Schulen müssen diskriminierungsfreie Orte zur Förderung des sozialen Miteinanders sein – Antisemitismus darf in der Schule keinen Raum haben

Gemeinsames Forschungsprojekt von Schul- und Bildungsministerium, Staatskanzlei und der Ruhr-Universität Bochum

1. September 2020
phb Schule Hand Buch

Gemeinsam gegen Antisemitismus: Um Schulen in ihrer Präventionsarbeit zu unterstützen, soll das Thema Antisemitismus in der Schule wissenschaftlich besser erforscht werden.

Schule und Bildung

Gemeinsam gegen Antisemitismus: Um Schulen in ihrer Präventionsarbeit zu unterstützen, soll das Thema Antisemitismus in der Schule wissenschaftlich besser erforscht werden. Dazu hat Schul- und Bildungsministerin Yvonne Gebauer heute gemeinsam mit der Antisemitismusbeauftragten des Landes Nordrhein-Westfalen, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, und dem Rektor der Ruhr-Universität Bochum, Prof. Dr. Axel Schölmerich, die Kooperationsvereinbarung zum Forschungsprojekt „Antisemitismus als soziales Phänomen in der Institution Schule“ unterzeichnet.
 
Mithilfe von Unterrichtsbeobachtung soll erforscht werden, in welchen schulischen Handlungs-, Verhaltens- und Wissensräumen sich Antisemitismus äußert und wie eine nachhaltige Bildungsarbeit in diesem Zusammenhang ihre Wirkung entfalten kann. Durch Grundlagenforschung sowie einer empirischen Studie in Schulen vor Ort sollen Erkenntnisse gewonnen werden, auf deren Basis Schulen zukünftig noch zielgenauer in ihrer Präventions- und Interventionsarbeit unterstützt werden können.
Die nun vereinbarte gemeinsame Unterstützung des Forschungsprojekts setzt die entschlossene Arbeit der Landesregierung gegen Antisemitismus fort.
 
Ministerin Yvonne Gebauer erklärte: „Menschenverachtende Ideologien dürfen in unserer Gesellschaft und selbstverständlich auch in unseren Schulen keinen Platz haben. Dennoch wissen wir, dass antisemitische Diskriminierungen auch im Sozialraum Schule vorkommen, denn Schule ist ein Spiegel unserer Gesellschaft. Unsere Demokratie braucht junge Menschen, die couragiert gegen jede Form von Rassismus, von Gewalt und Diskriminierung eintreten. Durch die empirische Studie auf der Basis von Unterrichtsbeobachtung werden wir neue Erkenntnisse und Ansatzpunkte gewinnen, um Antisemitismus in der Schule in Zukunft noch besser entgegenwirken zu können. Wir wollen, dass es gar nicht erst zu antisemitischen Vorfällen kommt.“
 
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger: „Antisemitismus ist leider in unserer Gesellschaft allgegenwärtig und in allen Gesellschaftsschichten zu finden. Der Institution Schule kommt deshalb bei der Präventionsarbeit eine sehr wichtige Rolle zu, damit sich antisemitische Überzeugungen erst gar nicht in den Köpfen unserer Kinder breitmachen können. Die Erkenntnisse aus der Unterrichtsbeobachtung fließen in Konzepte und Materialien für die Aus- und Fortbildung von Lehrkräften ein und müssen anschließend in Aus- und Fortbildungsplänen fest verankert werden. So erhalten Lehrerinnen und Lehrer die notwendige Unterstützung um Antisemitismus präventiv und nachhaltig in den Schulen zu bekämpfen.“
 
Prof. Dr. Axel Schölmerich: „Heute sehen wir eine erschreckende Vielfalt antisemitischer Anzeichen, die auch im Lern- und Sozialraum Schule produziert und reproduziert werden. Ich freue mich deshalb sehr, dass das Ministerium für Schule und Bildung sowie die Antisemitismusbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen das interdisziplinäre Forschungsprojekt der Ruhr-Universität Bochum ‚Antisemitismus als soziales Phänomen in der Institution Schule‘ unterstützen und damit sowohl einen Beitrag zur Grundlagenforschung als auch zur schulischen wie außerschulischen Aus- und Weiterbildung von Fachkräften leistet. Denn neben einer wachsenden Sensibilisierung brauchen wir auch eine antisemitismuskritische Perspektive für unsere Bildungsarbeit mit Schülerinnen und Schülern.“
 
Im Rahmen der empirischen Studie wird erstmalig das Instrument der Unterrichtsbeobachtung eingesetzt, um unter anderem Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie gegenwärtige Lern- und Gruppensituationen aussehen, in denen über Antisemitismus diskutiert wird oder in denen sich Antisemitismus äußert. Auf Basis der Erkenntnisse sollen passgenau Unterrichtsmaterialien entwickelt und erprobt werden, die Lehrkräfte direkt in ihrer pädagogischen Praxis einsetzen können und die sie in ihrer Präventionsarbeit unterstützen. Zudem sollen auch Konzepte für Fortbildungen von (angehenden) Lehrerinnen und Lehrern entwickelt werden.

Das Forschungsprojekt beginnt zum aktuellen Schuljahr und ist angesetzt bis Ende Juli 2022. Nach der Unterrichtsbeobachtungs-Studie, die für den Zeitraum von November bis Frühjahr 2021 angesetzt ist, sollen die Ergebnisse ausgewertet werden, um auf dieser Grundlage didaktische Materialien für den schulischen Gebrauch zu konzipieren. Bis zum Ende des Forschungsprojekts im Juli 2022 sollen die didaktischen Materialien veröffentlicht werden sowie das Konzept für die Fortbildung finalisiert sein, um sie gemeinsam mit den Ergebnissen der Unterrichtsbeobachtungen vorzustellen.

Die Studie wird durchgeführt von einer interdisziplinären Projektgruppe an der Ruhr-Universität Bochum unter der Leitung von Jun.-Prof. Dr. Karim Fereidooni (Didaktik der sozialwissenschaftlichen Bildung). Zur Unterstützung stellen das Ministerium für Schule und Bildung eine Lehrerstelle zur Verfügung und die Staatskanzlei Personalkosten für einen wissenschaftlichen Mitarbeiter und eine wissenschaftliche Hilfskraft sowie weitere Sachmittel.

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