Minister Laumann besucht Integrationsmodellprojekt in Duisburg

Familienlotsinnen unterstützen geflüchtete Mütter beim Ankommen in Deutschland

27. September 2019
Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales

Arbeitsminister Laumann hat heute in Duisburg ein Modellprojekt zur Integration geflüchteter Frauen in den Arbeitsmarkt besucht.

Arbeit, Gesundheit und Soziales

Arbeitsminister Laumann hat heute in Duisburg ein Modellprojekt zur Integration geflüchteter Frauen in den Arbeitsmarkt besucht. Denn obwohl die Integration Geflüchteter in Nordrhein-Westfalen gut voranschreitet, sind die Unterschiede bei der Arbeitsmarktintegration zwischen Männern und Frauen groß: Während von 100 geflüchteten Männern knapp 40 Prozent im Laufe des Jahres eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufgenommen haben, waren es bei den Frauen nur 6 Prozent.
 
Hier setzt das auf eine gemeinsame Initiative der Landesregierung, der Bundesagentur für Arbeit und der RAG-Stiftung zurückgehende Modellprojekt „Familienlotsinnen“ an: Geflüchteten Frauen mit kleinen Kindern soll der Einstieg in Arbeit und Gesellschaft erleichtert werden, indem ihnen Familienlotsinnen an die Seite gestellt werden, die ihre Sprache sprechen und ihnen bei der Lösung ganz konkreter Probleme helfen. Das Modellprojekt wird gemeinsam mit den Jobcentern Duisburg und Gelsenkirchen umgesetzt.
 
Seit Projektbeginn im November letzten Jahres haben insgesamt 63 geflüchtete Frauen mit Kindern an dem Projekt teilgenommen. 60 Prozent der Teilnehmerinnen kommen aus Syrien. Rund 25 Prozent der derzeitigen Teilnehmerinnen besuchen einen Sprachkurs, der mithilfe der Familienlotsinnen vermittelt wurde. Aber auch die Begleitung zum Kinderarzt, bei Behördengängen und Hilfestellungen bei der Kinderbetreuung spielen eine große Rolle im Projekt. Hilfe in Anspruch zu nehmen, war für die meisten Teilnehmerinnen gar nicht so einfach. Denn es bedarf einer Vertrauensbasis, um mit Dritten sowohl über Alltagsprobleme als auch Zukunftspläne zu sprechen.
 
„Die wenigsten geflüchteten Frauen können es alleine schaffen. Die Familienlotsinnen sind eine wichtige Brücke zwischen den Frauen und der Aufnahmegesellschaft.“, so Arbeits- und Sozialminister Karl-Josef Laumann. „Die Sprachbarrieren sind hoch und viele Frauen kommen aus Kulturen, die ein traditionelles Rollenbild manifestiert haben.“ Zur Wahrheit gehöre daher auch, dass man über das Projekt nicht alle Teilnehmerinnen in den Arbeitsmarkt werde integrieren können und dass der Weg für viele noch weit sei. Laumann: „Wir lernen aber im Zuge des Projekts, wie wir die Frauen wirksam unterstützen können und was sie brauchen, um in unserer Gesellschaft anzukommen und eine berufliche Perspektive zu entwickeln.“
 
„Für uns sind die Familienlotsinnen eine Herzensangelegenheit“, sagt Torsten Withake, Geschäftsführer Arbeitsmarktmanagement der Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen der Bundesagentur für Arbeit. „Wir freuen uns sehr, dass es mit der Hilfe der RAG-Stiftung möglich geworden ist, dieses Modellprojekt gemeinsam durchzuführen.“
 
Durch die muttersprachlichen Angebote erhielten die Frauen eine ansprechende Unterstützung, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen: „Wir möchte die Frauen tatkräftig dabei unterstützen, erfolgreich in Nordrhein-Westfalen anzukommen. Für sie ist das kein leichter und kurzer Weg. Doch die Familienlotsinnen geben den Frauen, ihren Familien und Kindern eine Perspektive. Sie ebnen ihnen den Zugang zu Sprachkenntnissen, Bildung und Kinderbetreuung. Die Familienlotsinnen legen damit den Grundstein zu einer gelingenden Integration und dazu, dass die Frauen aktiv ihren Lebensweg gestalten und selbst zum Unterhalt der Familie beitragen können.“
 
Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Vorstandsmitglied der RAG-Stiftung, betonte: „Gerade geflüchtete Frauen mit kleinen Kindern brauchen besondere Unterstützungsangebote. Die RAG-Stiftung fördert bereits seit 2015 Bildungsprojekte, die jungen Geflüchteten mit guter Bleibeperspektive den Weg in unsere Gesellschaft ebnen. Dabei legen wir besonderen Wert darauf, dass mindestens ein Viertel der Teilnehmer junge Frauen sind.“
 
Zum Hintergrund: Das Modellprojekt Familienlotsinnen
Das Modellprojekt „Familienlotsinnen" wird an den Standorten Gelsenkirchen und Duisburg für die Dauer von zwei Jahren durch die RAG-Stiftung mit insgesamt 300.000 Euro finanziert.
 
Die Familienlotsinnen sprechen geflüchtete Frauen an, die Kinder unter drei Jahren betreuen, nicht arbeiten gehen oder nicht an einem Integrationskurs teilgenommen haben. Aktuell sind dies rund 15.000 Frauen in Nordrhein-Westfalen.
 
Die Lotsinnen sprechen die Muttersprache der Frauen und sollen nicht nur bei der Organisation der Kinderbetreuung Hilfe leisten, sie stehen den Müttern auch bei der Bewältigung von Alltagsproblemen in und außerhalb der Familie zur Seite, unterstützen sie beim Aufbau eigener Netzwerke und bieten Orientierungshilfen bei Fragen des europäischen Rollenverständnisses. Ziel der individuellen und ganzheitlichen Beratungsarbeit ist es, die Frauen für das frühzeitige Erlernen der deutschen Sprache und die rechtzeitige Inanspruchnahme von Förderleistungen zur Arbeitsmarktintegration der Jobcenter zu gewinnen.
 
Gute Erfahrung mit „Lotsen“ gibt es bereits aus Projekten zum Beispiel mit Langzeitarbeitslosen. Diese „Kümmerer“ konnten in vielen Fällen die Menschen erfolgreich auf dem längeren Weg zur Integration in Gesellschaft und Arbeitsmarkt unterstützen und begleiten.
 

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