Minister Schmeltzer: NRW setzt verstärkt auf die Prävention von Wohnungslosigkeit

Sozialminister stellt Wohnungslosenstatistik 2015 vor

26. Juli 2016

Sozialminister Rainer Schmeltzer hat die Wohnungslosenstatistik 2015 für NRW vorgelegt. Danach waren am Stichtag 30. Juni 2015 insgesamt 20.914 Menschen in Obdachlosenunterkünften untergebracht oder vorübergehend in anderen Einrichtungen oder auch bei Bekannten untergekommen.

Arbeit, Gesundheit und Soziales

Sozialminister Rainer Schmeltzer hat die Wohnungslosenstatistik 2015 für NRW vorgelegt. Danach waren am Stichtag 30. Juni 2015 insgesamt 20.914 Menschen in Obdachlosenunterkünften untergebracht oder vorübergehend in anderen Einrichtungen oder auch bei Bekannten untergekommen.
 
„Wer heute seine Wohnung verliert, hat es gerade in den Ballungsräumen mit knappem Wohnungsangebot und steigenden Mieten schwer, eine neue Bleibe zu finden“, sagte Schmeltzer zur Vorstellung der neuen Zahlen. „Deshalb setzen wir verstärkt auf die Vorbeugung gegen Wohnungslosigkeit.“ Das Sozialministerium habe sein Aktionsprogramm „Hilfen in Wohnungsnotfällen“ neu justiert und werde künftig präventive Ansätze verstärkt fördern.
 
In diesem Jahr sind zwei vom Land geförderte Modellprojekte zur Prävention neu angelaufen. Im Rhein-Sieg-Kreis betreibt der SKM (Katholischer Verein für Soziale Dienste im Rhein-Sieg-Kreis e.V.) eine zentrale Fachstelle zur präventiven Wohnungsnotfallhilfe. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter helfen bei Mietschulden, Kündigungen, Räumungsklagen und Zwangsräumungen durch Beratung und Begleitung der Betroffenen. Die jeweiligen Kommunen und Gemeinden reichen eingehende Räumungsklagen an die Fachstelle weiter, die dann umgehend den Kontakt zu den Betroffenen sucht, um einen Wohnungsverlust nach Möglichkeit noch zu vermeiden.
 
Und im Oberbergischen Kreis entwickelt die Diakonie Michaelshoven gemeinsam mit allen verantwortlichen kommunalen Akteuren und Jobcentern ein Konzept zur Prävention von Wohnungslosigkeit. Menschen, denen ein Verlust ihrer Wohnung droht, sollen ein auf ihre individuelle Situation zugeschnittenes Hilfeangebot erhalten. Dies beispielsweise durch frühzeitige Kontaktaufnahme sowie Beratung und Unterstützung bei der Beantragung von Mietschuldenübernahmen etc.
 
Mit seinem Aktionsprogramm gegen Wohnungslosigkeit unterstützt das Sozialministerium die für die Unterbringung wohnungsloser Menschen zuständigen Kommunen sowie freie Träger der Wohnungslosenhilfe unter anderem durch die Förderung von Modellprojekten. Hierfür stehen jährlich 1,12 Millionen Euro zur Verfügung.
 
Die Zusammensetzung der Gruppe wohnungsloser Menschen hat sich gegenüber dem Vorjahr wenig verändert. Rund 30 Prozent der erwachsenen Wohnungslosen haben einen Migrationshintergrund und gut ein Viertel (27,8 Prozent) zählt zu den jungen Erwachsenen (18 bis unter 30 Jahre). Drei Viertel (74,7 Prozent) der erwachsenen Wohnungslosen sind Männer.
 
Weitere NRW-Zahlen für das Jahr 2015:

  • Von den insgesamt 20.914 wohnungslosen Personen in NRW waren 10.282 von den kommunalen Behörden untergebracht, 10.632 wurden von den freien Trägern der Wohnungslosenhilfe betreut. (Zahlen zu den Kreisen und kreisfreien Städten in NRW finden Sie im Anhang der Wohnungslosenstatistik)
  • 8,2 Prozent der Wohnungslosen sind jünger als 18 Jahre. Die allermeisten leben in einem Haushalt mit einem über 18-jährigen Allein-erziehenden bzw. einem Paar.
  • 84,3 Prozent der von den Ordnungsbehörden untergebrachten Personen leben in Obdachlosenunterkünften, mehr als die Hälfte (55,2 Prozent) von ihnen länger als zwei Jahre. Die übrigen Personen sind in Normalwohnungen untergebracht.
  • 37,6 Prozent der von den freien Trägern erfassten Wohnungslosen sind bei Bekannten untergekommen; insbesondere für wohnungslose Frauen hat diese Unterbringungsform eine große Bedeutung (der Anteil beträgt hier: 46,1 Prozent; bei den Männern: 35,8 Prozent).
  • 32,5 Prozent der erwachsenen ordnungsrechtlich untergebrachten Personen haben einen Migrationshintergrund. Von den erwachsenen Wohnungslosen, die in Einrichtungen der freien Träger betreut wurden, hatten 34,5 Prozent einen Migrationshintergrund.
Die seit dem Jahr 2011 völlig neu gestaltete Statistik liefert sehr viel konkretere Aussagen über Art und Umfang der Wohnungslosigkeit als je zuvor. Außerdem erfasst sie erstmals neben den von den Kommunen ordnungsrechtlich untergebrachten Wohnungslosen auch Personen, die von den freien Trägern betreut werden. Es handelt sich um eine Stichtagserhebung (Stichtag: 30. Juni).
 
In der ersten Wohnungslosenstatistik für NRW im Jahr 2011 wurden insgesamt 15.826 wohnungslose Menschen gezählt. Die höheren Zahlen für die Folgejahre sind ganz wesentlich auf eine methodisch verbesserte Erfassung von Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe und zusätzliche Maßnahmen zur Qualitätskontrolle zurückzuführen. Eine Vergleichbarkeit der Zahlen für die einzelnen Jahre wird erst nach einer Konsolidierung der statistischen Erfassung möglich sein. Im Jahr 2014 wurden insgesamt 20.420 wohnungslose Menschen gezählt. In früheren Veröffentlichungen sind zunächst höhere Zahlen genannt worden. Diese wurden in der aktuellen Statistik bereinigt, da die Stadt Köln ihre Werte für das Berichtsjahr 2014 und die vorangegangenen Jahre rückwirkend korrigiert hatte.
 
Infos zu den Modellprojekten und die NRW-Wohnungslosenstatistik finden Sie unter: www.mags.nrw

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