40 Jahre Vertragsnaturschutz: Erfolgsmodell soll weiter wachsen

Aus ersten Programmen für Ackerrandstreifen ist gemeinsamer Artenschutz im ganzen Land gewachsen – 5.000 zusätzliche Hektar geplant

29. September 2025
Eine Familie mit zwei Kindern streift durch eine hohe Wiese vor einem Dorf

Blühende Feldränder locken im Sommer Insekten an, Wiesen werden später gemäht, um Bodenbrüter zu schützen – und immer mehr Streuobstwiesen schützen unser Kulturerbe und die Artenvielfalt: Vertragsnaturschutz hat viele Gesichter und viele Gewinner.

Umwelt, Naturschutz und Verkehr

Blühende Feldränder locken im Sommer Insekten an, Wiesen werden später gemäht, um Bodenbrüter zu schützen – und immer mehr Streuobstwiesen schützen unser Kulturerbe und die Artenvielfalt: Vertragsnaturschutz hat viele Gesichter und viele Gewinner. Immer mehr Landwirtinnen und Landwirte ergreifen freiwillig Maßnahmen zum Schutz der Natur und erhalten dafür Ausgleichszahlungen vom Land. Zurzeit beteiligen sich 6.200 Betriebe mit mehr als 43.000 Hektar Fläche – und die Nachfrage steigt. Alle Beteiligten verfolgen das gemeinsame Ziel, Lebensräume für bedrohte Arten zu sichern, um das Naturerbe unseres Landes zu schützen. Zum 40-jährigen Bestehen dieser Erfolgsidee stellte Umweltminister Oliver Krischer bei der Jubiläumsfeier in seinem Ministerium weitere 5.000 Hektar im Jahr 2026 in Aussicht. 

„Wir können alle Anträge, die in diesem Jahr gestellt sind, genehmigen. Das ist eine sehr gute Nachricht für den Artenschutz. Damit schreiben wir eine Erfolgsgeschichte fort, die seit 40 Jahren von Überzeugung, Engagement und Freiwilligkeit lebt“, sagte Minister Oliver Krischer bei der Jubiläumsfeier im Umweltministerium. Damit sei das Ziel von 48.000 Hektar Vertragsnaturschutz-Flächen in Nordrhein-Westfalen nun in greifbarer Nähe. 

Beim Vertragsnaturschutz verpflichten sich landwirtschaftliche Betriebe freiwillig, Flächen nach naturschutzfachlichen Kriterien zu bewirtschaften. Im Gegenzug erhalten sie dafür einen finanziellen Ausgleich vom Land. Dabei arbeiten Landwirtinnen und Landwirte eng mit den Unteren Naturschutzbehörden, Biologischen Stationen und der Landwirtschaftskammer NRW zusammen. So entstehen Rückzugsräume für Arten wie Kiebitz, Rebhuhn, Braunkehlchen oder Trollblume. Und auch die Betriebe profitieren: Vertragsnaturschutz wird für viele zu einem stabilen und verlässlichen Standbein. 

40 Jahre Erfolgsgeschichte

Begonnen hat alles 1985 mit den ersten Programmen für Ackerrandstreifen und Feuchtwiesen. Schnell ergänzte das Land weitere Bausteine, etwa für Streuobstwiesen oder Mittelgebirgsregionen. Seit 2000 sind alle Maßnahmen in der „Rahmenrichtlinie Vertragsnaturschutz“ gebündelt. Rund 43.000 Hektar sind heute Vertragsnaturschutzfläche in Nordrhein-Westfalen, ein Drittel davon in Natura-2000-Gebieten (europäisches Schutzgebiet).

Das Instrument ist fester Bestandteil der Agrar- und Umweltpolitik des Landes. 2024 wurden allein in Nordrhein-Westfalen rund 31 Millionen Euro Fördermittel ausgezahlt. Der Erfolg lebt dabei von Vertrauen: Viele Betriebe nehmen seit Jahrzehnten teil. Beratung, Planung und Begleitung durch Behörden und Biologische Stationen sichern einerseits die Akzeptanz und andererseits die Qualität im Naturschutz. 

Praxis-Beispiele mit Fotos zum Download

Helmut Jakobs, Landwirt aus Niederkrüchten (Kreis Viersen):

Seit 2005 nimmt Helmut Jakobs am Vertragsnaturschutz teil. Auf inzwischen 30 Hektar kombiniert er extensives Grünland mit Ackermaßnahmen wie Blühstreifen und Ernteverzicht, die Rückzugsräume für Feldvögel schaffen. Besonders bekannt wurde sein „Gräsler-Streifen“ mit Kornblume und Klatschmohn.

„Mit viel Ausdauer und Arbeit haben sich die von mir betreuten Projekte im Vertragsnaturschutz nicht nur finanziell, sondern auch für mich persönlich ausgezahlt. Ich habe wirklich viel Spaß an der Sache und konnte mich selbst mit schönen Ergebnissen belohnen. Mit rotierenden Blühstreifen haben wir offene und erreichbare Rückzugsräume für Feldvögel und Niederwild geschaffen. So sind zum Beispiel wieder erste Rebhuhn-Ketten im Umfeld gesichtet worden“, berichtet Helmut Jakobs. 

Andreas und Verena Zurhelle, Zülpicher Börde (Kreis Düren):

Die Familie Zurhelle bewirtschaftet 133 Hektar und setzt seit 2015 Vertragsnaturschutzmaßnahmen auf knapp 4 Hektar um. Blühflächen mit Regio-Saatgut bieten Nahrung und Brutplätze für Feldvögel, der Ernteverzicht sorgt zusätzlich für Rückzugsräume. Ein Schwerpunkt ist der Schutz der seltenen Grauammer und des Kiebitzes.

„Die Förderpakete des Vertragsnaturschutzes machen es uns möglich, als landwirtschaftlicher Betrieb die Artenvielfalt in der Zülpicher Börde zu unterstützen und gleichzeitig auskömmlich zu wirtschaften. Unsere heimische Natur liegt uns sehr am Herzen und wir möchten helfen, sie zu erhalten. Eine besondere Herzensangelegenheit ist uns der Schutz des Kiebitzes“, sagen Andreas und Verena Zurhelle. 

Andreas Dieckmann, Emsdetten (Kreis Steinfurt):

Seit 1991 bewirtschaftet die Familie Dieckmann Vertragsnaturschutzflächen. Heute sind rund 23 Hektar Dauergrünland mit späten Mahdterminen, reduzierter Düngung und Verzicht auf Pflanzenschutz eingebunden. So profitieren Wiesenbrüter und andere Arten.

„Der Vertragsnaturschutz hat bei uns schon eine lange Tradition. Bereits seit dem Jahr 1991 wurden erste Flächen in das Förderprogramm für die Erhaltung von Feuchtwiesen des Landes Nordrhein-Westfalen aufgenommen. Vertragsnaturschutz ist für mich nicht nur eine Einkommensquelle, sondern ein Herzensanliegen“, so Andreas Dieckmann. 

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