflichtig erkranken und häufig auch beatmet werden müssen. Dies bedingt einen hohen Bedarf an qualifizierter intensivmedizinischer Behandlung, den es aufgrund der hohen Anzahl an betroffenen Patienten durch die Nutzung der Gesamtheit des intensivmedizinischen Versorgungspotentials aller Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen zu decken gilt. Wegen der Schwere der Erkrankung (Kreislaufversagen, Lungenversagen mit Erfordernis der invasiven Beatmung, gegebenenfalls Einsatz weiterer Organunterstützungssysteme, drohende Co-Infektionen) muss dabei das Behandlungsniveau dem eines Maximalversorgers entsprechen. Auf diese Versorgergruppe entfallen in Nordrhein-Westfalen jedoch nur ca. 2.500, also 45 Prozent der insgesamt über 5.500 ausgewiesenen Intensivbetten.
 
Für den zu erwartenden Bedarf im Rahmen der Covid-19-Pandemie muss deshalb die Behandlungsexpertise der Maximalversorger auch für die Häuser der Grund- und Regelversorgung und den dort befindlichen über 3.000 Intensivbetten so umfassend wie möglich verfügbar gemacht werden. Durch den Einsatz von Tele-Intensivmedizin kann die Zahl erforderlicher Intensivbetten mit adäquater medizinischer Expertise kurzfristig effektiv gesteigert und die erforderliche Behandlungsressource für Nordrhein-Westfalen im Idealfall mehr als verdoppelt werden. Durch den Rückgriff auf die eingespielten Ressourcen der beiden Unikliniken Aachen und Münster ist mit dem jetzt startenden Virtuellen Krankenhaus kurzfristig eine erhebliche Steigerung des in Nordrhein-Westfalen nutzbaren Intensivbettenpotentials möglich.
 
Hintergrundinformation zum Virtuellen Krankenhaus Nordrhein-Westfalen
 
Ziel des virtuellen Krankenhauses Nordrhein-Westfalen ist die Sicherstellung der Verfügbarkeit spezialisierter medizinischer Expertise durch ärztliche Konsile für alle Menschen im Land. Durch telemedizinische Konsultationen und Visiten soll dabei digital unterstützt flächendeckend hochspezialisierte medizinische Expertise für ausgewählte Indikationsbereiche mit besonderem Expertisebedarf den Behandlern bedarfsgerecht zur ortsnahen, qualitätsorientierten Versorgung zur Verfügung gestellt. Aufbauend auf den Erfahrungen und Erkenntnissen des Innovationsfondsprojektes TelNet@NRW soll das virtuelle Krankenhaus über eine Netzwerkstruktur die interdisziplinäre und intersektorale Zusammenarbeit zwischen ausgewählten Expertenzentren und den lokalen Behandler im stationären und im ambulanten Bereich unter Nutzung digitaler Informations- und Kommunikationstechnologien so digital wie möglich gewährleisten und steuern.
 
Um das Potenzial der digitalen Möglichkeiten für die Patientinnen und Patienten sowie Leistungserbringer auszuschöpfen, geht das Virtuelle Krankenhaus Kooperationen mit den einschlägigen medizinischen Spitzenzentren in Nordrhein-Westfalen ein. Dabei soll das Virtuelle Krankenhaus integrierter Bestandteil der GKV-Regelversorgung werden und die medizinischen Versorgungsstrukturen so qualitativer und zukunftsfähiger gestalten.
 
Die Uniklinik RWTH Aachen gehört seit Jahren zu den Vorreitern in der digitalen Medizin und hat mit der Elektronischen FallAkte Plus und dem Innovationszentrum für Digitale Medizin, wichtige Komponenten für die digitale Vernetzung aller Akteure geschaffen. Zudem konnten die Uniklinik RWTH Aachen und das Universitätsklinikum Münster mit dem Innovationsfondsprojekt TELnet@NRW gemeinsam das Fundament für das Virtuelle Krankenhaus legen. Im Rahmen des Projekts greifen bereits seit 2017 einige kleinere Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen auf die Expertise der Intensivmediziner und Infektiologen der beiden Unikliniken zurück.
 

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