Ministerin Steffens: Wie Städte zu gesunden Lebenswelten werden – Leitfaden „Gesunde Stadt“ für Kommunen erschienen

29. Dezember 2016
Leitfaden Gesunde Stadt

Der neue „Leitfaden Gesunde Stadt“ des Landeszentrums Gesundheit NRW zeigt vielfältige Faktoren auf, die zu einem gesundheits¬fördernden Lebensumfeld der Menschen beitragen und die bei der Entwicklung von Städten und Quartieren berücksichtigt werden sollten.

Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung

Nordrhein-Westfalen hat mit 524 Einwohnern pro Quadratkilometer die höchste Bevölkerungsdichte der Flächenländer in Deutschland. 80 Prozent der Menschen leben in Städten. Der neue „Leitfaden Gesunde Stadt“ des Landeszentrums Gesundheit NRW zeigt vielfältige Faktoren auf, die zu einem gesundheits­fördernden Lebensumfeld der Menschen beitragen und die bei der Entwicklung von Städten und Quartieren berücksichtigt werden sollten. „Wir wollen für die Menschen in Nordrhein-Westfalen langfristig eine hohe Lebensqualität sichern. Dazu gehört unter anderem eine gute gesundheitliche Versorgung sowie ein Lebensumfeld, das die körperliche und psychische Gesundheit fördert. Wir setzen uns für Quartiere ein, die beispielsweise Bewegung im Alltag und soziale Kontakte unterstützen. Etwa weil sie so gestaltet sind, dass dort tägliche Besorgungen gern zu Fuß erledigt werden, Kinder sich gefahrlos selbstständig auf den Schulweg machen können und im Freien spielen. Weil Wege, Plätze, Geschäfte und Treffpunkte so geplant werden, dass Bewohnerinnen und Bewohner sich begegnen, wenn sie zu Fuß oder mit dem Rad im Viertel unterwegs sind“, erklärte Ministerin Barbara Steffens zum Erscheinen des Leitfadens.
 
In erster Linie richtet sich der „Leitfaden Gesunde Stadt“ an Mitarbeitende des öffentlichen Gesundheitsdienstes in den Kommunen. Er fordert dazu auf, die Kompetenzen der Gesundheits­ämter bei der Stadtentwicklung zu nutzen und die bereichsübergreifende Zusammenarbeit in der kommunalen Verwaltung zu verstärken. Der Leitfaden kann darüber hinaus aber alle, die an der Entwicklung einer Stadt mitarbeiten, praxisnah unterstützen. „Wir wollen dazu beitragen, dass die Expertinnen und Experten aus den Bereichen Gesundheit, Stadtplanung und Standortentwicklung in Nordrhein-Westfalen gemeinsam Orte schaffen, in denen Menschen gesund und zufrieden leben können“, betonte Arndt Winterer, Direktor des Landeszentrums Gesundheit NRW.
 
Der „Leitfaden Gesunde Stadt“ bietet konkrete Anhaltspunkte und praxisorientierte Empfehlungen, um gesundheitsrelevante Aspekte bei der Planung zu erkennen, zu bewerten und zu berücksichtigen. Patentrezepte, wie eine gesunde Stadt oder ein gesundheitsförderndes Quartier aussieht, gibt es allerdings nicht. Die Kommunen vor Ort entscheiden, was in einem jeweiligen Quartier notwendig ist. In unabhängig voneinander nutzbaren Kapiteln werden Informationen, Handlungsanleitungen und Checklisten zu unterschiedlichen Aspekten aufbereitet. Die Themen reichen von Mobilität über Grünanlagen, öffentliche Plätze, soziale Strukturen und dem Zugang zu gesunden Lebensmitteln bis zur Infrastruktur samt Telekommunikation. So kann zum Beispiel auch eine leistungsfähige Internetverbindung zur gesunden Stadt beitragen: Ältere Menschen können durch digitale Angebote wie die Televisite länger in ihrem häuslichen Umfeld bleiben. Berufstätige können besser von zu Hause aus arbeiten und müssen deshalb nicht oder nicht so häufig weite Wege zur Arbeit in Kauf nehmen. Sie haben mehr Zeit – beispielsweise für die Familie, Freunde oder Hobbys – und das wirkt sich positiv auf ihr Sozialleben und damit auf ihre Gesundheit aus.
 
Verdeutlicht werden auch die vielfältigen Verflechtungen der einzelnen Faktoren: Um beispielsweise die Bewegung der Menschen im Alltag zu fördern, sind unter anderem Radwege, nahegelegene Parks, begrünte Straßen und auf Fußgänger ausgelegte Wegführungen notwendig. Sind Haltestellen für öffentliche Verkehrsmittel sowie Einkaufsmöglichkeiten nicht weiter als 400 bis 500 Meter von der Wohnung entfernt, fördert das ebenfalls die Bereitschaft, Wege zu Fuß zu erledigen. Auch die Beruhigung des Autoverkehrs sowie Treffpunkte im Viertel wie attraktiv gestaltete Plätze oder Bürgercafés tragen dazu bei, dass mehr Fußgänger und Radfahrer unterwegs sind. Das fördert nicht nur körperliche Aktivität und soziale Kontakte, sondern erhöht auch die Sicherheit und das Sicherheitsgefühl im Viertel, weil Straßen und Wege belebter sind.
 
In den kommenden Wochen verschickt das Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG.NRW) den „Leitfaden Gesunde Stadt“ an alle Kommunen in NRW. Zudem steht das Dokument auf der Internetseite des LZG.NRW zum Download zur Verfügung: https://www.lzg.nrw.de/_media/pdf/service/Pub/2016_druckfrisch/lzg-nrw_leitfaden_gesunde_stadt_2016.pdf

Hintergrund

  • Einwohner NRW 2015: rund 17,9 Millionen
  • Bevölkerungsdichte NRW: 524 Einwohner/ km² (nur die Stadtstaaten Berlin, Hamburg, Bremen sind dichter besiedelt)
  • Bevölkerungsdichte Deutschland: 230 Einwohner/km² (Quelle: Statistisches Bundesamt)
  • Der „Leitfaden Gesunde Stadt“ basiert auf der australischen „Healthy Urban Development Checklist“. Die Inhalte wurden sinngemäß übertragen und den Verhältnissen in NRW entsprechend überarbeitet. Die Grundlagen dafür wurden im Auftrag des LZG.NRW durch die Universität Bielefeld und das Stadtplanungsbüro BPW baumgart + partner erarbeitet.
  • Das Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen (LZG.NRW) als nachgeordnete Behörde des Gesundheitsministeriums unterstützt Landesregierung und Kommunen in gesundheitlichen Fragen unter anderem in den Themenbereichen Prävention und Gesundheitsförderung, Gesundheitsberichterstattung und gesundheitsbezogene Analysen.
  • Mit dem „Leitfaden Gesunde Stadt“ leistet das Landeszentrum Gesundheit NRW einen Beitrag zum Masterplan Umwelt und Gesundheit der Landesregierung. Weitere Informationen zum Masterplan: www.umwelt-und-gesundheit.nrw.de/masterplan/

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