Ministerpräsident Laschet zeichnet 19 Bürgerinnen und Bürger mit dem Landesverdienstorden aus

14. Mai 2019
Ministerpräsident Armin Laschet zeichnet 19 Bürgerinnen und Bürger mit dem Landesverdienstorden aus

Ministerpräsident Armin Laschet hat 19 Bürgerinnen und Bürger aus Nordrhein-Westfalen im Präsidentenschlösschen der Bezirksregierung Düsseldorf mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet.

Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen

Ministerpräsident Armin Laschet hat heute (14. Mai 2019) 19 Bürgerinnen und Bürger aus Nordrhein-Westfalen im Präsidentenschlösschen der Bezirksregierung Düsseldorf mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. Die Landesregierung ehrt damit traditionell ehrenamtlich besonders engagierte Bürgerinnen und Bürger für ihre herausragenden Verdienste für das Gemeinwohl und das Land Nordrhein-Westfalen.
 
Der Ministerpräsident bedankte sich für das außerordentliche gesellschaftliche Engagement bei den neuen Ordensträgerinnen und Ordensträgern: „Mit viel Spaß, Leidenschaft und Herzblut, mit viel Energie und Zeiteinsatz setzen sich diese Bürgerinnen und Bürger für ihre Mitmenschen ein – immer mit dem großen Ziel vor Augen, unser Land und das Leben ihrer Mitmenschen ein Stück besser zu machen. Sie motivieren und ermutigen andere, sich selber zu engagieren – sie sind wahre Vorbilder. Ich bin stolz, dass so leidenschaftlich engagierte Bürgerinnen und Bürger wie sie in Nordrhein-Westfalen zu Hause sind. Ich freue mich, ihnen heute auch persönlich für ihren Einsatz Danke sagen zu können mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen“, sagte Ministerpräsident Armin Laschet.

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Über den Landesverdienstorden
Der Verdienstorden des Landes ist 1986 aus Anlass des 40. Geburtstages des Landes Nordrhein-Westfalen von Johannes Rau gestiftet worden. Er wird an Bürgerinnen und Bürger als Anerkennung ihrer außerordentlichen Verdienste für die Allgemeinheit verliehen und ist eine der höchsten Auszeichnungen des Landes. Seit 1986 sind 1.605 engagierte Persönlichkeiten aus Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet worden – mit der heutigen Verleihung sind es 1.624. Die Zahl der Landesorden ist auf 2.500 begrenzt.
 
Ausgezeichnet mit dem Landesverdienstorden am 14. Mai 2019 wurden:
  • Christoph Biemann und Armin Maiwald, Köln:
    Den Moderatoren der „Sendung mit der Maus“ gelingt es seit Jahrzehnten in beeindruckender Weise, in informativen und kindgerechten Beiträgen jungen Menschen in Nordrhein-Westfalen und ganz Deutschland grundlegende Sachverhalte nahezubringen.
  • Till Brönner, Berlin/Witten:
    Der international erfolgreiche Jazz-Trompeter setzt sich seit über 15 Jahren für die „Nordoff/Robbins Musiktherapie“ in Witten ein.
  • Thomas Busch, Solingen:
    Thomas Busch wird für sein herausragendes Engagement im wirtschaftlichen und sozialen Bereich ausgezeichnet. Er gründete unter anderem die „Stiftung Seniorenhilfe“ und die „Walbusch-Jugendstiftung“.
  • Irmgard und Volker Dudek, Duisburg:
    Das Ehepaar Dudek unterstützt seit 2006 mit dem Verein „Gänseblümchen e.V.“ an Krebs erkrankte Kinder und ihre Familien.
  • Heinz Fuhrmann, Witten:
    Heinz Fuhrmann setzt sich seit Jahrzehnten engagiert für Senioren ein. Seit 1987 ist er ehrenamtlicher Leiter der Seniorengruppe in Witten, seit 2017 Seniorenbeauftragter der Stiftung Bahn-Sozialwerk Ortsstelle Witten.
  • Dr. Alexander Gerst, Köln:
    Dr. Alexander Gerst engagiert sich seit über zehn Jahren in der Raumfahrt. 2018 übernahm er im Rahmen seiner zweiten Forschungsmission „Horizons“ als erster Deutscher das Kommando der ISS. Durch seine Forschungsmissionen konnten zahlreiche wissenschaftliche und technologische Erkenntnisse im Bereich der Materialwissenschaften, der Robotik, der Klima- und Umweltforschung und der medizinischen Forschung gewonnen werden.
  • Richard Grünschläger, Witten:
    Der ehemalige Präsident der Bezirksregierung Arnsberg engagiert sich seit 1967 für die AWO und ist seit 2008 aktiv im Verein „Gesellschaft für Volksfeste – Hermann Bonner“ in Witten.
  • Ingeborg Hesse, Hamm:
    Ingeborg Hesse engagiert sich seit 1979 im Verein „Westfälischen Freilichtspiele e.V. – Waldbühne Heessen“ in Hamm, eines der besucherstärksten Amateurtheater Deutschlands. Seit 2005 ist sie Vorsitzende des Vereins.
  • Dr. Annette und Ernst Jansen-Winkeln, Mönchengladbach:
    Das Ehepaar Jansen-Winkeln engagiert sich für die Wahrung der Fensterglaskunst und gründete 1993 den Verein „Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e.V.“
  • Prof. Dr. Dr. h.c. Ursula Lehr, Bonn:
    Die Bundesministerin a.D. setzt sich seit über 50 Jahren vielfältig im Bereich der Gerontologie und der Seniorenpolitik ein.
  • Herbert Ludwig, Essen/Düsseldorf:
    Der Essener engagiert sich seit vielen Jahren im kulturellen Bereich. Unter anderem gründete er den Verein „psallite.cantate e.V. – Freunde und Förderer der Kirchenmusik in Düsseldorf“ und initiierte das „Internationale Düsseldorfer Orgelfestival“.
  • Harald Meurer, Alfter:
    Harald Meurer war 1999 Mitgründer des „HelpDirect.org“, dem ersten deutschsprachigen Spendenportal für Online-Spenden. Seit der Gründung konnten über eine Million neue Spender an mehr als 5.000 Organisationen weltweit vermittelt werden.
  • Wolfgang Overath, Köln:
    Der ehemalige Präsident des 1. FC Köln wird für sein sportliches und soziales Engagement ausgezeichnet. 1994 gründete er gemeinsam mit dem „SKM – Katholischer Dienst für soziale Dienste“ den „Wolfgang Overath Fonds“, durch den Menschen in sozialen Notlagen schnelle Hilfe erfahren. Zudem unterstützt er aktiv die Kampagne „Bewegung gegen Krebs“.
  • Dr. Jürgen Schmude, Moers:
    Der Bundesminister a.D. wird für sein langjähriges Engagement in Politik und Kirchenarbeit ausgezeichnet. 1985 bis 2003 war er Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland. 1992 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des „Kulturraumes Niederrhein e.V.“ und ist bis heute Kuratoriumsmitglied. 2005 bis 2012 war er Mitglied im Deutschen Ethikrat.
  • Theodor Schwedmann, Dülmen:
    Theodor Schwedmann leitete von 1997 bis 2013 das landesweite Lehrerfortbildungsprojekt „Erziehung nach Auschwitz“. Zwischen 1998 und 2003 organisierte er für Lehrerinnen und Lehrer aus Nordrhein-Westfalen Besuche der Gedenkstätte Yad Vashem. Auch Schülergruppen wurden von ihm nach Israel begleitet.
  • Dr. Reinhard Zinkann, Gütersloh:
    Dr. Reinhard Zinkann engagiert sich seit Jahrzehnten im berufsständischen und kulturellen Bereich, unter anderem im Vorstand der Deutsch-Niederländischen Handelskammer und als Präsident des „Industrie- und Handelsclub Ostwestfalen-Lippe e.V.“. Zudem ist er Vorsitzender des „Städtischen Musikvereins Gütersloh“ sowie im Vorstand des „Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft e.V.“. 
Hinweis:
Frau Irmgard Dudek war es nicht möglich, persönlich an der Verleihung des Landesverdienstordens teilzunehmen. Ihr Ehemann Volker Dudek hat den Orden für beide stellvertretend in Empfang genommen.
 
Die Laudationes an die neuen Ordensträgerinnen und Ordensträger im Wortlaut:
(es gilt das gesprochene Wort)
 
Christoph Biemann und Armin Maiwald aus Köln
Wer kennt sie nicht, die „Sendung mit der Maus“? Ihre Erkennungsmelodie ist ein mittlerweile klassischer Ohrwurm in Kinder­zimmern und auf den Smartphones jung gebliebener „Maus“-Fans. Und wer hat es nicht mitgemacht, das Sprache-Raten nach dem Vorspann in deutscher Sprache? Das kann Spanisch oder Türkisch, aber auch einmal Chinesisch
oder sogar Suaheli sein.
Millionen von Kindern und Erwachsenen haben durch die „Lach- und Sach­geschichten“ viel Spannendes, Wissens­wertes, Überraschendes und vor allem Unvergessliches mit auf ihren Lebensweg bekommen. Und immer auch Humor und einen fast liebevollen Blick auf die Welt, in der wir leben.
 
Das verdanken wir ganz besonders zwei Männern. Armin Maiwald gehört 1971 zu den Erfindern der „Sendung mit der Maus“ und kümmert sich vor allem um die kurzen Filme, die aus komplizierten Themen leicht verständliche Geschichten machen – Sachgeschichten eben. Und die Themen sind vielfältig: Vom „Alten Rom“ über Bundestagswahlen, die Entstehung des Internets und der Betrieb der Weltraumstation Mir – kaum eine Frage bleibt ohne Antwort. Wüssten wir ohne die Maus, wer eigentlich die Streifen in die Zahnpasta malt oder wie Buntstifte hergestellt werden? Ganze Generationen würden heute noch rätseln. Mit der markanten Stimme von Armin Maiwald wurden viele Rätsel gelöst.
 
Das zweite bekannte Gesicht der „Maus“ ist Christoph Biemann. Zunächst produziert er die Filmbeiträge, doch bald steht er selber vor der Kamera. Markenzeichen: Schnauzbart, grüner Pullover, viel Witz und Humor. Gern schlüpft der „WDR-Erklärbär“ in die Rolle eines großen Jungen mittleren Alters, der auf unterhaltsame Art technische, geschichtliche und gesellschaftspolitische Fragen löst.
 
Dass Armin Maiwald und Christoph Biemann auch neben der „Sendung mit der Maus“ ein großes Herz für Kinder haben, hat mich nicht verwundert. Beide sind Schirmherren der SOS-Kinderdorf-Stiftung. Für die Kinder ist es immer ein besonderes Erlebnis, hautnah mit den beiden in Kontakt zu kommen, die sie seit Jahren aus dem Fernsehen kennen. Armin Maiwald und Christoph Biemann sind ebenfalls Paten des Kinder- und Jugend­hospizes der Stiftung Bethel.
 
In seinen Filmen außerhalb des Maus-Universums zeigt Armin Maiwald die hoffnungslose Lage von Kinder in armen Ländern. In enger Zusammenarbeit mit dem Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ werden so die Hilfsprojekte des Missions­werkes erfolgreich bekannt gemacht.
Seit fast 20 Jahren ist Christoph Biemann Schirmherr des „Bundesverbandes herz­kranker Kinder“ mit Sitz in Aachen. Über die medizinische Versorgung hinaus erhalten Betroffene durch den Verein den so wichtigen sozialen und seelischen Beistand.
 
Lieber Armin Maiwald, lieber Christoph Biemann, all Ihre Auszeichnungen an dieser Stelle aufzuführen, würde länger dauern als eine „Sendung mit der Maus“. Denn es sind weit mehr als der Adolf-Grimme-Preis und das Bundesverdienstkreuz. Wir danken Ihnen heute für die vielen Jahre, in denen Sie mit der berühmten Maus und dem kleinen Elefanten Fernsehgeschichte geschrieben haben. Und in denen Sie Ihre Beliebtheit, Ihr Wissen und Ihr Können zum Wohle von Menschen eingesetzt haben, denen es nicht so gut geht wie Ihren kleinen und großen Zuschauerinnen und Zuschauern.
 
Als Anerkennung dafür verleihe ich Ihnen heute den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.
 
Till Brönner aus Berlin
Musiker von Weltruf, Komponist, Arrangeur, Professor – all das verbindet man mit dem Namen Till Brönner. Dass er eine zweite Karriere als Fotograf gestartet hat, wissen wahrscheinlich schon deutlich weniger Menschen.
Und dass es auch einen ehren­amtlich engagierten Wohltäter namens Till Brönner gibt, das hat sich wahrscheinlich auch noch nicht so weit herumgesprochen, wie es nötig und verdient wäre.
Der gebürtige Viersener Till Brönner hat mit den bekanntesten Musikern des Jazz weltweit musiziert. In Fachkreisen und unter seinen Millionen Fans gilt er als wahrer Klangästhet auf der Trompete. Er ist nicht nur Deutsch­lands bekanntester Jazz-Trompeter, sondern längst einer der international bekanntesten deutschen Jazzmusiker.
Der Professor an der Hochschule für Musik in Dresden in den Bereichen Jazz, Rock und Pop lässt seine Professur ruhen, um internationale Konzerttourneen mit seinen zahlreichen Ensembles und in vielfältigen Besetzungen vom Duo bis zum eigenen Orchester zu bestreiten. 2016 spielt er für Präsident Barack Obama im Weißen Haus.
Und dennoch vergisst Till Brönner seine Heimat und seine Herkunft nicht. So hat er unter dem Titel „Talking Jazz“ in der Bundes­kunsthalle in Bonn eine langjährige Konzertreihe veranstaltet. In seiner Geburts­stadt Viersen tritt er seit vielen Jahren beim Internationalen Jazzfestival auf.
Neben der Musik hat Till Brönner vor Jahren eine zweite Leidenschaft für sich entdeckt, die Fotografie, und auch das mit großem Erfolg. Anfang Juli eröffnet das Museum Küppers­mühle in Duisburg eine Ausstellung mit seinen Bildern vom Ruhrgebiet, das ihm wie uns allen in Nordrhein-Westfalen sehr am Herzen liegt.
 
Doch Till Brönner engagiert sich auch ehren­amtlich. Seit rund 15 Jahren unterstützt er das Nordoff/Robbins Zentrum in Witten. Dabei handelt es sich um eine musiktherapeutische Einrichtung, in der Musik als Therapie für behinderte Kinder und chronisch oder akut erkrankte Erwachsene mit psychischen oder psychosomatischen Erkrankungen eingesetzt wird. Till Brönner setzt sich und seine Popularität auf vielfältige Weise für diese Einrichtung ein, zum Beispiel als Moderator bei Charity Auktionen und Meet-and-Greet-Treffen nach seinen Konzerten. Ebenso ist er ein gefragter Gesprächspartner für Förderer des Zentrums, die er für sein Anliegen gewinnen kann.
 
Dank seines Netzwerks wirbt er außerdem für die Arbeit des Zentrums. Ihren sechsstelligen Gewinn in der Quiz-Sendung „Frag doch mal die Maus“ haben Sie, lieber Till Brönner, dem Nordoff/Robbins Zentrum zur Verfügung gestellt. Dieser herausragende Einsatz für andere Menschen, den Sie mit eher „leisen Tönen“, aber nicht minder erfolgreich begleiten, soll heute gewürdigt werden.
 
Und so freue ich mich, Ihnen heute auch persönlich „Danke!“ zu sagen mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.
 
Thomas Busch aus Solingen
„Carpe diem“ lautete der Wahlspruch von Thomas Busch zu seinem 80. Geburtstag im vergangenen Jahr. Thomas Busch steht mitten im Leben. Und er lebt sein Motto, den Tag zu nutzen, um Gutes zu tun. Ich bin sicher: Ginge es nach ihm, hätte jeder Tag deutlich mehr als 24 Stunden.
Der Unternehmer aus dem Bergischen, über viele Jahre hinweg Chef der Firma „Walbusch“, nennt sich selbst einen echten Workaholic. Und zwar ein erfolgreicher. Der „Kragen ohne Knopf“, der mit Krawatte stufenlos reguliert werden kann, ist eine echte Innovation seiner Firma. Seit Jahrzehnten gehört die Marke Walbusch zu den großen Versandhäusern in Deutschland.
 
Von 1992 bis 2008 vertritt Thomas Busch im Bundes­verband des Deutschen Versandhandels die Interessen seines Wirtschaftszweiges und gehört in dieser Zeit auch der Vollversammlung der IHK Wuppertal-Solingen-Remscheid an. Vor zehn Jahren wurde er Ehrenmitglied der IHK-Vollversammlung. Seitdem Thomas Busch die Geschäftsführung des Unternehmens abgegeben hat, nehmen soziale Projekte immer mehr Raum in seinem Leben ein, meist unterstützt von seiner Ehefrau. In den vergangenen 20 Jahren stieß Thomas Busch zahlreiche Stiftungsgründungen an. Und zwar an jedem runden Geburtstag! 1998 ist es die „Busch-Stiftung Quedlinburg St. Nikolai“, damit die frühgotische Kirche in der Quedlinburger Neustadt dauerhaft erhalten bleiben konnte. Auch die Kirche der evangelischen Kirchengemeinde Solingen-Dorp wird seit vielen Jahren großzügig mit einer eigens dafür gegründeten Stiftung unter­stützt.
 
Doch geht es Thomas Busch nicht allein um historisch wertvolle Bauwerke. Psychisch kranke und behinderte ältere Menschen und deren Angehörige erhalten in Solingen seit 20 Jahren Hilfe von der Busch-Stiftung „Seniorenhilfe“. Damit soll den Betroffenen ermöglicht werden, möglichst lange im gewohnten Umfeld leben zu können. Eine vierte Stiftung, die Walbusch-Jugend­stiftung, fördert seit 2008 die Chancen­gleichheit junger Menschen in Schule, Ausbildung und Beruf. Thomas Busch ist außerdem Gründungsstifter und Mitglied des Stiftungsvorstandes der „Jeunesses Musicales Stiftung“ im fränkischen Weikersheim, die sich der Förderung des musikalischen Nachwuchses verschrieben hat.
 
Lieber Thomas Busch, diese Liste Ihrer Verdienste um ältere und junge Menschen erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wie ich weiß, sind Sie auch langjähriger Förderer der „SOS-Kinderdörfer International“ und beteiligt an der Entstehung des „Zentrums für verfolgte Künste“ in Solingen. Bereits im Jahre 1999 erhielten Sie für Ihr ehrenamtliches Engagement das Bundes­verdienstkreuz.
 
Heute erhalten Sie in Anerkennung Ihres vielfältigen Engagements für unser Land und seine Menschen den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.
 
Irmgard und Volker Dudek aus Duisburg
An Krebs erkrankt zu sein, das ist für jeden Menschen eine furchtbare Diagnose. Doch wenn es ein Kind trifft, dann ist das unerträglich – besonders für das Kind, aber immer auch für seine Familie und Freunde. Nichts ist mehr so wie früher. Und dann ist es besonders wichtig, Menschen an seiner Seite zu haben, die sich geradezu liebevoll um krebskranke Kinder und ihre Angehörigen kümmern. Solche Menschen sind Irmgard und Volker Dudek.
Auf den Gedanken, einen eigenen Verein zu gründen, kommen die Eheleute Dudek über die „Essener Elterninitiative für krebskranke Kinder“. Hinzu kommt, dass ihr Sohn seinen Zivildienst in der Kinderonkologie des Universitätsklinikums Essen ableistet. Er erzählt seinen Eltern vom Schicksal der kleinen Patienten. Auch sie sind tief berührt und beschließen, selber aktiv zu werden.
 
Im Jahr 2006 gründen Irmgard und Volker Dudek in ihrer Heimatstadt Duisburg den Verein „Gänseblümchen NRW“. Von ihrer Wohnung aus organisieren beide die ehren­amtliche Hilfe für krebskranke Kinder und ihre Familien. Weil keine Miete anfällt und ihre Mitstreiter sich ehrenamtlich engagieren, kommen Spenden und Beiträge eins zu eins den krebskranken Kindern zugute.
Der Verein ist zwar an kein Krankenhaus gebunden, arbeitet aber eng mit den Universitätskliniken in Essen und Düsseldorf zusammen.
Bei der Einwerbung von Spenden kennt die Kreativität von Irmgard und Volker Dudek kaum Grenzen: Spenden aus der Wirtschaft und von Privatleuten, Basare, Tombolas und Versteigerungen auf Messen, Weihnachts­märkten und Schulfesten, Pfandflaschen-Sammel­aktionen – alles ist möglich und willkommen. Jährlich kommen so rund 40.000 Euro zusammen.
Der Verein hilft, wo es nötig ist. Das kann die Kostenübernahme für eine Prothese sein, die Verpflegung von Eltern in finanziellen Nöten während der Krankenhausaufenthalte des Kindes oder die Organisation von Ausflügen, damit die Kinder und ihre Familien eine Auszeit vom Alltag nehmen können. Das ist ein Geschenk, dessen wahren Wert man nicht genug schätzen kann.
 
Immer wieder hält Frau Dudek auch persönlich „Bettwachen“ im Krankenhaus, damit die Eltern sich ein wenig erholen oder sich um ihre gesunden Kinder kümmern können. Gelegentlich werden sogar medizinische Geräte einer Krebsstation finanziert. Für viele „Gänseblümchen-Kinder“, liebes Ehepaar Dudek, wurden Sie zu Oma und Opa. Und das ist wohl die schönste Anerkennung!
 
Eine der größten Anerkennungen unseres Landes Nordrhein-Westfalen ist der Verdienst­orden, mit dem ich Sie heute auszeichnen darf.
 
Heinz Fuhrmann aus Witten
Heinz Fuhrmann ist Eisenbahner mit Leib und Seele. Und er ist Gewerkschafter mit Leib und Seele. Beides fügt sich dann so fest zusammen, dass er fast sein gesamtes Leben über für „seine“ Eisenbahn und für „seine“ Eisenbahnerinnen und Eisenbahner aktiv ist – beruflich und ehrenamtlich. Bis heute nimmt er regen Anteil an Veranstaltungen in seiner Heimatstadt Witten zu sozialen oder senioren­politischen Themen. Und das im stolzen Alter von 91 Jahren!
 
Gemeinsam mit Heinz Fuhrmann blicken wir heute zurück auf ein langes, ein erfülltes Leben und auf einen Berufsweg, der heutzutage selten ist. Im jungen Alter von 14 Jahren wird er Eisenbahner und beginnt seine Ausbildung zum Schlosser. Kurz nach dem Krieg tritt er in die Gewerkschaft der Eisen­bahner Deutschlands ein. Nicht weniger als 45 Jahre lang ist er dann im Weichenwerk an der Kronenstraße in Witten beschäftigt.
Vieles hat sich seitdem geändert, eines aber niemals: Heinz Fuhrmanns Treue zu seiner Gewerk­schaft, auch und gerade dann nicht, als nach und nach immer mehr Einzelgewerkschaften bei der Deutschen Bahn entstehen. Sein Motto bleibt „Gemeinsam sind wir stark“.
Früh engagiert sich Heinz Fuhrmann als Gewerkschafter für seine Kolleginnen und Kollegen. Zunächst als Ortsjugendleiter und Vertrauensmann, später als Vertrauensmann der Schwerbehinderten, als Sprecher im Seniorenrat der Gewerkschaft, in der Seniorengruppe des Ortsverbandes Witten-Bochum, als Mitglied des Landesverbandes der Gewerkschaftssenioren in Nordrhein-Westfalen und dann sogar als Senioren­beauftragter für die „Stiftung Bahn-Sozial­werk“.
 
1987 geht Heinz Fuhrmann in den wohl­verdienten Ruhestand. Für ihn aber soll der neue Lebensabschnitt nicht auf dem Abstellgleis enden.
Für ihn bedeutet der Ruhestand eine echte Weichenstellung. Er gründet nämlich einen Seniorenkreis, der sich seither einmal im Monat trifft. Unermüdlich organisiert Heinz Fuhrmann 30 Jahre lang diese Treffen.
Als Vollblut-Gewerkschafter bleibt ihm der unmittelbare Kontakt zu den Kollegen der Bahn sehr wichtig. Bei seiner „Altherrenrunde“ geht es nicht nur um die Eisenbahn, sondern auch um die Probleme älterer Menschen: um barrierefreies Wohnen, um die Pflegeversicherung und ganz allgemein das Leben im Alter. Außerdem initiiert Heinz Fuhrmann für die Gruppe Tages­ausflüge und besucht seine früheren Kollegen im Krankenhaus oder im Pflegeheim.
 
Lieber Heinz Fuhrmann, Sie waren ein Leben lang für andere da, haben sich gekümmert und geholfen, wann und wo immer es nötig war. Solidarität ist für Sie keine Parole, sondern eine Lebensaufgabe – nein, viel mehr noch: eine Lebenseinstellung. Wir verneigen uns vor Ihrer Lebensleistung. Heute erhalten Sie dafür den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.
 
Dr. Alexander Gerst aus Köln
Zu den größten Träumen in der Geschichte der Menschheit gehört, den Weltraum zu erobern. Oder doch wenigstens unseren blauen Planeten von oben zu sehen. Sie, lieber Alexander Gerst, haben sich diesen Traum erfüllt, und Sie haben uns alle auf Ihre faszinierenden Reisen in die Weiten des Alls mitgenommen.
 
War die erste Mondlandung noch ein großer Schritt für die Menschheit, den Millionen Menschen an den Fernsehschirmen verfolgten, blieben Forschungsmissionen ins All für viele doch eine recht trockene Materie.
Spezialisten führten Experimente durch, deren Sinn kaum jemand so recht verstand. Sie aber, lieber Alexander Gerst, haben Millionen Menschen mit ihren schwerelosen Experimenten begeistert, weil Sie wunderbar erklären können, was zum Beispiel „fliegende Gehirne“ sind und dass auf der Interna­tionalen Raumstation nicht nur die Flugbahnen von Satelliten, sondern auch die Routen von Zugvögeln analysiert werden.
Seit zehn Jahren gehört Alexander Gerst nun zum Astronautenkorps der European Space Agency. 2014 bricht er zu seiner ersten Forschungsmission „Blue Dot“ auf der Inter­nationalen Raumstation (ISS) auf. In rund 400 Kilometern Höhe wirkt Alexander Gerst an rund 100 Experimenten mit. Nach fünfeinhalb Monaten kehrt er auf die Erde zurück.
Im Juni 2018 startet er zur Langzeitmission „Horizons“ zur ISS und betreut insgesamt rund 200 Experimente. Als erster Deutscher und zweiter Europäer überhaupt ist er der Kommandeur der ISS. Kurz vor Weihnachten landet er nach sechseinhalb Monaten im All gesund auf der Erde.
 
Ganz Deutschland ist begeistert. Und das nicht nur, weil ein heraus­ragender Wissenschaftler gezeigt hat, warum Deutschland einen internationalen Spitzen­platz in Wissenschaft und Technologie belegt. Nein, „Astro-Alex“ hat uns das Weltall so nahegebracht hat wie niemand zuvor, ob in Fernsehsendungen und Interviews, in den sozialen Medien und natürlich im berühmten Horizons-Blog live aus dem All.
 
Wer wird sie jemals vergessen können, die Bilder von der ISS mit der berühmtesten Maus Deutschlands und dem kleinen blauen Elefanten?
Allein das zeigt, wie Sie, lieber Alexander Gerst, auf geradezu spielerische Weise, mit viel Phantasie und Leidenschaft vor allem junge Menschen für Forschung und Technik begeistern können. Damit legen Sie den Grundstein für unseren künftigen wissen­schaftlichen Nachwuchs.
Lieber Alexander Gerst, wir sind sehr stolz darauf, dass Sie bei uns in Nordrhein-Westfalen zuhause sind und immer wieder zu uns zurückkehren, auch wenn Sie dafür eine Sojus-Kapsel brauchen und mehrmals die Erde umkreisen müssen. Für Ihre großartigen Verdienste um den Wissenschafts- und Technologiestandort Nordrhein-Westfalen zeichne ich Sie mit dem Verdienstorden unseres Landes aus.

Richard Grünschläger aus Witten
Richard Grünschläger hat ein langes Arbeits­leben hinter sich. Mit 16 Jahren beginnt er seinen Dienst bei der Stadtverwaltung Witten und absolviert die Ausbildung zum Kommunalbeamten. Im Rathaus durchläuft er dann Stationen, die seine weitere Laufbahn prägen sollen. So arbeitet er im Rechtsamt und leitet später das städtische Jugendamt. Der Gewerkschafter Richard Grünschläger ist außerdem Mitglied des Personalrats und engagiert sich in seiner Freizeit bei der Arbeiterwohlfahrt und in der SPD.
Sein Einsatz wird belohnt. Nach der Landtags­wahl 1966 zieht der überzeugte Sozialdemo­krat in den Landtag von Nordrhein-Westfalen ein. In Düsseldorf hat soeben die erste sozial­liberale Koalition in der Bundesrepublik Deutschland die Regierungsgeschäfte übernommen. Richard Grünschlägers Schwer­punkte sind die Landesplanung und eine Verwaltungsreform, die 1975 in die große kommunale Gebietsreform mündet.
Manche von Ihnen werden sich erinnern, dass damals tausende kleine Gemeinden ihre Selbständigkeit verloren und größeren Städten und Kreisen zugeschlagen wurden – nicht selten gegen erbitterten Widerstand. Besonders gefordert ist Richard Grünschläger bei der schwierigen Ruhrgebietsreform. Als „Kind des Reviers“ meistert er mit seinem Wissen um Land und Leute auch diesen Kraftakt. Was viel Unmut hervorgerufen hatte, erweist sich mit den Jahren unter dem Strich als richtig.
 
1977 wird Richard Grünschläger zum Regierungspräsidenten von Arnsberg ernannt. Ein besonderes Anliegen ist ihm die Stärkung ländlicher Regionen. So sollen in Süd-Westfalen und anderen Gebieten dieselben Lebensverhältnisse möglich oder die gleiche Infrastruktur vorhanden sein wie in den Großstädten unseres Landes. Mit diesem ehrgeizigen Ziel vor Augen lässt Richard Grünschläger Jahresförderprogramme erstellen. Er nutzt seine guten Kontakte in die Landespolitik und in die Landesverwaltung. Zu den Bürgerinnen und Bürgern – darauf legt er allergrößten Wert – hat er einen guten Draht. Aus zahllosen Terminen vor Ort nimmt er ihre Wünsche, ihre Sorgen und Ideen mit ins Regierungspräsidium. Heute ist Südwest­falen eine unserer Vorzeigeregionen, wirtschaftlich erfolgreich und landschaftlich ein Juwel.
 
Lieber Richard Grünschläger, als Sie 1990 auf eigenen Wunsch in den Ruhestand gingen, waren viele Menschen darüber betrübt. Sie gelten als „Wittener Urgestein“, als ein Kümmerer, der sich für die kleinen Leute einsetzt. Sie waren sozusagen ein Lobbyist der Bürgerinnen und Bürger. Sie haben gezeigt, dass Staat, Verwaltung und Politik viel erreichen können für die Menschen. Das mag selbstverständlich klingen. Aber das ist es bis heute nicht überall. Für Richard Grünschläger war es das schon früh.
 
Für Ihre Verdienste um unser Land und unsere Demokratie möchte ich Ihnen heute meinen herzlichen Dank aussprechen und Ihnen den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen verleihen.
Ingeborg Hesse aus Hamm
Das Theater sei weder eine Schulstube noch ein Priesterseminar, sondern ein Ort, an dem die Leute „lachen oder flennen“ oder beides tun sollen. Diese markigen Worte stammen von Carl Zuckmayer. Wenn er Recht hat, dann haben Sie, liebe Ingeborg Hesse, alles richtiggemacht. Recht geben Ihnen auf jeden Fall die Besucherzahlen der Westfälischen Freilicht­spiele der Waldbühne Heessen. Mit bis zu 70.000 Zuschauern pro Spielzeit gehört Ihre Bühne zu den beliebtesten Amateurtheatern nicht nur in Nordrhein-Westfalen, sondern in ganz Deutschland.
 
Als Enkelin des Mitbegründers der Waldbühne Anton Funke liegt Ingeborg Hesse die besondere Faszination einer Bühne zwischen Bäumen sprichwörtlich im Blut. Vor vier Jahrzehnten wird sie Mitglied der Waldbühne Heessen und übernimmt bereits kurz darauf für 33 Jahre als Geschäftsführerin die Verantwortung für die finanziellen Geschicke des Vereins. Seit 2005 ist sie die erste Vorsitzende des Waldbühne Heessen.
Während Sie, liebe Ingeborg Hesse, in kleineren Rollen auch auf der Bühne zu sehen waren, spielen Sie hinter dem Vorhang die Hauptrolle. Dort gibt es wahrlich genug zu tun, tragen Sie doch die Verantwortung für bis zu 140 Schauspielerinnen und Schauspieler während einer ausgefüllten Sommersaison. Und selbst in der kalten Jahreszeit dürfen sich die Zuschauer über die Aufführungen des Winter-Theaters im Studiosaal freuen. Bei der Auswahl und Inszenierung von jährlich drei Stücken laufen bei Ihnen alle Fäden zusammen. Jahr für Jahr sorgen Sie für ein liebevoll gestaltetes und dennoch kosten­günstiges Kulturprogramm.
Ingeborg Hesse ist ein wahres Organisations­talent. Selbst in unübersichtlichen Situationen verliert sie nicht den Überblick und trifft besonnen die richtigen Entscheidungen. Aber auch für weniger spektakuläre Rollen ist sie sich nicht zu schade: Spät abends nach einer langen Vorstellung noch zum Besen zu greifen, die Tische abzuputzen und schnell noch ein paar Mülleimer leeren, das ist für sie eine Selbstverständlichkeit. Denn die Aktiven der Waldbühne Heessen sind eine große Familie – nicht nur auf, sondern auch neben der Bühne. Und ihre gute Seele heißt Ingeborg Hesse. Zum Glück teilt ihr Ehemann die Leidenschaft fürs Theater uneingeschränkt und zieht mit ihr an einem Strang.
All das, was Sie, liebe Frau Hesse, in den letzten Jahrzehnten möglich gemacht haben, spielt sich eben nicht nur an der Waldbühne ab. Unzählige Stunden sorgen Sie hinter den Kulissen dafür, dass Ihre Zuschauerinnen und Zuschauer lachen oder weinen können, um auf Carl Zuckmayer zurück zu kommen.
 
Liebe Frau Hesse, Ihre Bescheidenheit ist sprichwörtlich. Sie stellen sich immer in den Dienst der Sache und drängen sich nicht ins Rampenlicht. Heute kommen Sie nicht darum herum. Mit Freude und sicherlich auch im Namen Hunderttausender begeisterter Zuschauer überreiche ich Ihnen als Dank für Ihr Engagement den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.
 
Dr. Annette und Ernst Jansen-Winkeln aus Mönchengladbach
In den vergangenen 30 Jahren wurden in Deutschland mehr als 1.000 Kirchen, Kapellen und sonstige Räume für Gottesdienste aufgegeben, abgerissen, umgewidmet oder anderen Religionen überlassen. Das hat viele Gründe – und immer dieselbe Folge: In den meisten Fällen gehen dabei echte Kultur­schätze unwiederbringlich verloren.
Die Kunsthistorikerin Annette Jansen-Winkeln und ihr Ehemann Ernst haben es sich zur Lebensaufgabe gemacht, zumindest die Kirchenfenster zu retten. Denn schließlich bietet diese Glasmalerei nicht nur einen faszinierenden Anblick. In vielen Fällen spiegelt sie die Geschichte einer ganzen Region wider: So sind in Bergbauregionen etwa Motive wie Hammer und Meißel oder ganze Fördertürme zu finden. Nebenan im Neusser Rathaus wurden die Bürgerschützen in Glas verewigt. Und in der Kirche St. Joseph in Gelsenkirchen-Schalke trägt der Heilige Aloysius Fußballschuhe mit einem Fußball zu seinen Füßen. So – und wie auch anders? – wird dort an den Meistertitel von Schalke 04 im Jahre 1958 erinnert.
 
Seit Jahrzehnten haben sich die Eheleute Jansen-Winkeln der Glasmalerei verschrieben. 1993 gründen sie die „Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahr­hunderts“ und beginnen auf eigene Kosten, Kirchenfenster in Nordrhein-Westfalen, in Teilen der Niederlande und in Luxemburg zu erfassen. 2016 gründen sie die „Europäische Akademie für Glasmalerei“ als gemeinnützige Stiftung. Gemeinsam fotografieren sie mehr als 100.000 Glasfenster und stellen eine umfangreiche Dokumentation zusammen, die auch die kulturhistorischen Hintergründe deutlich macht.
Der Architekt Ernst Jansen-Winkeln erfasst außerdem die Grundrisse der Kirchen und anderer städtischer Gebäude mit besonderer Glaskunst.
Dieses Archiv dürfte einmalig sein in Europa. Im Internet kann sich jeder über die Glaskunst „seiner Kirche“ oder anderer besonderer Gebäude vor Ort informieren. Wer einen Blick auf dieses unglaubliche Werk von Annette und Ernst Jansen-Winkeln wirft, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus und wird begeistert sein.
 
Und so können die Eheleute Jansen-Winkeln zahlreiche Fenster vor der Zerstörung bewahren. Mehr als 600 Glasfenster lagern in ihrem privaten und lange Zeit komplett aus eigener Tasche finanzierten Depot. Dank ihnen werden manche Fenster sogar wieder in anderen Kirchen eingebaut. Und wenn ihre Pläne in Erfüllung gehen, dann werden die meisten Kunstwerke eines Tages sogar ausgestellt werden. Das ist beiden – und uns allen – von Herzen zu wünschen.
 
Liebe Annette Jansen-Winkeln, lieber Ernst Jansen-Winkeln, es lässt sich kaum ermessen, wie viel Zeit, Kraft und Nerven Sie in den vergangenen Jahrzehnten aufgewendet haben müssen, um das kulturhistorische Erbe tausender prachtvoller Glasfenster zu bewahren. Heute sagen Ihnen das Land Nordrhein-Westfalen und ich persönlich „Herzlichen Dank!“ für Ihren unschätzbaren Einsatz zum Erhalt dieses Kunstschatzes.
 
Professor Dr. Dr. h.c. Ursula Lehr aus Bonn
Als vor fast 50 Jahren Ursula Lehrs Standard­werk „Psychologie des Alterns“ erschien, da war sie eine echte Pionierin. Sie gehörte zu den wenigen, die sich mit den vielfältigen Veränderungen beschäftigten, die das Altern für einen Menschen mit sich bringen – und zugleich für jene, die ihn betreuen und pflegen. Auch die Frage, wie Menschen in Würde alt werden können, war kein Thema in der Öffentlichkeit. Aber dann reifte die Erkenntnis, dass die alternde Gesellschaft weit mehr ist als eine fundamentale Heraus­forderung für den Sozialstaat oder die moderne Arbeitswelt. Das auch. Aber es geht hier um nichts weniger als um unser Verständnis von einer gerechten und mensch­lichen Gesellschaft. Diesen Zusammenhang hat Ursula Lehr an vielen Stellen deutlich gemacht.
 
Bereits 1972 wird sie auf einen Lehrstuhl an der Universität Köln berufen, drei Jahre später folgt sie dem Ruf nach Bonn als Professorin für Psychologie. 1986 gründet sie an der Universität Heidelberg das Institut für Gerontologie und entwickelt für diesen Bereich einen Aufbaustudiengang. Bis zur Emeritierung 1998 ist sie Inhaberin des ersten Lehrstuhls für Gerontologie in Deutschland. Ihre Forschungsergebnisse, in die Praxis umgesetzt, ermöglichen unzähligen Menschen, ein aktives Leben mitten in der Gesellschaft zu führen. Wenn heute so viele Menschen bis ins hohe Alter aktiv sind und ihren Lebensabend genießen, dann hat das viel mit dem Lebenswerk von Ursula Lehr zu tun.
In der Öffentlichkeit bekannt wird sie 1988 als Bundesministerin für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit. In diesem Amt initiiert sie den 1. Altersbericht einer Bundesregierung. Seniorenpolitik ist nun also endlich und endgültig in der Politik angekommen.
 
Ursula Lehr widmet sich bald wieder ihren Forschungen. 1995 ist sie die Gründungs­direktorin des „Deutschen Zentrums für Alternsforschung“ in Heidelberg. Es folgen zahlreiche Stationen in hochrangigen Ehren­ämtern, etwa als Präsidentin der „Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie" oder als Vorsitzende der „Bundesarbeits­gemeinschaft der Senioren-Organisationen“. Seit 2005 engagiert sie sich für die „Bürger­stiftung Rheinviertel“ in Bonn. Für das Pilot­projekt des bundesweit ersten „Integrierten Hospizes in der Altenpflege“ wurde die Bürgerstiftung 2009 mit dem „Deutschen Innovationspreis“ ausgezeichnet. Weitere Vorhaben wie „Generation 50+“ zur Vernetzung der älteren Mitglieder oder ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt folgen, immer verbunden mit dem Namen Ursula Lehr.
 
Liebe Frau Professorin Lehr, für Ihr heraus­ragendes Lebenswerk wurden Sie vielfach ausgezeichnet, so mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland. Ich bin stolz, dass so eine renommierte Persönlichkeit wie Sie bei uns in Nordrhein-Westfalen zu Hause ist und verleihe Ihnen heute mit großer Freude den Verdienstorden unseres Landes.
 
Herbert Ludwig aus Essen
Die Orgel gilt als das Instrument mit dem längsten Atem der Welt – und als eines der ältesten. Sie wurde bereits im 3. Jahrhundert vor Christus erfunden. Ihre bewegte Vergangenheit ist eine Erfolgsgeschichte. Mit gutem Grund hat die UNESCO den Orgelbau und die Orgelmusik in Deutschland in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Herbert Ludwig hat an dieser Erfolgs­geschichte mitgeschrieben. Und langen Atem hat er dabei allemal bewiesen. Im Jahr 2003 gründet er den Verein der Freunde und Förderer der Kirchenmusik „psallite.cantate“, mit über 200 Mitgliedern mittlerweile der größte Düsseldorfer Förderverein für Kirchen­musik. Sein Vorsitzender hat Großes vor. 2005 entwickelt Herbert Ludwig das Konzept des „Internationalen Düsseldorfer Orgelfestivals“, des IDO. Schon ein Jahr später findet es mit 20 Konzerten statt. Herbert Ludwig ist Initiator, Organisator und Hauptsponsor in einer Person.
Dem Intendanten des IDO – Sie ahnen es: er heißt Herbert Ludwig – gelingt es immer wieder, überregional bekannte und internatio­nale Künstler mit ganz verschiedenen Instrumenten und aus Sparten wie Jazz, Pop und Swing zu engagieren, die man zuvor nicht mit Orgelmusik in Verbindung gebracht hätte. Japanische Trommeln und Posaunen erklingen hier ebenso wie Interpretationen großer Hits der Pop- und Rockgeschichte aus den Pfeifen von Kirchenorgeln. Ein breites Spektrum von Stilen und Stimmungen unter­streicht Jahr für Jahr die Einzigartigkeit dieses Festivals, seine Qualität und Kreativi­tät. Und zugleich wird der Dialog zwischen den Religionen mit zahlreichen Konzerten begleitet und gefördert. Beim IDO erklingt typische Musik aus Christentum, Judentum und Islam.
 
So leistet das Festival einen klang­vollen Beitrag zum friedlichen Miteinander der Religionen und damit für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Kurzum: Hier werden wirklich alle Register gezogen!
In kurzer Zeit gewinnt das IDO-Festival eine Ausstrahlung, die weit über die Grenzen Nordrhein-Westfalens und Deutschlands reicht. Allein im vergangenen Jahr hatte das Internationale Düsseldorfer Orgelfestival weit mehr als 10.000 Gäste in rund 50 Veranstaltungen. Und die Fangemeinde wächst von Jahr zu Jahr. Doch Herbert Ludwig investiert nicht nur viel Zeit und Kraft in seine Leidenschaft für klassische und moderne Orgelmusik, sondern auch viel Geld, und zwar aus eigener Tasche. Wenn die öffentlichen Fördermittel nicht reichen, dann gleicht er die Lücken im Etat regelmäßig und ohne Aufhebens durch erhebliche Summen aus seiner Privatschatulle aus.
 
Lieber Herbert Ludwig, Sie haben die Kulturlandschaft unseres Landes um einen wahren Schatz bereichert. Dafür sagen wir Ihnen heute unseren Dank – nicht mit Orgeln und Fanfaren, aber mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.
 
Harald Meurer aus Alfter
Anfang dieses Jahres feierte das „World Wide Web“ seinen 30. Geburtstag. Es ist unglaublich, in welchem Tempo sich unsere Welt in dieser kurzen Zeit durch die Digitalisierung verändert hat. Nicht nur Computer und Smartphones, sondern längst auch das Auto, der Kühlschrank oder die Gartenbewässerung: Ohne Internet läuft heute fast gar nichts mehr.
Ein Pionier in der digitalen Welt ist Harald Meurer. Seit 1998 ist er in der Computer­branche unterwegs.
Er war Mitbegründer und Geschäftsführer des ersten deutschen Preisvergleichsportals „PriceContrast“. Heute leitet er gleich drei von ihm gegründete Internet-Firmen. Als Harald Meurer vor etwa 20 Jahren für die Opfer des Kosovo-Krieges spenden möchte, kommt er auf den Gedanken, dass man das Internet auch für wohltätige Zwecke und für Spenden nutzen könnte. Also konzipiert er das erste deutsche Portal für Online-Spenden und gründet den gemeinnützigen Verein „HelpDirect“.
Auf diesem Spendenportal können Organisationen kostenlos um Spenden für ihre Hilfsaktionen werben. Und jeder, der gerne spenden möchte, findet hier das passende Projekt – unterteilt nach Kategorien wie Kinderprojekte, Behinderte, Umwelt, Entwicklungshilfe, Gesundheit oder Hunger.
 
Im Laufe der Jahre entwickelt Harald Meurer das Spendenportal immer weiter und passt es an die Entwicklungen und Ereignisse um uns herum an. So werden Spendenpools nach Bereichen oder Ereignissen eingerichtet, damit gleichzeitig an mehrere Organisationen gespendet werden kann. Die gesammelten Spendengelder werden dann gleichmäßig zwischen diesen Organisationen verteilt. Außerdem erhalten gemeinnützige Organisa­tionen die Möglichkeit, ein kostenloses Spendentool direkt auf der eigenen Webseite zu installieren.
 
Mit Einführung der „HelpCard“ entsteht die erste Geschenkkarte zur Unterstützung sozialer Projekte. Die oder der Beschenkte bestimmt dann selbst, für welches wohltätige Projekt gespendet werden soll. Hier hat man mittlerweile die Wahl zwischen 1.500 Hilfs­organisationen in 130 Ländern weltweit. Rund 1.700 sogenannte „HelpShops“ unterstützten zurzeit als Partner das Spendenportal bei jedem Online-Einkauf durch Zahlung von Prämien. Der Ideenreichtum von Harald Meurer und seinem Team ist wie das World Wide Web: praktisch grenzenlos.
 
Lieber Harald Meurer, das schier grenzenlose Universum des Internets hat einen großen Teil Ihres Lebens geprägt. Und man kann sagen: Sie haben dazu beigetragen, dass es auch ein Ort der Hilfe und der Menschlichkeit im digitalen Zeitalter geworden ist. Dafür sind Sie vielfach geehrt worden, zum Beispiel 2012 mit dem Bundesverdienstkreuz.
Ich habe die große Freude, heute eine weitere Würdigung Ihres Lebenswerks hinzuzufügen: den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.
 
Wolfgang Overath aus Siegburg
Generationen von Fußballfans kennen ihn als die „Kölner Fußball-Legende“. Dabei ist Wolfgang Overath Siegburger. Aber auf dem Platz, da war und bleibt er ein echter „kölsche Jong“. Hier hat er fast alles erreicht: 1974 krönt er seine Laufbahn mit dem Titel des Fußball-Weltmeisters in der legendären Mann­schaft mit Sepp Maier, Franz Beckenbauer, Günter Netzer und vielen anderen Stars mehr. Mehr als 750 Mal ist er für seinen FC Köln aufgelaufen. Mit den Geißböcken gewinnt er 1964 die erste Deutsche Meisterschaft nach Gründung der Fußball-Bundesliga. Zwei Mal holt er den DFB-Pokal und ist zwischen 2004 und 2011 sogar Präsident seines Vereins. Da ist der Wiederaufstieg seines FC in dieser Spielzeit nur ein vergleichsweise kleiner, aber doch bedeutender Erfolg.
 
Was viele aber nicht wissen: Wolfgang Overath engagiert sich auch ehrenamtlich. Seine Welt ist nicht die der Fußball-Millionäre, die oft vergessen haben, woher sie kommen. Als jüngstes von acht Kindern wächst Wolfgang Overath in eher bescheidenen Verhältnissen auf. „Ich habe viel Glück gehabt“, sagte er einmal. Und was das heißt, Glück zu haben, das möchte er möglichst vielen zeigen, die eher auf der Schattenseite des Lebens stehen. Das treibt Wolfgang Overath an. Als Beirats­mitglied der Stiftung der Kreissparkasse Köln fördert er seit mehr als 20 Jahren junge Nachwuchssportler im Rhein-Sieg-Kreis.
 
Seit fast 15 Jahren gehört er dem Regionalbeirat von Siegburg/Lohmar an. Sein Engagement reicht aber noch weiter zurück. Vor genau einem Vierteljahrhundert gründet er gemeinsam mit dem Katholischen Verein für soziale Dienste im Rhein-Sieg-Kreis den „Wolfgang Overath Fonds“. Menschen in besonderen Notlagen soll damit möglichst unbürokratisch geholfen werden, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Jährlicher und inzwischen legendärer Höhe­punkt ist eine Weihnachtsfeier mit anschließender Bescherung. Wolfgang Overath lässt es sich nicht nehmen, seine Gäste persönlich zu begrüßen.
 
Seit 2002 ist er Schirmherr des E-Jugend-Cups zugunsten der Kinderkrebshilfe, der auch auf seine Initiative zurückgeht. Über 700.000 Euro sind durch diese Benefizturniere bisher zusammengekommen. Seit fünf Jahren ist er Botschafter der Initiative „Bewegung gegen Krebs“ der Deutschen Krebshilfe, des Deutschen Olympischen Sportbundes und der Deutschen Sporthochschule Köln. Sein Konterfei mit dem Slogan „bleib auf dem laufenden – mit Spaß und Bewegung“ hat viele dazu motiviert, sich mehr zu bewegen und so das Krebsrisiko zu verringern.
Lieber Wolfgang Overath, für Ihre Leistungen – die sportlichen und die ehrenamtlichen – sind Sie vielfach ausgezeichnet worden. „Was kann da noch kommen?“, werden Sie sich vielleicht gefragt haben. Seit wenigen Wochen wissen Sie es: Der Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen! Herzlichen Glückwunsch!
 
Dr. Jürgen Schmude aus Moers
Jürgen Schmude wird 1936 in Insterburg im damaligen Ostpreußen geboren. Seine Familie flieht 1944 vor der Roten Armee und zieht später an den Niederrhein. Flucht und Vertreibung mit all ihren schrecklichen Folgen gehören daher schon von Kindheit an zu seinem Leben. Nicht nur die Stadt Moers, ganz besonders aber die evangelische Kirche wird für Jürgen Schmude zur neuen Heimat. Sie wird wie die Politik sein Leben prägen.
 
Politik und Kirche sind in Jürgen Schmudes Leben eng miteinander verwoben. 25 Jahre lang, von 1969 bis 1994, gehört der promovierte Jurist dem Deutschen Bundestag an. 1978 wird der Parlamentarische Staats­sekretär beim Bundesinnenminister erstmals ins Kabinett von Helmut Schmidt berufen, zunächst als Bundesminister für Bildung und Wissenschaft, dann der Justiz. 1982 zerbricht die sozialliberale Koalition.
1985 wählt die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland Jürgen Schmude erstmals zu ihrem Präses.
 
Vier Jahre später überrascht ihn – so wie die meisten von uns – der Fall der Mauer. Präses Schmude ruft sofort zur Hilfe für die Kirche in der DDR auf. Mit der unverhofften Aussicht auch auf eine kirchliche Wiedervereinigung setzt er sich mit ganzer Kraft gegen eine „Übernahme“ ein und wirbt für ein kollegiales Miteinander. Er führt zusammen, was jahrzehntelang getrennt war. Dabei kommt ihm seine besonnene Art ebenso zugute wie seine Erfahrungen in der Bundespolitik. Er erwirbt sich das Vertrauen seiner ostdeutschen Brüder und Schwestern. So bleibt Jürgen Schmude bis 2003 Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland, 18 Jahre lang. Kein Präses der EKD amtierte auch nur annähernd so lange wie er.
 
Kirche und Politik – hinzu kommt bei Jürgen Schmude seine Leidenschaft für Kunst und Kultur. 1982 gehört er zu den Gründungs­mitgliedern des „Kulturraum Niederrhein“. Dieses grenzüberschreitende Projekt präsentiert innovative Kunst in der gesamten Region und leistet damit einen besonders schönen Beitrag für das Zusammenwachsen Europas. Auch das Schlosstheater von Moers hat Jürgen Schmude viel zu verdanken.
 
Lieber Jürgen Schmude, viele Beobachter und Weggefährten beschreiben Sie als stets freundlich, auf Ausgleich bedacht und als „unaufgeregt“. Ihr Name wird aber vor allem in Politik und Kirche immer verbunden bleiben mit Ihrem Einsatz für Demokratie, für Menschenrechte und ein friedliches Zusammenleben. Dafür haben Sie sich ein Leben lang in vielen Ämtern und Ehrenämtern engagiert, zuletzt im Deutschen Ethikrat. Wo Sie wirkten, haben Sie zusammengebracht, was zusammengehört, im wiedervereinigten Deutschland und in Ihrer Heimat am Niederrhein. Ich danke Ihnen heute mit großem Respekt mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.
 
Theodor Schwedmann aus Dülmen
Lieber Theodor Schwedmann, Sie selbst sollen einmal gesagt haben, Sie seien vom „Israel-Virus“ befallen. Was Sie damit meinen, wird bei einem Blick auf die letzten gut 20 Jahre Ihres Lebens deutlich. 1997 übernimmt Theodor Schwedmann als Fachberater bei der Bezirksregierung Münster die Leitung des Lehrerfortbildungsprojektes „Erziehung nach Auschwitz“. Was als Pilot­projekt für alle Lehrerinnen und Lehrer in Nordrhein-Westfalen von ihm entwickelt wurde, läuft bis heute. Das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte, der Nationalsozialismus und das Menschheitsverbrechen des Holocaust, lässt Theodor Schwedmann nicht los.
Wie konnte geschehen, was damals geschah? Wie konnte aus Vorurteilen und Hass millionenfacher Menschenmord werden? Und: Was können wir selber gegen das schleichende Gift des Antisemitismus tun?
 
Gerade junge Menschen, aber auch ihre Lehrerinnen und Lehrer brauchen Antworten auf diese Fragen. Theodor Schwedmann geht einen ganz neuen Weg. Er fährt ins Land der Opfer. In Kooperation mit der „International School for Holocaust Studies“ Yad Vashem Jerusalem reist er 1998 erstmals mit einer Gruppe von Lehrerinnen und Lehrern aus Nordrhein-Westfalen nach Jerusalem. Sie besuchen dort religiöse und kulturelle Stätten. Sie sprechen mit israelischen Pädagoginnen und Pädagogen über den Holocaust und die Lehren aus ihm. Mehr als 20 Gruppen begleitet Theodor Schwedmann nach Israel, darunter auch Gruppen von Schülerinnen und Schülern, die unbedingt Israel und die Gedenkstätte Yad Vashem besuchen möchten. Binnen kürzester Zeit spricht man nur noch von den „Theo-Seminaren“– auch in Israel.
 
Theodor Schwedmann ist es wichtig, die Opfer des Holocaust aus der Anonymität zu befreien. Er will ihnen ihren Namen und ihr Gesicht zurückgeben. Er und seine Arbeits­gemeinschaft dokumentieren das Schicksal einzelner Jüdinnen und Juden durch Zeitzeugenberichte.
So entsteht beispiels­weise ein Buch über die Kindheit von Helga Becker-Leeser aus Dülmen und, ganz zeitgemäß, eine App für das Smartphone, die neben Film- und Bildmaterial viele Hintergrundinformationen und Texte der Jugend­lichen zu Yad Vashem enthält.
 
Wie sehr die Arbeit von Theodor Schwedmann auch international geschätzt wird, zeigt eine außergewöhnliche Geste der „International School for Holocaust Studies“. Sie überreicht ihm einen symbolischen Schlüssel – ich zitiere – „zu unseren Herzen und zu Yad Vashem“.
Lieber Theodor Schwedmann, was als beruflicher Auftrag begann, entwickelte sich zu einem wichtigen Teil Ihres Lebens. Wir alle sind Ihnen zu Dank verpflichtet. Ihr „Israel-Virus“ ist vielleicht das wirksamste Gegengift zu Antisemitismus, zu Hass und Fremden­feindlichkeit. Und ein Stärkungsmittel für das friedliche Zusammenleben in unserem Land. Dafür sind wir sehr dankbar. Ich freue mich, Ihnen heute dafür den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen zu überreichen.
 
Dr. Reinhard Zinkann aus Gütersloh
Nordrhein-Westfalen ist ein starker Wirtschaftsstandort. Das verdanken wir den international agierenden Konzernen und den namhaften Familienunternehmen bei uns im Land. Sie haben dem Standort Nordrhein-Westfalen oft über Generationen hinweg die Treue gehalten. Viele von ihnen findet man in Ostwestfalen und nicht wenige in Gütersloh, unter ihnen ein großes Familienunternehmen, ein echter „Global Player“ und einer der größten Arbeitgeber in Ostwestfalen-Lippe. Ich spreche von der Miele-Gruppe. Ihr geschäftsführender Gesellschafter ist heute bei uns: Reinhard Zinkann.
 
Man sollte meinen, dass neben der Leitung dieses Weltunternehmens keine Zeit für weiteres Engagement bliebe. Reinhard Zinkann beweist: Das geht! Und wie! Es ist fast unglaublich, was Reinhard Zinkann leistet, regional, deutschlandweit und inter­national. Im Fachverband „Elektro-Haushalt-Groß­geräte“ des „Zentralverbandes der Deutschen Elektrotechnik- und Elektronikindustrie“ engagiert er sich dafür, dass in Deutschland trotz starker internationaler Konkurrenz auch in Zukunft elektrische Haushaltsgeräte produziert werden. So, wie es die Miele-Gruppe seit nunmehr 120 Jahren tut, gegründet von Carl Miele und einem gewissen Reinhard Zinkann.
 
Unser Gast gehört zur vierten Generation an der Spitze der Miele-Gruppe. Ein Familienunternehmer durch und durch! Das spiegelt sich auch in seinem ehrenamt­lichen Engagement wider. Im Jahr 2000 gehört Reinhard Zinkann zu den Gründungs­mitgliedern des Vereins „Family Business Network“. Außerdem vertritt er die Interessen von familien- und eigentümergeführten Unter­nehmen gegenüber der Politik und in der Öffentlichkeit im Verband „DIE FAMILIEN­UNTERNEHMER“. Insgesamt 20 Jahre lang engagiert sich Reinhard Zinkann im Präsidium des „Industrie- und Handelsclubs Ostwestfalen-Lippe“, sechs Jahre als sein Präsident. Er ist Präsident des europäischen Dachverbandes der Elektrogerätehersteller in Brüssel und seit zehn Jahren Vorstandsmitglied der Deutsch-Niederländischen Handelskammer.
 
Auch an anderer Stelle zeigt sich Reinhard Zinkann als leidenschaftlicher Europäer. Seit 2005 steht er der „Wirtschaftlichen Gesellschaft für Westfalen und Lippe“ vor. Sie verleiht alle zwei Jahre den Preis des Westfälischen Friedens an Persönlichkeiten, die sich für die europäischen Ideale einsetzen.
„Städtischer Musikverein Gütersloh“, „Stifter­verband für die Deutsche Wissenschaft“, „Stiftungsrat des Deutschen Stiftungs­zentrums“ und „Libanonstiftung der Gemeinschaft junger Malteser“ – man fragt sich, wie Reinhard Zinkann noch die Zeit findet, sich in diesen Verbänden an vorderster Stelle zu engagieren. Tatsache ist: Er findet sie.
Lieber Reinhard Zinkann, Ihre beruflichen und ehrenamtlichen Leistungen sind beeindruckend. Viele Menschen haben Ihnen viel zu verdanken. Und dafür danken wir Ihnen heute mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.
 
 

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