Ministerpräsident Hendrik Wüst zum Tod von Margot Friedländer

9. Mai 2025
Schwarz-Weiß-Foto von Margot Friedländer

Die Holocaust-Überlebende und Trägerin der Mevlüde-Genc-Medaille des Landes Nordrhein-Westfalen, Margot Friedländer, ist am Freitag, 9. Mai 2025, im Alter von 103 Jahren verstorben, wie die Margot-Friedländer-Stiftung mitteilte.

Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen

Die Holocaust-Überlebende und Trägerin der Mevlüde-Genc-Medaille des Landes Nordrhein-Westfalen, Margot Friedländer, ist am Freitag, 9. Mai 2025, im Alter von 103 Jahren verstorben, wie die Margot-Friedländer-Stiftung mitteilte.

Ministerpräsident Hendrik Wüst: „In großer Trauer nimmt Nordrhein-Westfalen Abschied von Margot Friedländer. Ihr Tod nimmt unserem Land einen Leuchtturm der Hoffnung und Mitmenschlichkeit. Mit ihrem Mut hat sie uns allen den Weg zur Verständigung und Versöhnung gewiesen. Margot Friedländer war für Deutschland und Europa eine unerschütterliche Wächterin der Erinnerung.

Margot Friedländer hat das größte Menschheitsverbrechen überlebt. Durch ihre Kraft und ihren Mut hat sie uns das Menschsein gelehrt. Ihre Erinnerungen, so schmerzlich sie auch waren, werden überdauern. Das müssen sie, damit das, was sie und Millionen Menschen durchlitten haben, niemals wiederholt. Ihr Lebenswerk ist daher gerade eine Mahnung an uns als Gesellschaft: Wir dürfen ihr Erbe und ihr unermüdliches Streben um Versöhnung durch Erinnerung niemals vergessen. Margot Friedländer war mit ihrem einzigartigen Engagement und ihrer großen Menschlichkeit mehr als ein Vorbild für uns alle. Sie war Deutschlands wohl größte und eindrucksvollste Stimme für gelebte Toleranz und Gedenken. Wer ihr begegnete, spürte ihre große menschliche Wärme und das unerschütterliche Zutrauen in eine Gesellschaft des Miteinanders. Diese Wärme möge uns erhalten bleiben.

Margot Friedländer hat persönlich erlebt, was aus Intoleranz und Hass erwachsen kann: Verfolgung, Terror, millionenfacher Mord. Während sie und ihr Mann Adolf Friedländer das Konzentrationslager Theresienstadt wie durch ein Wunder überlebt haben, haben ihre Eltern und ihr Bruder den Holocaust nicht überlebt. Alle drei wurden in Auschwitz ermordet, wie sie erst viele Jahre nach Ende des Krieges erfuhr.

Nach dem Krieg emigrierte Margot Friedländer gemeinsam mit ihrem Mann in die USA – nach Deutschland zurückzukehren kam lange Jahre für sie nicht in Frage. Erst mit 88 Jahren und nach dem Tod ihres Mannes kehrte sie wieder nach Berlin zurück, in das Land, in dem sie unermessliches Leid erfahren hatte. Sie ist auch deshalb zurückgekehrt, um vor allem jungen Menschen von dem eigentlich Unbeschreiblichen zu erzählen, das sie selbst als junge Frau erlebt hat. 

Sie hat erinnert und gemahnt, ohne Bitterkeit und Wut und nie anklagend. Sie hat auch für diejenigen gesprochen, die es nicht geschafft haben. Und sie hat jungen Menschen Vertrauen, Hoffnung und Liebe geschenkt. Sie hat sich beim Verein Zweitzeugen engagiert, um die Erinnerung von Überlebenden der Shoa zu bewahren und weiterzugeben. 

Margot Friedländer hat uns alle inspiriert mit ihrer unermüdlichen Menschenliebe, ihrer Weigerung zu hassen und ihrem Glauben an das Gute im Menschen. Wir können eine Zeitzeugin wie sie nie ersetzen. Aber wir können und müssen ihre Botschaft weitertragen.“

Kontakt

Pressekontakt

Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen

Telefon: 0211 / 837-1134
E-Mail: presse [at] stk.nrw.de

Bürgeranfragen

Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen

Telefon: 0211837-01
E-Mail: nrwdirekt [at] nrw.de