Wohnungslosenstatik 2023: Zahl der untergebrachten Wohnungslosen in Nordrhein-Westfalen erneut gestiegen

Minister Laumann: Landesregierung wird im Kampf gegen Wohnungs- und Obdachlosigkeit nicht nachlassen

26. Juli 2024
Familie Schutz

Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales hat heute die Wohnungslosenstatistik für das Jahr 2023 vorgelegt.

Arbeit, Gesundheit und Soziales

Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales hat heute die Wohnungslosenstatistik für das Jahr 2023 vorgelegt. Demnach ist die Zahl der Menschen ohne eigene Wohnung in Nordrhein-Westfalen auf einen neuen Höchststand gestiegen. Laut Wohnungslosenstatistik hatten zum Stichtag 30. Juni 2023 insgesamt 108.590 Menschen keine reguläre Wohnung mit eigenem Mietvertrag. Das sind rund 30.000 (beziehungsweise 38,6 Prozent) mehr wohnungslose Personen als im Vorjahr. Der Großteil der in der Statistik erfassten Menschen ist dabei untergebracht (98,7 Prozent). Sie leben in Notunterkünften oder wohnen ohne eigenen Mietvertrag in von den Kommunen zur Verfügung gestellten Wohnungen, in Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe oder auch bei Bekannten und sind entsprechend nicht auf der Straße.

Ursächlich für die deutlichen Anstiege der Zahl der wohnungslosen Menschen in den letzten zwei Jahren sind die anhaltenden Fluchtbewegungen, insbesondere aufgrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Da fast alle geflüchteten Menschen zumindest zunächst in zentralen Landesunterkünften oder in kommunalen Unterkünften unterkommen und damit keine eigene Wohnung haben, werden sie in der Wohnungsnotfallberichterstattung erfasst. Anerkannte Geflüchtete machen den Großteil (62,8 Prozent) der Wohnungslosen in Nordrhein-Westfalen aus.

„Dass die Zahl der untergebrachten Wohnungslosen erneut stark gestiegen ist, ist keine Überraschung. Das liegt vor allem daran, dass viele geflüchte Menschen zunächst in kommunalen Einrichtungen unterkommen. Dennoch wird daran deutlich, dass wir mit unseren Bemühungen im Kampf gegen Wohnungslosigkeit nicht nachlassen dürfen. Auch um diesen Anstieg der Zahl der untergebrachten Wohnungslosen ein Stück weit abzufedern, setzen wir unsere erfolgreiche Landesinitiative gegen Wohnungslosigkeit „Endlich ein ZUHAUSE!“ und die Zusammenarbeit mit der Wohnungswirtschaft konsequent fort. Die Förderung für das Jahr 2024 liegt daher wie im Vorjahr bei rund 15,66 Millionen Euro. Die Bekämpfung von Wohnungslosigkeit liegt mir besonders am Herzen. Denn Wohnungslosigkeit ist nach Hunger die schlimmste Form von Armut”, erklärte Sozialminister Karl-Josef Laumann.

Mit der im Jahr 2019 von Minister Laumann gestarteten Landesinitiative „Endlich ein ZUHAUSE!“ unterstützt das Ministerium die Kommunen und freien Träger der Wohnungslosenhilfe bei ihrer Aufgabe, sich um wohnungslose Menschen zu kümmern. Dafür sind die Fördermittel zur Bekämpfung der Wohnungslosigkeit erheblich aufgestockt worden: von 1,85 Millionen Euro im Jahr 2018, 7,1 Millionen Euro im Jahr 2020 und rund 14 Millionen Euro im Jahr 2022 auf nunmehr 15,66 Millionen Euro in den Jahren 2023 und 2024.

Ein zentraler Baustein der Landesinitiative „Endlich ein ZUHAUSE!“ sind die sogenannten „Kümmerer”-Projekte, die seit 2022 flächendeckend in ganz Nordrhein-Westfalen finanziert werden können. In diesen Projekten kümmern sich Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sowie Immobilienfachleute darum, dass wohnungslose Menschen wieder eine feste Bleibe bekommen. Gleichzeitig helfen sie, drohende Wohnungsverluste durch frühzeitige Beratung zu vermeiden. Bis heute haben mehr als 11.300 wohnungslose oder von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen durch die Landesinitiative ein neues Zuhause gefunden. Darunter waren 2.040 Haushalte mit Kindern und 413 Menschen, die zuvor auf der Straße gelebt hatten.

Weitere Informationen zur Wohnungslosenstatistik 2023

  • Die Kommunen in Nordrhein-Westfalen hatten zum Stichtag 30. Juni 2023 insgesamt 93.210 wohnungslose Personen in Normalwohnungen, Obdachlosenunterkünften oder ähnlichen Einrichtungen untergebracht. Die freien Träger der Wohnungslosenhilfe haben für diesen Stichtag insgesamt 15.375 wohnungslose Personen gemeldet, die sie entweder in ihren Einrichtungen aufgenommen haben, oder die von den freien Trägern ambulant betreut wurden, während sie vorübergehend bei Bekannten bzw. in anderen Provisorien untergekommen sind oder auf der Straße leben.
  • Etwas mehr als die Hälfte der erfassten wohnungslosen Personen war auch im Jahr 2023 männlich (57,5 Prozent). Damit ist der Anteil der männlichen Wohnungslosen im Vergleich zum Vorjahr wieder leicht gestiegen (2022: 56,8 Prozent).
  • Etwa ein Viertel der erfassten Wohnungslosen sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren (2023: 26,9 Prozent, 2022: 27,1 Prozent, 2021: 22,2 Prozent, 2020: 21,9 Prozent und 2019: 20,2 Prozent). In der Regel sind sie als Angehörige eines Mehrpersonenhaushalts zusammen mit ihren Eltern untergebracht.
  • Drei Viertel der erfassten wohnungslosen Personen hatte eine nichtdeutsche Staatsangehörigkeit (2023: 75,8 Prozent, 2022: 66,2 Prozent, 2021: 49,6 Prozent, 2020: 49,9 Prozent und 2019: 49,4 Prozent).
  • Neben Geflüchteten aus der Ukraine gab es auch wieder einen verstärkten Zuzug Geflüchteter aus dem außereuropäischen Bereich, die von den Kommunen unterzubringen sind. 2023 waren fast drei von zehn wohnungslosen Menschen in Nordrhein-Westfalen Kriegsgeflüchtete aus der Ukraine (30.880 Personen, 29,3 Prozent). Unter den wohnungslosen anerkannten Geflüchteten gab es 22 400 Kinder (34,1 Prozent). Knapp jedes zweite Kind unter 18 stammte hierbei aus der Ukraine (45,6 Prozent bzw. 10.220). 79,4 Prozent aller wohnungslosen Personen unter 18 Jahren waren dabei geflüchtete Kinder. Erstmalig wurden in der Wohnungslosenstatistik Erhebungsmerkmale wie z.B. Nationalität/Herkunftsland, Fluchthintergrund oder Schutzstatus ausgewiesen.
  • Wohnungslosigkeit ist in den (Groß-)Städten stärker verbreitet als in den Landkreisen. Zum einen ist in vielen (Groß-)Städten der Wohnungsmarkt sehr angespannt. Zum anderen bieten (Groß-)Städte in der Regel ein größeres und vielseitigeres Angebot von Hilfseinrichtungen und Unterkunftsmöglichkeiten, was für wohnungslose Menschen aus ländlichen Gebieten attraktiv sein kann.
  • Zahlen zu den Kreisen und kreisfreien Städten in Nordrhein-Westfalen finden sich im Anhang der Wohnungslosenstatistik.
  • In der Wohnungsnotfallberichterstattung des Landes können nur die obdachlosen Menschen erfasst werden, die Kontakt zu den Beratungsstellen der freien Wohlfahrtspflege haben. Zum Stichtag 30. Juni 2023 waren das rund 1.369 Personen. Um mehr über die Lage von Menschen zu erfahren, die ohne Schutz auf der Straße, in Behelfsunterkünften oder in verdeckter Wohnungslosigkeit leben hat das Sozialministerium im Jahr 2021 eine gesonderte Untersuchung durchführen lassen. Demnach lebten im Juni/Juli 2021 rund 5.300 Personen auf der Straße oder in Behelfsunterkünften.
  • Die Wohnungslosenstatistik ist erstmals für das Jahr 2011 eingeführt worden.

Die detaillierten Ergebnisse der Wohnungslosenstatistik 2023 finden Sie unter www.mags.nrw/hilfe-bei-wohnungslosigkeit.

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