Internationaler Tag der Wälder am 21. März: Gemeinsam wollen Waldbesitzer, Förster und Politik die Wälder künftig klimafester machen

Ministerin Heinen-Esser: Waldwirtschaft benötigt akute Hilfe, darüber hinaus muss der Wald aber langfristig fit gemacht werden für das künftige Klima

18. März 2019
phb Wald

Stürme im Winter und Frühjahr, Trockenheit im Sommer gefolgt von einer Massenvermehrung des Borkenkäfers sind Folgen des Klimawandels und haben in nordrhein-westfälischen Wäldern deutlich sichtbare Spuren hinterlassen.

Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz

Stürme im Winter und Frühjahr, Trockenheit im Sommer gefolgt von einer Massenvermehrung des Borkenkäfers sind Folgen des Klimawandels und haben in nordrhein-westfälischen Wäldern deutlich sichtbare Spuren hinterlassen. Im Jahr 2018 gerieten alle Baumarten unter Stress, vor allem die auf kühles und feuchtes Klima spezialisierte Fichte. Erste Forschungsergebnisse in diesem Jahr zeigen zudem, dass viele Borkenkäfer zumindest bis jetzt den Winter überlebt haben. Damit wächst die Gefahr einer Fortsetzung der Borkenkäferkalamität in das Jahr 2019 hinein. Wärme, Trockenheit und Borkenkäfer treffen dabei vor allem Fichtenwälder, die auf großer Fläche ohne Mischbaumarten wachsen.
 
Am 21. März ist „Tag der Wälder“. Im Vorfeld erklären das Umweltministerium, die Forstwirtschaft und Spitzenvertreter aus der Waldwirtschaft, ihren jeweiligen Beitrag dazu zu leisten, um die Wälder in Nordrhein-Westfalen gemeinsam fit für das künftige Klima zu machen.
 
Ministerin Ursula Heinen-Esser sagt zum Tag des Waldes: „Wir müssen zweigleisig fahren: Derzeit benötigt die Waldwirtschaft akute Hilfe. Dafür stehen 2019 rund 1,2 Millionen Euro zusätzliche Fördermittel von Bund und Land und für die folgenden vier Jahre weitere 550.000 Euro jährlich zur Verfügung. Darüber hinaus muss der Wald aber langfristig klimastabiler werden, denn zurzeit ist er zu anfällig für die Folgen des Klimawandels. Für den Waldbau bedeutet das: Vorsorge treffen und Risiken minimieren durch Diversifizierung und die Wahl geeigneter Baumarten. Die Waldschäden waren im letzten Jahr sehr groß und besorgniserregend, die extreme Sommertrockenheit hat alle Baumarten geschwächt. Der Klimawandel wird uns vergleichbare Situationen, wie wir sie 2018 hatten, künftig immer öfter bescheren. Mit unserem gemeinsamen Waldbaukonzept haben wir den aktuellen Stand der Forschung für die notwendige Klimaanpassung der Wälder kürzlich vorgestellt. Es wird künftig darauf ankommen, klimastabilere Mischwälder auf Basis heimischer Baumarten aufzubauen“.
 
Auch der Vorsitzende des Waldbauernverbandes Nordrhein-Westfalen, Dr. Philipp Freiherr Heereman unterstützt die Zielrichtung: „Forstwirtschaft mit ihrem einmaligen Produkt Holz ist eine wichtige Säule der gesamten Wirtschaft Nordrhein-Westfalens. Deswegen müssen wir zukunftsorientiert handeln, dazu steht im besonderen Maße der private Waldbesitz. Mit den Schwierigkeiten, die gegenwärtig auf dem Wald und unserem Holzmarkt lasten, dürfen die Waldbauern nicht alleine gelassen werden.
 
Andreas Wiebe, Leiter von Wald und Holz Nordrhein-Westfalen ist sich dessen bewusst: „Gerade im Zeichen des Klimawandels und der anstehenden forstlichen Strukturveränderung unterstützen und beraten unsere Försterinnen und Förster mit Überzeugung und Sachverstand die Waldbesitzer in unserem Land. Unsere Mitarbeitenden begegnen täglich Bürgerinnen und Bürgern im Wald. Sie machen jeden Tag die Erfahrung, wie wichtig der Wald für unsere Menschen im Lande ist, gerade auch im Ballungsraum und der Ballungsrandzone.“
 
Bürgermeister Bernhard Halbe, Vorsitzender des Gemeindewaldbesitzerverbandes Nordrhein-Westfalen hob hervor: „Die Bürger erleben vor allem gesunde und vitale Mischwälder als sehr positiv. Sie fördern Erholung, Motivation und Gesundheit. Gerade in unmittelbarer Nähe unsere Städte sind sie für die Naherholung von unschätzbarem Wert, wobei auch die Einnahmen aus dem Verkauf von Holz und dessen spätere Nutzung als CO2 – Speicher ihre Bedeutung haben.“
 
Gemeinsames Ziel aller Beteiligten ist es, insbesondere den privaten und kommunalen Waldbesitz in dieser Krise zu unterstützen. „Dabei können wir es nicht bei der rein fachlich beratenden Unterstützung der Waldbesitzer belassen. Ein umfassender Ansatz ist notwendig, der auch Hilfestellungen struktureller und finanzieller Art vorsieht. Neben den bereits beschlossenen und derzeit umgesetzten Hilfsmaßnahmen werden weitere Unterstützungen erforderlich sein“, bilanziert Heinen-Esser. Zur Bewältigung der Schäden im Wald hat das Land 2018 eine „Task Force Borkenkäfer“ eingesetzt. Sie koordiniert besitzartenübergreifende und konkrete Maßnahmen, wie z.B. potentielle Bekämpfungsstrategien, Holzlagermöglichkeiten oder Logistikverbesserungen. In der Task Force arbeiten gemeinsam Vertreter der Waldbesitz- und Holzwirtschaftsverbände, des Naturschutzes, des Bundes Deutscher Forstleute, der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt sowie Experten der Landesforstverwaltung Nordrhein-Westfalen.
 
Um 2018 umgehend mit konkreten Maßnahmen beginnen zu können, wurden Fördergelder für bis zu zehn sogenannte „Debarking Heads“ zur Umrüstung von Harvestern zu Erprobungszwecken freigegeben. Mit „Debarking Heads“ wird die Rinde befallener Bäume im Rahmen des üblichen Aufarbeitungsprozesses entfernt. Darüber hinaus hat der Landesbetrieb Wald und Holz forstlich ausgebildete „Kalamitätshelfer“ befristet eingestellt, um die extrem belasteten Personen in den Kalamitätsschwerpunkten zu unterstützen, die Bediensteten des Landesbetriebs selbst stehen den Waldbesitzenden mit Rat und Tat zur Seite. Angesichts der gegenwärtig schwierigen logistischen Situation hat die Landesregierung die derzeitigen Regelungen zum maximalen Transportgewicht von 44 Tonnen sowie zum Aussetzen des Sonn- und Feiertagsfahrverbots für den Transport von Kalamitätsholz bis zum Ende des Jahres 2019 verlängert. Die Regelung erfolgte in Abstimmung mit den angrenzenden Bundesländern, so dass auch eine überregionale Holzvermarktung erleichtert wird.
 
2019 stehen aktuell rund 1,5 Millionen Euro zusätzliche Fördermittel von Bund und Land für den Wald in Nordrhein-Westfalen zur Verfügung. Für die folgenden vier Jahre sind darüber hinaus weitere 550.000 Euro jährlich bereitgestellt worden. Darunter fallen ganz praktische Maßnahmen wie beispielsweise die Überwachung des Borkenkäferflugs, das Entrinden der von ihnen befallenen von Stämme im Wald sowie die Anlage von Trocken- und Nasslagerplätzen.
 
Als Teil der langfristig angelegten Klimaanpassungsstrategie Wald wurden 2018 mit dem neuen Waldbaukonzept, das vermehrt auf Mischwälder aus überwiegend heimischen Baumarten setzt, auch das neue Internetportal „Waldinfo.nrw“ vorgestellt.
 
Hintergrund zum Internationalen Tag der Wälder
(Quelle: FAO, Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen)
 
Der 21. März wurde erstmals 1971 Jahren von der FAO als „Tag des Waldes“ ausgerufen. Dies geschah als Reaktion auf die globale Waldvernichtung. Mit knapp vier Milliarden Hektar bedecken Wälder noch rund 30 Prozent der Erdoberfläche. Während sich – ausgehend von Deutschland – seit über 300 Jahren eine nachhaltige Forstwirtschaft in vielen Teilen Europas etablierte, ist die Sorge um die Regenwälder groß, die nach wie vor durch Raubbau und Klimawandel bedroht sind. Ende des Jahres 2012 wurde dann auf Beschluss der Plenarsitzung der UN-Generalversammlung der traditionelle 21. März eines jeden Jahres zum „Tag der Wälder“ auf internationaler Ebene erklärt. Dieser Welttag der Forstwirtschaft soll die Wichtigkeit aller Arten von Wäldern und ebenso der Bäume außerhalb von Wäldern betonen und würdigen. Einer breiten Öffentlichkeit soll deutlich gemacht werden, dass es im internationalen Zusammenspiel gilt, die nachhaltige Bewirtschaftung, die Erhaltung und die Entwicklung aller Arten von Wäldern und Bäumen zugunsten heutiger und künftiger Generationen zu stärken. In diesem Jahr steht der Tag der Wälder unter dem Motto „Wald und Bildung“.
 

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