Claudia Middendorf: Ein Zentralregister für psychisch Erkrankte ist der falsche Weg – Stigmatisierung schützt niemanden

29. Juli 2025
Porträtfoto am Rednerpult

Claudia Middendorf, Beauftragte der Landesregierung für Menschen mit Behinderung sowie Patientinnen und Patienten in Nordrhein-Westfalen, spricht sich mit Nachdruck gegen die politischen Forderungen nach einem Zentralregister für psychisch erkrankte Straftäter aus.

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Claudia Middendorf, Beauftragte der Landesregierung für Menschen mit Behinderung sowie Patientinnen und Patienten in Nordrhein-Westfalen, spricht sich mit Nachdruck gegen die politischen Forderungen nach einem Zentralregister für psychisch erkrankte Straftäter aus. Hintergrund sind mehrere tragische Gewalttaten in Städten wie Aschaffenburg, Hamburg oder Mannheim, bei denen nachträglich psychische Erkrankungen bei den Täterinnen oder Tätern festgestellt wurden. In der öffentlichen Debatte wurde daraufhin vereinzelt der Ruf nach neuen Sicherheitsregistern laut.

In ihrer Funktion sieht Sie täglich, was Menschen mit psychischen Erkrankungen wirklich brauchen: Verlässlichkeit, den Schutz ihrer Rechte und eine Gesellschaft, die nicht mit Angst, sondern mit Verständnis reagiert. „Ein solches Register würde psychisch erkrankte Menschen unter Generalverdacht stellen und ein Klima der Angst und Ausgrenzung fördern“, betont sie. „Es ist weder sachlich noch verantwortungsvoll, psychische Erkrankung mit Gefährlichkeit gleichzusetzen. Die große Mehrheit dieser Menschen führt ein friedliches Leben und benötigt Unterstützung – keine Überwachung.“

Nordrhein-Westfalen setzt bereits auf einen anderen Weg: Der Ausbau niedrigschwelliger Unterstützungsangebote, multiprofessioneller Krisendienste und Präventionsnetzwerke zeigt, wie wir Sicherheit und Hilfe gemeinsam gestalten können. „Diesen Weg müssen wir weitergehen – gemeinsam mit den Kommunen, den Fachkräften und vor allem den Betroffenen selbst“, betont Claudia Middendorf.

Die Beauftragte warnt eindringlich davor, Grundrechte in einer aufgeheizten Sicherheitsdebatte zu gefährden. Ein Zentralregister würde tief in die Privatsphäre eingreifen, das Vertrauensverhältnis zwischen Patientinnen und Patienten und Behandelnden untergraben und dazu führen, dass sich viele Betroffene aus Angst vor Stigmatisierung nicht mehr trauen, Hilfe in Anspruch zu nehmen: „Sicherheit darf nicht auf Kosten von Menschenwürde und Teilhabe erkauft werden. Wer psychisch erkrankte Menschen pauschal als Risiko behandelt, spaltet unsere Gesellschaft und vertieft Vorurteile.“

Statt Datenbanken braucht es mehr Vertrauen: Flächendeckende Angebote in der Gemeindepsychiatrie, mobile Hilfen besonders im ländlichen Raum und die Förderung von Peer-Ansätzen – Unterstützungsmodellen von Betroffenen für Betroffene – sind der Schlüssel zu einer wirklich sicheren und inklusiven Gesellschaft.

Claudia Middendorf appelliert an alle politischen Verantwortlichen, besonnen zu handeln und sich nicht von Einzelfällen leiten zu lassen. „Psychische Gesundheit geht uns alle an. Jeder kann betroffen sein oder kennt jemanden, der Hilfe braucht. Lassen Sie uns dafür sorgen, dass niemand Angst vor Hilfe haben muss.“

 

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