Ministerpräsidentin Hannelore Kraft überreicht Bundesverdienstorden an 16 Bürgerinnen und Bürger aus Nordrhein-Westfalen

22. Juni 2016
Ministerpräsidentin Hannelore Kraft überreicht Bundesverdienstorden an 16 Bürgerinnen und Bürger aus Nordrhein-Westfalen

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hat den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland an 7 Frauen und 9 Männer aus Nordrhein-Westfalen überreicht.

Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen

Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hat den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland an 7 Frauen und 9 Männer aus Nordrhein-Westfalen überreicht. In einer Feierstunde in Düsseldorf lobte die Ministerpräsidentin die herausragenden Verdienste dieser Bürgerinnen und Bürger für die Gemeinschaft und hob den besonderen Wert des ehrenamtlichen Engagements hervor: „Diese Arbeit verdient unser aller Wertschätzung und Respekt und ich bin fest davon überzeugt, dass auch im Jahr 2016 Orden eine immer noch zeitgemäße Form sind, diese Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen. Die Orden sind der sichtbare Dank für Ihr vorbildliches Engagement.”
 
An die Ausgezeichneten gewandt sagte die Ministerpräsidentin: „Sie dürfen sich zu Recht ausgezeichnet fühlen – und das durchaus im doppelten Sinne, denn Sie alle haben, jede in ihrem und jeder in seinem Bereich, Herausragendes geleistet und diese Auszeichnung verdient.”
 
Die Ministerpräsidentin überreichte die Orden an: 

  • Heinz Auberg, Mülheim an der Ruhr (Verdienstkreuz am Bande)
  • Barbara Buss, Steinfurt (Verdienstmedaille)
  • Dr. Hidir Çelik, Bonn (Verdienstkreuz am Bande)
  • Dr. Klaus Dielmann, Erkrath (Verdienstkreuz am Bande)
  • Ulla Feldhaus, Solingen (Verdienstkreuz am Bande)
  • Jürgen Heimchen, Wuppertal (Verdienstkreuz am Bande)
  • Friedrich Knäpper, Hamm (Verdienstmedaille)
  • Jürgen Koch, Bottrop (Verdienstmedaille)
  • Mechtild Gräfin von Korff genannt Schmising Kerssenbrock, Harsewinkel (Verdienstkreuz am Bande)
  • Ursula Lingens, Schmallenberg (Verdienstkreuz am Bande)
  • Dieter Reemers, Viersen (Verdienstkreuz am Bande)
  • Barbara Töpfer, Bonn (Verdienstkreuz am Bande)
  • Klaus Vetter, Wilnsdorf (Verdienstkreuz 1. Klasse)
  • Dr. Hanns-Joachim und Gertrud-Maria Vögeli,Eschweiler (Verdienstkreuz am Bande)
  • Gisela Wartenberg, Erftstadt (Verdienstkreuz am Bande) 

Die Laudationes im Wortlaut:

ES GILT DAS GESPROCHENE WORT!

Heinz Auberg aus Mülheim an der Ruhr

„Je weiter man zurückblicken kann, desto weiter wird man vorausschauen.“ Das hat Winston Churchill einmal gesagt. Dieser Einsicht ist auch Heinz Auberg gefolgt, denn dem Zurückblicken auf die lokale Heimatgeschichte – und vor allem auf die lange Bergbautradition – gilt sein besonderes Engagement. Er ist gelernter Bergbauingenieur, war zuletzt bei der Ruhrkohle AG für das Grubenrettungswesen und den Brand- und Explosionsschutz tätig. Bereits seit 25 Jahren ist er aktiv im „Styrumer Gesprächskreis“. Das ist ein Verein seiner Heimatstadt Mülheim an der Ruhr, die bekanntlich auch meine Heimatstadt ist. Dort kümmert er sich um die Aufbereitung der Geschichte dieses über 1000 Jahre alten Stadtteils. Bislang entstanden unter Heinz Aubergs maßgeblicher Mitwirkung vier Bücher, zwei Broschüren – und an acht Ausstellungen hat er ebenfalls mitgewirkt. Und immer wieder steht er überdies für Vorträge in Schulklassen zur Verfügung. Er ist sozusagen „das Gesicht“ des Styrumer Gesprächskreises. Aber auch für den „Geschichtsverein Mülheim an der Ruhr e.V.“ ist er die Instanz für Bergbaufragen, die er kompetent, sozusagen „aus 1. Hand“ beantwortet.
 
Vor 15 Jahren gehörte er dann zu den Gründungsmitgliedern eines eigenen Arbeitskreises im „Förderverein Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier e.V.“. Dort wird die Erinnerung an die Bergbaugeschichte der Region Mülheim wachgehalten. Unter Heinz Aubergs Leitung treffen sich hier allmonatlich etwa 15 Mitglieder und sichten Material wie Karten, Pläne, Fotografien und bergmännische Literatur. So soll der geplante „Mülheimer Bergatlas“ entstehen, um auf den Spuren des regionalen Bergbaus zu wandeln. Das kann durchaus auch per Fahrrad geschehen, denn entlang der bedeutendsten Bergwerke in Mülheim-Heißen wurde auf Initiative des Fördervereins ein Radweg eingerichtet. Und vom Arbeitskreis selbst entworfene Informationstafeln aus Bronze weisen dort hin auf die verschiedenen Bergwerke der Region.
 
Doch das sind noch lange nicht alle Aktivitäten, die Heinz Auberg auch in seinem – ich hoffe, ich darf das sagen – fortgeschrittenen Alter entfaltet; sie alle aufzu­zählen würde heute den Rahmen sprengen. So ist er z. B. noch aktiv in der „Bürgergesellschaft Mausefalle“ zum Erhalt der Mundart und auch der „Verein der Freunde und Förderer des Klosters Saarn e.V.“ erfährt seine Unterstützung – durchaus auch in Form großzügiger Spenden.
 
Ja, lieber Heinz Auberg, es stimmt, was Winston Churchill gesagt hat: „Je weiter man zurückblicken kann, desto weiter wird man vorausschauen.“ Und Sie helfen, dass wir unsere Geschichte im Blick behalten und auf dieser Basis Zukunft gestalten können.
Lieber Heinz Auberg, die Ehrenspange unserer gemeinsamen Heimatstadt Mülheim haben Sie bereits 2005 erhalten. Es ist mir eine besondere Freude, Ihnen heute das Verdienstkreuz am Bande für Ihr vielfältiges Engagement aushändigen zu dürfen.
 

Barbara Buss aus Steinfurt

„Im Grunde“, so hat Wilhelm von Humboldt einmal gesagt, „sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben“. So gesehen, ist Barbara Buss ein „reicher“ Mensch. Sie hat die beneidenswerte Gabe, sich trotz aller Probleme und Widrigkeiten vom Leben beschenkt zu fühlen. Als Dank möchte sie der Gesellschaft etwas zurückgeben – vor allem denjenigen, mit denen es das Schicksal nicht gut gemeint hat. Barbara Buss begann ihr ehren­amtliches Engagement aus einer persönlichen Betroffenheit heraus. 2003 übernahm sie die Leitung einer Selbsthilfegruppe für essgestörte Töchter und Söhne in Emsdetten. Alle zwei Wochen treffen sich betroffene Eltern, um Erfahrungen auszutauschen. Wegen des großen Bedarfs hat Barbara Buss eine weitere Gruppe in Münster eingerichtet, die sie ebenfalls leitet. Auf einer Internetseite gibt sie Betroffenen wertvolle Tipps zum Umgang mit dem vielschichtigen Krankheitsbild. Und sie organisiert Freizeitaktivitäten, damit die betroffenen Familien auch einmal unbeschwert einen Ausflug genießen können.
 
Außerdem engagiert sich Barbara Buss als ehrenamtliche Betreuerin beim Amtsgericht Steinfurt. Als Schuldnerberaterin unterrichtet sie zudem Jugendliche an Schulen zum Thema „Finanzkompetenz“. Denn schnell können sich z. B. Handyverträge als Beginn einer Schuldenfalle erweisen, aus der junge Erwachsene ohne Hilfe nur schwer wieder herauskommen.
Im Sozialbüro „Das Offene Ohr“ in Steinfurt hält Barbara Buss Beratungsstunden für in Not geratene Menschen ab. Die Adventsaktion „Borghorster helfen Borghorstern“ wurde 2006 auf ihre Initiative hin ins Leben gerufen. Mehr als 100 Ehrenamtliche sammeln dabei Lebensmittel für hilfsbedürftige Menschen. Für sozial benachteiligte Familien sind die gespendeten Waren eine wichtige Unterstützung – vor allem auch deshalb, weil sie so eher den einen oder anderen Weihnachtswunsch ihrer Kinder erfüllen können. Von Beginn an koordiniert Barbara Buss die Adventsaktion, sie stellt ein Helferteam zusammen und bittet Unternehmen um Unterstützung.
 
Seit mehr als zehn Jahren gehört Babara Buss dem „Inner Wheel Club Steinfurt“ an. Neben vielen anderen Aufgaben sammelt diese weltweit größte Frauen-Service-Organisation Spenden für soziale Projekte. Das umfangreiche soziale Netzwerk von Barbara Buss erweist sich dabei einmal mehr als sehr hilfreich.
 
Ich freue mich, liebe Barbara Buss, Ihnen heute für Ihr vielfältiges Engagement die Verdienstmedaille aushändigen zu dürfen.
 

Dr. Hidir Ҫelik aus Bonn

„Wenn Fremde zu Freunden werden“ könnte der Titel eines noch zu schreibenden Romans von Hidir Celik heißen.
 
Der Lebensweg von Hidir Ҫelik ist eindrucksvoll: 1978 nach dem Abitur, das er noch in der Türkei abgelegt hat, folgt er seinen Eltern nach Deutschland. Hier arbeitet er für einige Jahre in einer Bonner Metallfabrik, bevor er dann 1985 Politikwissenschaften, Soziologie und Germanistik studiert. Schon im Rahmen seines Studiums widmet er sich schriftstellerisch der Begeg­nung unterschiedlicher Kulturen. Sowohl Lyrikbände als auch Sachtexte zu Migrations- und Integrationsfragen sind Gegenstand seiner Veröffentlichungen. Hidir Ҫelik, der heute als Lehrbeauftragter an der Universität Köln tätig ist und hauptberuflich die Migrations- und Flüchtlingsarbeit im evangelischen Kirchenkreis Bonn leitet, bewegt sich zwischen islamischer und christlicher Religion und wirbt früh für eine weitsichtige Integrations- und Migrationspolitik.
 
Er selbst wird zum Impulsgeber. Die Arbeit mit Jugendlichen ist ihm wichtig. Bereits 1984 wird er Gründungsmitglied und bis 1995 Vor­sitzender des Vereins „Treffpunkt für Ausländer und Deutsche - DIALOG“. Im Anschluss gründet er das Bonner Institut für Migrationsforschung und Interkulturelles Lernen (BIM). Der Verein – und Hidir Ҫelik als ehrenamtlicher Vorsitzender und treibende Kraft – entwickeln Praxisprojekte und setzen sie erfolgreich um. Auf seine Initiative hin wird der Verein auch Träger des MIGRApolis-Hauses der Vielfalt, eines interkulturellen Zentrums in Bonn. Menschen unterschiedlicher Herkunft und Prägung zusammenzuführen und Teilhabechancen zu verbessern – das ist seine Lebensaufgabe. Die Verzahnung von Wissenschaft und Praxis ist ihm dabei wichtig. Er ist selbst das Paradebeispiel eines Brückenbauers, ob als Gründungs­mitglied der „Aids-Initiative Bonn e.V.“, als ehrenamtlicher Initiator der „Bonner Buchmesse Migration“ oder als Organisator und Autor einer Lesungsreihe. Im Rahmen dieser Reihe besucht er unentgeltlich Schulen in ganz NRW unter dem Motto „Migration in der Schule“ und liest dort vor. Dabei nützen Hidir Ҫelik seine vielfältigen Kontakte, die er über die Jahre hinweg aufgebaut hat. Er ist zudem ehrenamtlich in mehreren Stiftungen engagiert, setzt sich seit zehn Jahren im Verein „MediNetz Bonn“ für Flüchtlinge und Menschen ohne Papiere ein.
 
Und schließlich seine schriftstellerische Arbeit. Auch hier stehen die Themen Migration, Flucht, Armut, Heimat und kulturelle Identität im Mittelpunkt. Längst ist Dr. Hidir Ҫelik selbst zur „Integrationsfigur“ im besten Sinne des Wortes geworden. Jemand, der Anlässe und Orte schafft, damit Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen sich mit Offenheit und Respekt begegnen können. Ja, wenn „Fremde zu Freunden werden“, so könnte der Roman Ihres Lebens wirklich heißen.
Ihnen, lieber Hidir Ҫelik, gebühren heute angesichts Ihres so außerordentlichen Engagements unser großer Respekt und unsere Anerkennung. Ich freue mich ganz besonders, Ihnen das Verdienstkreuz am Bande aushändigen zu dürfen.
 

Dr. Klaus Dielmann aus Erkrath

Das Motto der Schiedsleute lautet: „Sich vertragen ist besser als klagen“ oder „Schlichten ist besser als richten“. So sieht das auch Klaus Dielmann, der sich nicht nur seit Jahrzehnten als ehrenamtlicher Richter beim Finanzgericht Düsseldorf engagiert, sondern auch seit vielen Jahren den Schiedsamtsbezirk II Erkrath leitet. Neben Nachbarschaftsstreitigkeiten schlichtet Klaus Dielmann auch strafrechtliche Fälle, z. B. Hausfriedensbruch oder Beleidigung. Seine ungewöhnlich hohe Erfolgsbilanz kann sich sehen lassen: Etwa zweidrittel aller von ihm betreuten Schiedsverfahren – und das sind insgesamt etwa 60 im Jahr – konnte er bisher ohne Gerichtsverfahren beilegen.
 
Auch dem ,Senior Experten Service‘ stellt Klaus Dielmann seine reichhaltigen Erfahrungen im In- und Ausland zur Verfügung. Als ehemaliger Geschäftsführer und Arbeitsdirektor kennt er sich bei der Qualifizierung von Fach- und Führungs­kräften ja auch bestens aus. Und so hat er unter anderem Universitäten in Pakistan oder der Mongolei bei der Einführung von Masterstudiengängen in Betriebswirtschaftslehre unterstützt.
 
Mit seinem Wissen unterstützt er außerdem den Verein „Alt hilft Jung” in Mettmann, indem er als sogenannter Wirtschaftssenior Existenzgründer berät. Insbesondere kümmert er sich um Unternehmen, die in Schwierigkeiten geraten sind und sich kommerzielle Unternehmensberater finanziell nicht leisten können.
Ein gefragter Ansprechpartner ist Klaus Dielmann auch für das Projekt „Schullei­tungscoaching durch SeniorExperten NRW”. Hier kümmert er sich vor allem um Organisationsentwicklung und Personalmanagement.
 
Im Beirat des Instituts für Sozialwissenschaften der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf war er maßgeblich an der Entwicklung eines Mentorenprogramms für Studierende der Sozialwissenschaften beteiligt. Und im Kuratorium der „Stiftung Pro Ausbildung” setzte sich Klaus Dielmann für die frühe und individuell passen­de Berufsorientierung ein – da ihm die Bildung junger Menschen ganz besonders am Herzen liegt. Da sind wir wirklich genau auf der gleichen Wellenlänge, lieber Klaus Dielmann.
 
Lieber Klaus Dielmann, bitte sehen Sie mir nach, wenn ich Ihr umfangreiches ehrenamtliches Engagement nicht in allen Einzelheiten wiedergeben kann – das würde den Rahmen unserer Veranstaltung sprengen. Aber ich glaube, allen hier ist längst klar geworden, dass Klaus Dielmann das Verdienstkreuz am Bande wahrlich „verdient” hat.
 

Ulla Feldhaus aus Solingen

Das für das Wirken von Ulla Feldhaus passende Zitat stammt von keinem Geringeren als John F. Kennedy: „Einen Vorsprung im Leben hat, wer da anpackt, wo die anderen erst einmal reden“. Ulla Feldhaus packt an. Das beginnt schon 1972, als sie mit weiteren Eltern in Solingen auf eine „selbstbestimmte Erziehung“ ihrer Kinder setzt. Gemeinsam wollte die Gruppe einen selbstver­walteten Kindergarten für ihre Kinder eröffnen und gründete den Verein „Elterninitiative Kinderladen Solingen“. Auf Erfahrungen konnte man damals noch nicht zurückgreifen – nein, man musste sie erst selber machen! Entsprechend schwierig gestalteten sich darum die Verhandlungen mit Genehmigungsbehörden und Zuschussgebern. Als Vorstandsmitglied und Pädagogin arbeitete Ulla Feldhaus das pädagogische Konzept aus, das sich an gesetzlichen Vorgaben ebenso wie an den Wünschen der Elternschaft orientieren musste. Die Mühen waren nicht vergeblich, der Versuch konnte starten: zwei Jahre später, 1974, nahm der „Kinderladen“ den Betrieb auf. Er existiert bis heute und ist bis heute Vorbild für andere selbstverwaltete Einrichtungen.
 
Aber nicht nur als Pionierin bei der Kindererziehung kann man darauf zählen, dass Ulla Feldhaus anpackt. Sie engagiert sich seit Jahrzehnten auf zahlreichen weiteren Themenfeldern. Ende der 1990er Jahre wurde auf ihre Initiative der Förderverein „Hexenkessel e.V.“ gegründet. Dort bekommen Frauen unbürokratisch Hilfe, deren Leben sich im Umbruch befindet oder die in eine Notlage geraten sind. Von Beginn an gehört Ulla Feldhaus zu den „Vorstandshexen“, die bis heute den Verein mit kreativen Ideen bereichern.
 
Und sicher hätte sich Ulla Feldhaus auch als Kommunalpolitikerin manches Mal gewünscht, „hexen“ zu können. Aber so wie in ihrem Beruf als Lehrerin muss man auch in der Kommunalpolitik viel Geduld und einen langen Atem haben, um erfolgreich sein zu können. Leider ohne Zauberstab. Aber auch ohne Zauberstab war und ist Ulla Feldhaus erfolgreich: Seit 1967 Mitglied der SPD, gehörte Ulla Feldhaus von 1989 bis 2009 der Ratsfraktion ihrer Partei im Rat der Stadt Solingen an; von 1999 bis 2009 war sie ehrenamtliche Bürgermeisterin.
 
Benachteiligte Kinder- und Jugendliche stehen für Ulla Feldhaus immer wieder im Fokus ihres Engagements. So auch als Vorstandsmitglied bei „ProFamilia Solingen“. Hier setzt sie sich seit vielen Jahren dafür ein, dass vor allem Schülerinnen und Schülern aus Förderschulen mit frühzeitiger Aufklärung ein selbstbestimmtes Leben ermöglicht wird. Auch mit der Gründung des Vereins „Tischlein-deck-dich Solingen e.V.“ sollen in erster Linie Kinder unterstützt werden, die sich im offenen Ganztagsunterricht keine warme Mahlzeit leisten können. Von Beginn an ist Ulla Feldhaus Vereinsvorsitzende. Die Zahl der Kinder, die eine warme Mittagsmahlzeit und Tipps für eine gesunde Ernährung erhalten, stieg von etwa 120 zu Beginn auf zwischenzeitlich über 1.000 an.
 
Viele weitere Verdienste zeichnen Ulla Feldhaus aus: Von 2002 bis 2013 war sie stellvertretende Vorsitzende des DRK-Kreisverbandes Solingen, seit 2011 ist sie „Mentorin und Leselernhelferin“. Auch in der Erinnerungsarbeit ist Ulla Feldhaus engagiert. Sie schrieb eine Biografie über die Solinger Gewerkschafterin und Widerstandskämpferin Tilde Klose, die von den Nationalsozialisten ermordet wurde. Das Buch über die tapfere Frau erschien 2011. Ulla Feldhaus wollte mit der Erinnerung an dieses Schicksal über Solingen hinaus ein Zeichen für Zivilcourage und selbstlosen Einsatz setzen.
 
Für diese vielfältigen Verdienste, liebe Ulla Feldhaus, sind wir Ihnen alle zu Dank verpflichtet und würdigen Ihre jahrzehntelange Arbeit heute mit dem Verdienst­kreuz am Bande.
 

Jürgen Heimchen aus Wuppertal

„Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren“. Dieses Motto prangt in großen Buchstaben an der Wand des Arbeitszimmers von Jürgen Heimchen. Es ist eng verbunden mit einem schweren Schicksalsschlag 1992. Der drogenabhängige Sohn Torsten – gerade Anfang 20 – starb. Danach war für die Familie Heimchen nichts mehr wie zuvor. Eine Frage ließ Jürgen Heimchen nicht mehr los: Hätte man seinem Sohn mit einer anderen Drogenpolitik, mit einer anderen Einstellung helfen können? Er kam zu der festen Überzeugung, dass Hilfen schon frühzeitig ansetzen müssen und dass diese Hilfen auch denjenigen zugutekommen müssen, die es alleine nicht schaffen, auf Dauer drogenfrei zu leben. Jürgen Heimchen war sicher, dass beispielsweise mit der Abgabe von Suchtersatzstoffen das Leben vieler Abhängiger gerettet und auch die Beschaffungskriminalität eingedämmt werden könnte. Drogenabhängige könnten dann – so seine wachsende Überzeugung – trotz ihrer Sucht wieder ein geregel­tes und würdiges Leben führen.
 
1993 gründete Jürgen Heimchen darum zusammen mit weiteren Betroffenen die „Elterninitiative für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik Wuppertal“. Kurze Zeit später wurde der „Bundesverband der Eltern und Angehörigen für akzeptierende Drogenarbeit e.V.“ gegründet, dessen Vorsitzender Jürgen Heimchen seit 1998 ist.
Anfangs stieß Jürgen Heimchen auf viel Widerstand – bei Polizei und Justiz, in der Politik, aber auch in der Bevölkerung generell. Doch mit seinem Engagement hat er dazu beigetragen, dass sich nach und nach die Einstellung zur Drogen­politik änderte. Die rechtlichen Rahmenbedingungen wurden verändert, Drogen­kranke werden mittlerweile anders behandelt, Drogenkonsumräume entstanden, sterile Spritzen verhindern eine Ansteckung mit HIV. Die Zahl der Drogentoten in Deutschland insgesamt konnte halbiert werden. Wuppertal verfügt heute über eines der besten Hilfssysteme für Drogenabhängige bundesweit. Jürgen Heimchen ist praktisch „rund um die Uhr“ persönlich und telefonisch für betrof­fene und oft verzweifelte Eltern ansprechbar.
 
1998 initiierte er den „Nationalen Gedenktag für verstorbene Drogenabhängige“, der jedes Jahr am 21. Juli begangen wird, inzwischen in vielen Ländern der Welt.
 
Lieber Jürgen Heimchen: Sie haben nach Ihrem tragischen Verlust, den Sie und Ihre Familie erlitten haben, die Kraft gefunden, sich für Eltern und Drogen­abhängige einzusetzen, denen ein ähnliches Schicksal drohte – und Sie haben gemeinsam mit Ihren Mitstreiterinnen und Mistreitern unglaublich viel erreicht. Ich danke Ihnen von Herzen dafür. Für Ihre vorbildliche Haltung und Ihre Verdienste erhalten Sie heute in Anerkennung Ihrer Lebensleistung das Verdienstkreuz am Bande.
 

Friedrich Knäpper aus Hamm

Müde macht uns die Arbeit, die wir liegenlassen, nicht die, die wir tun“, stellte die österreichische Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach fest. Danach müsste Friedrich Knäpper in den vergangenen drei Jahrzehnten wirklich „putzmunter“ gewesen sein – von Müdigkeit absolut keine Spur. Seit mehr als 35 Jahren opfert er bereitwillig und – für ihn – vollkommen selbstverständlich einen Großteil seiner Freizeit für die Evangelische Kirchengemeinde in Kamen und den Kirchenkreis Unna. Friedrich Knäpper übernimmt dort in den verschiedensten Bereichen Verpflichtungen: als Presbyter, im Diakonieausschuss, als Vorsitzender des Bauausschusses – und 20 Jahre lang im verantwortungsvollen Amt des Kirchbaumeisters.
 
Mit der Übernahme dieses Amtes waren Sie, lieber Friedrich Knäpper, für alle Bauten und Ländereien der Kirchengemeinde zuständig. Insbesondere haben Sie sich eingesetzt für die Renovierung des Wahrzeichens der Stadt Kamen – nämlich des Turms der Pauluskirche – sowie der Kirche selbst. Aber auch der Dorffried­hof, die Lutherkirche, die restauriert wurde, und der Neubau des evangelischen Gemeindehauses lagen in Ihrem Verantwortungsbereich. Da waren Sie so gut wie jeden Tag unterwegs, um vor Ort nach dem Rechten zu schauen.
 
Friedrich Knäpper nimmt sich darüber hinaus auch die Zeit für Lektorendienste in den Gottesdiensten und engagiert sich als stellvertretender Vorsitzender des ‚Freundeskreises Schiefer Turm‘, der zur Rettung und zum Erhalt des Turms der Pauluskirche gegründet wurde.
 
Und damit nicht genug: Bis zu Ihrem Übertritt in die Ehrenabteilung stellten Sie sich 25 Jahre lang in den aktiven Dienst der Feuerwehr Hamm – Löschgruppe Lerche. Zuletzt waren Sie dort stellvertretender Löschgruppenführer und Oberbrandmeister.
 
Und auch im örtlichen Schützenverein ist Friedrich Knäppers aktiv – dem Verein ist er seit über 55 Jahren eng verbunden.
 
Lieber Friedrich Knäpper, Menschen wie Sie sind es, denen wir es maßgeblich verdanken, dass unsere Gemeinden lebenswerte Heimat für so viele Menschen sind. Für Ihren jahrzehntelangen ehrenamtlichen Einsatz überreiche ich Ihnen heute gerne die Verdienstmedaille.
 

Jürgen Koch aus Bottrop

Im gleichen Sinne wirkt auch unser nächster Auszuzeichnender für seine Heimat. „Wer an den Dingen seiner Gemeinde nicht Anteil nimmt, ist kein stiller, sondern ein schlechter Bürger.“ Das hat Perikles gesagt, ein griechischer Staatsmann, der einige Jahrhunderte vor Christus lebte. Damals wie heute ist das wichtig und richtig und es gilt in besonderem Maße für Jürgen Koch. Denn er nimmt nicht nur Anteil an den Dingen seiner Gemeinde, er gestaltet sie aktiv mit! Seit nunmehr 25 Jahren gehört er der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands an und genauso lange übernimmt er dort Verantwortung. Jürgen Koch war im Ortsverein Welheimer Mark zunächst Schriftführer, dann stellvertretender Vorsitzender und seit 2001 ist er dort Vorsitzender. Zehn Jahre, von 1994 bis 2004, gehörte er der Bezirksvertretung Bottrop Süd an und wurde dann in den Rat der Stadt Bottrop gewählt und dort sogleich in den Vorstand der SPD-Ratsfraktion. Bis zum heuti­gen Tag übt Jürgen Koch diese Ämter mit großem Engagement aus. Er ist Sprecher der SPD-Ratsfraktion im Betriebsausschuss des Bottroper Sport- und Bäderbetriebes, er engagiert sich im Haupt-, im Finanz- und im Beschwerdeaus­schuss, außerdem ist er im Bau- und im Verkehrsausschuss aktiv. Bestimmt ist diese Liste nicht vollständig, lieber Jürgen Koch, sehen Sie es mir nach, denn bei 120 Rats-, Ausschuss- und Fraktionssitzungen im Jahr kann man nicht alles nennen und würdigen!
 
Besonders intensiv setzt sich Jürgen Koch für die Integration von ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern ein. Er war 2004 eines der Gründungsmitglieder des „Fördervereins für Kinder und Jugendliche e.V. Welheimer Mark“ und ist dort Geschäftsführer. Dieser Förderverein unterstützt in der ehemaligen Bergarbeiter­kolonie Welheimer Mark, in der viele Menschen mit Migrationshintergrund leben, Freizeitangebote und Ferienaktivitäten. Auch dort gestaltet Jürgen Koch mit. Ganz konkret. Ganz praktisch: zum Beispiel das traditionelle Stadtteilfest, an dem sich Vereine, Verbände, die Kirchengemeinden und zahlreiche türkischstämmige Anwohnerinnen und Anwohner beteiligen.
 
40 Jahre Engagement für den Fußballverein „SSV Bottrop 1951 e.V.“ sollen auch nicht unerwähnt bleiben, lieber Jürgen Koch, auch dort engagieren Sie sich. Seit 2012 tun Sie dies sogar als Vereinsvorsitzender, der sich vor allem für die Erwei­terung der Vereinsräume und die nötige Spendenakquise einsetzt.
 
Ich freue mich, Ihnen, lieber Jürgen Koch, für Ihr herausragendes und langjähriges Engagement die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland zu überreichen.
 

Mechtild Gräfin von Korff genannt Schmising Kerssenbrock aus Harsewinkel

„Auch aus Steinen, die Dir in den Weg gelegt werden, kannst Du etwas bauen“ hat Erich Kästner einmal gesagt. Mechtild Gräfin Kerssenbrock tritt seit Jahrzehnten den Beweis für die Richtigkeit dieser Lebensweisheit an. Bereits 1981, vor 35 Jahren, übernimmt sie den stellvertretenden Vorsitz im Verein „Lebenshilfe für Menschen mit geistiger Behinderung Kreisvereinigung Gütersloh“. Dort organisiert sie Ferienfreizeiten für Kinder mit Behinderung und kämpft um die Finanzierung von Frühförderung. Bis zur Eröffnung einer hauptamtlich besetzten Geschäftsstelle läuft die Koordination für viele Aktivitäten von ihrem Zuhause aus. 2005 wird Gräfin Kerssenbrock zur Vorsitzenden des ca. 350 Mitglieder zählenden Vereins gewählt. Der Verein beschäftigt etwa 120 Hauptamtliche, die von mehr als 100 Ehrenamtlichen unterstützt werden. Im Mittelpunkt stehen neben den monatlichen Vorstandssitzungen die Gespräche mit Betroffenen und ihren Familien, mit Spendern, Politikern und der Presse. Erst im vorigen Jahr hat sie dieses Amt abgegeben, wobei sie dem Verein selbstverständlich als Ehrenvorsitzende verbunden bleibt.
 
Ein besonderes Herzensanliegen von Gräfin Kerssenbrock war und ist es, geeigneten Wohnraum für Menschen mit Handicap zu schaffen. Sie sollen autonom leben können, dafür scheut sie keinen Einsatz. So wurde z. B. ein verfallener Hof in Harsewinkel von der Lebenshilfe übernommen, finanziert und 1991 als Wohnstätte „Tiemanns Hof“ eingerichtet. Ob integrative Karnevalsfeier oder Schützenfest – Inklusion wird in Harsewinkel schon lange praktiziert, wenn mehrere hundert Menschen mit und ohne Behinderung miteinander feiern.
 
Auch ein ehemaliges Übergangswohnheim für Aussiedler wird dank der Bemühungen von Mechtild Gräfin Kerssenbrock von der Lebenshilfe um- und ausgebaut. Dort entsteht eine Einrichtung mit betreutem Wohnen, mitten in Harsewinkel.
 
In der Gesellschafterversammlung und im Aufsichtsrat der „wertkreis Gütersloh gGmbH“, in denen sie den Verein vertreten hat, machte sich Gräfin Kerssenbrock immer für die Teilhabe von behinderten Menschen am Arbeitsleben und für den Ausbau wohnortnaher Arbeitsplätze im Kreis Gütersloh stark. Es gelingt ihr, wirkungsvolle Netzwerke zu schaffen, sie versteht es, Mitbürgerinnen und Mitbür­ger für die Belange der Menschen mit Handicap zu gewinnen. Ihr Wirken und Kümmern hat vielen Menschen mit Behinderung zu einem selbstbestimmten Leben verholfen.
 
Liebe Gräfin Kerssenbrock, bei so viel Engagement für andere haben Sie es verdient, heute selbst im Mittelpunkt zu stehen – und mit nichts Geringerem ausgezeichnet zu werden als dem Verdienstkreuz am Bande. Herzlichen Glückwunsch und herzlichen Dank für alles, was Sie geleistet haben!
 

Ursula Lingens aus Schmallenberg

Mutter Teresa hat einmal gesagt: „Einsamkeit und das Gefühl unerwünscht zu sein, ist die schlimmste Armut.“ Ich finde, das ist eine sehr bedenkenswerte und treffende Aussage. Ursula Lingens hat sich den Kampf gegen Armut in all ihren Formen zur Aufgabe gemacht.
 
Sie gründete 1991 in Schmallenberg im Sauerland den Aktionskreis „Hilfe für Menschen in Not“ mit dem Ziel, Kinder und Jugendliche in Krisen- und Armuts­ländern zu unterstützen. Seit gut 25 Jahren ist Ursula Lingens Leiterin, Motor, Ideengeberin und vor allem auch Antreiberin beim Spendensammeln. Das ganze Jahr über werden von Ursula Lingens und ihren etwa 70 Helferinnen und Helfern Bücher, Haushaltswaren oder Kinderartikel gesammelt und preisgünstig an Hilfe­bedürftige verkauft. Auch Schülerinnen und Schüler unterstützen ihre Aktionen und werden in die ehrenamtliche Arbeit mit einbezogen. Der ‚Aktionskreis‘ erzielte im Laufe der Jahre Beträge im hohen sechsstelligen Bereich. Den Erlös erhalten überwiegend die Organisationen, die in Krisen- und Armutsgebieten arbeiten. So wurden u.a. Projekte in Indien, Rumänien, Sri Lanka, Ruanda oder für syrische Flüchtlinge gefördert. Aber auch die Hospize in Olpe und Lennestadt sowie eine Behindertenwerkstatt in Dresden wurden mit Spendengeldern unterstützt.
 
Als herausragende Netzwerkerin kann Ursula Lingens auf die Mithilfe von Firmen zählen, die ihr z. B. Fahrzeuge zum Transport der Sachspenden zur Verfügung stellen; oder von Schülerinnen und Schülern, die beim Transport der oft schwe­ren Kisten helfen und von weiteren Ehrenamtlichen, die sich beim Auf- und Abbau der Stände und beim Verkauf der gesammelten und gespendeten Waren engagieren.
 
Ursula Lingens hat aber auch ein großes Herz für die Alten und Kranken in unserer Mitte. So initiierte sie vor etwa zehn Jahren nicht nur die Gründung des Altenheim- und Krankenhausbesuchsdienstes, sondern auch die ökumenische Gruppe „Letztes Geleit“. Ursula Lingens ist es besonders wichtig, den Verstorbe­nen, die keine eigenen Familienangehörigen haben, einen würdigen Abschied zu bereiten. Hierfür organisiert sie Trauergemeinschaften und nimmt selber fast immer an diesem „letzten Geleit“ teil.
 
Doch damit nicht genug: Ursula Lingens bringt trotz dieses umfangreichen Engagements auch noch die Zeit und Energie auf, sich um die Integration von Asylbewerbern und Aussiedlern zu kümmern. Sie hilft bei der Förderung von Kindern und Jugendlichen, um ihnen einen angemessenen Start in den schuli­schen und beruflichen Alltag zu ermöglichen – und sie hat auch schon manchem Familienvater dank ihrer hervorragenden Kontakte einen Arbeitsplatz vermitteln können und damit die Chance gegeben, selbst für den Lebensunterhalt seiner Familie aufzukommen.
 
Liebe Ursula Lingens, Sie tragen dazu bei, dass sich viele Menschen im In- und Ausland nicht mehr arm, einsam und unerwünscht fühlen – sondern geachtet und wertgeschätzt. Das ist ein ungemein wertvoller und wichtiger Beitrag, der unser Land menschlicher und wärmer macht. Das Verdienstkreuz am Bande soll ein Ausdruck unseres Dankes und unserer Anerkennung für Sie sein.
 

Dieter Reemers aus Viersen

„Nimmt man sich für des Anderen Sorgen wirklich einmal richtig Zeit, oder bestimmt die Lebenshektik nur noch die Gleichgültigkeit?“. Diese Frage ist eine Strophe aus einem Gedicht von Dieter Reemers. Und wenn ich auf das Engagement aller hier Anwesenden blicke, das von Dieter Reemers einge­schlossen, kann ich die Frage ganz klar mit einem „Nein“ beantworten. Und darüber bin ich froh. Von Gleichgültigkeit anderen Menschen gegenüber kann heute glücklicherweise keine Rede sein.
 
Lieber Dieter Reemers, Sie haben seit Anfang der 90er Jahre der Verwaltung der Stadt Mülhausen in Thüringen Ihr Wissen beim Aufbau einer Fachhochschule zur Verfügung gestellt. Seitdem engagieren Sie sich in hohem Maße für verschie­denste Projekte in den neuen Bundesländern. Ein besonderes Anliegen ist Ihnen dabei, die Frauen in der Region zu fördern und ihnen in ihrer durch die Wieder­vereinigung veränderten Lebenssituation eine Hilfestellung zu geben. So enga­giert sich Dieter Reemers für den Landesverband des Deutschen Frauenrings e.V. in Thüringen, der die Interessen von Frauen in allen Bereichen des öffent­lichen Lebens vertritt. Gemeinsam mit dem Ausschuss „Familie, Soziales und Umwelt“ organisiert er seit 1999 regelmäßig Seminare, die sich mit den Themen Frauen, Familie, Umweltschutz und Politik befassen.
 
Eine der Frauen lobte das Engagement von Dieter Reemers mit den Worten: „Was sonst die Rolle der Frauen ist, nämlich im Hintergrund die Position der Männer zu stärken, zu loben, zu organisieren und Ratschläge zu geben, das hat Herr Reemers übernommen.“ Dieser ungewohnte Rollentausch, hat den Frauen gut getan – und lieber Dieter Reemers, ich würde mir wünschen, dass Ihr Beispiel öfter Schule macht.
 
Darüber hinaus engagiert sich Dieter Reemers für die Beruflichen Schulen des Unstrut-Hainich-Kreises Mühlhausen. Dem Fachbereich Elektrotechnik und Elektronik überließ er 2009 eine umfangreiche Sammlung von Fachbüchern, Zeitschriften und Grundlagenliteratur mit Publikationen aus den vergangenen 35 Jahren. Die sind heute kaum noch beschaffbar, aber für das Verständnis, wie sich das Fach entwickelt hat, unentbehrlich.
 
An der Hochschule Niederrhein, seinem Arbeitsplatz, regte Dieter Reemers 1994 die Gründung eines Personalrats an und ist seitdem aktives Mitglied. Außerdem engagiert er sich seit 2004 im Arbeitskreis Alkohol-, Medikamenten- und Drogen­abhängigkeit und er hat immer ein offenes Ohr für Studierende, die mit persönlichen Problemen zu ihm kommen.
 
Lieber Dieter Reemers, Sie nehmen sich – trotz aller Lebenshektik – Zeit für andere. Das ist vorbildlich, von solchen Menschen bräuchten wir noch viel mehr. Ich freue mich, Ihnen heute das Verdienstkreuz am Bande überreichen zu können.
 

Barbara Töpfer aus Bonn

„Das Mitfühlen mit allen Geschöpfen ist es, was den Menschen erst wirklich zum Menschen macht“, so lautet ein großer Satz Albert Schweitzers. Barbara Töpfer ist ein Mensch, der mitfühlt. Mit allen Geschöpfen. Mit den bedauernswerten Haustieren zum Beispiel, die niemand mehr haben möchte. Die ausgesetzt werden, weil sie alt oder krank sind. Oder die von ihren Halterinnen und Haltern nicht mehr versorgt werden können, weil sie ins Seniorenheim müssen. Barbara Töpfer hat sich dem Tierschutz verschrieben. Seit über 30 Jahren ist sie Vorstandsvor­sitzende des Vereins „Tierschutz Bonn und Umgebung e.V.“. Seitdem kämpft sie für den Erhalt und den Fortbestand des „Tierheims Albert Schweitzer“. Im Laufe der Jahrzehnte ist es ihr gelungen, das Tierheimareal erheblich auszubauen und um Neubauten zu erweitern.
 
Barbara Töpfer ist zudem Leiterin des Gnadenhofes „Eifelhof Frankenau“. Viel Zeit und Arbeit investiert sie in die Pflege und Versorgung der dort beherbergten etwa 100 Pferde, Schweine, Ziegen, Hunde und Katzen – und sicher noch eine ganze Reihe anderer Tierarten.
 
Bei ihrem Engagement wird sie von zurzeit rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitar­beitern sowie über 2.000 Mitgliedern und Sponsoren unterstützt.
 
Barbara Töpfer kümmert sich nicht nur um misshandelte oder ausgesetzte Tiere. Sie sucht auch nach Lösungen für Familien, die sich aufgrund ihrer sozialen Situation eine Tierhaltung nicht mehr leisten können. So sorgt sie für die Über­nahme der Kosten für Impf- und Kastrationsinitiativen, für Futterspenden oder für die medizinische Behandlung der Tiere. Und Seniorinnen und Senioren bereitet Barbara Töpfer eine große Freude damit, dass auf ihre Anregung hin ehrenamt­liche Helferinnen und Helfer mit Hunden und Katzen die älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger in den Altenheimen besuchen – denn oft müssen sich alte Men­schen nach der Übersiedlung in ein Heim von ihren Haustieren verabschieden. Ich glaube, wir können uns alle vorstellen, wie viel Freude und wie viel Gutes Barbara Töpfer allein mit einer solchen Aktion bewirkt.
 
Zu guter Letzt möchte ich noch erwähnen, dass sich Barbara Töpfer neben all dem seit einigen Jahren im Kuratorium der „Stiftung Namen-Jesu-Kirche“ in Bonn engagiert. Hier unterstützt sie den Vorstand vor allem mit der Einwerbung von Spendengeldern.
 
Ich freue mich, Ihnen, liebe Barbara Töpfer, heute für Ihren jahrzehntelangen Einsatz für Mensch und Tier das Verdienstkreuz am Bande überreichen zu dürfen.
 

Klaus Vetter aus Wilnsdorf

„Die Grundlage eines jeden Staates ist die Ausbildung seiner Jugend.“ Schon der griechische Philosoph Diogenes wusste um die Bedeutung einer guten Ausbildung. Dieses Wissen gilt noch heute und wird von Klaus Vetter seit bald einem halben Jahrhundert in die Tat umgesetzt und mit Leben gefüllt.
 
Seit Beginn der 1970er Jahre ist Klaus Vetter, Geschäftsführer des Familienun­ternehmens Arnold Vetter KG, in der Industrie- und Handelskammer Siegen aktiv. Er gehörte über viele Jahre verschiedensten Prüfungsausschüssen an und wurde als Mitglied der Vollversammlung 2008 in das Präsidium und zum Präsidenten der Kammer gewählt. In dieser Funktion förderte Klaus Vetter die wirtschaftliche Entwicklung der Region Südwestfalen und machte sie bundesweit bekannt. Nicht ohne Grund ist Klaus Vetter heute Ehrenpräsident der Industrie- und Handelskammer Siegen.
 
Schon in den 1970er Jahren unterstützte Klaus Vetter zudem die Gründung des Siegener Berufsbildungszentrums. Er gewann viele Unternehmer für eine Mitgliedschaft im Trägerverein und unterstützte immer wieder neue Projekte der Lehrwerkstatt.
 
2007 rief Klaus Vetter das Projekt „Haus der Berufsvorbereitung“ ins Leben, das junge Menschen nach einem erfolgreichen Abschluss in ein Ausbildungsverhält­nis führt, er warb über anderthalb Millionen Euro an privaten Spenden ein und fördert seit 2008 als stellvertretender Vorsitzender die grundlegende Moderni­sierung der Werkstatt.
 
Klaus Vetter war mit seinem Unternehmen 2005 einer der ersten, der eine Kooperationsvereinbarung mit der Gesamtschule Siegen-Eiserfeld und 2008 mit dem Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung des Kreises Siegen-Wittgenstein schloss. Sein Ziel war es, Jugendliche bei Betriebserkundungen, bei Praktika und Schulprojekten die Entscheidung für einen Beruf zu erleichtern. Ein richtungsweisender Ansatz auch für uns als Land.
Außerdem unterhält Klaus Vetter seit Jahren eine enge Kooperation mit der Universität Siegen. Auf ihn geht auch der seit 2009 jährlich vergebene und mit 3000 Euro ausgelobte IHK-Oberstufenpreis zurück, der für herausragende Facharbeiten in Naturwissenschaft und Informatik vergeben wird, um Jugendliche für diese Themen und Berufe zu begeistern.
 
Es ließen sich noch so viele weitere Felder nennen, auf denen Klaus Vetter sich engagiert: der „Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V.“ zum Beispiel, in dem er aktiv ist, ich denke an die Förderung des kulturellen Lebens von Stadt und Region, die Klaus Vetter am Herzen liegt. Er ist Gründungsmitglied des Initiativkreises Apollo-Theater Siegen und stellvertretender Kuratoriumsvorsitzender der „Bürgerstiftung Wilnsdorf“.  Außerdem unterstützt er die Werkstätten der AWO des Kreisverbandes Siegen-Wittgenstein/Olpe.
Ich weiß, diese Aufzählung, lieber Klaus Vetter, ist mit Sicherheit nicht vollständig. Nicht umsonst sind Sie bereits 1995 mit dem Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland geehrt worden. Aber ich bin sehr sicher, dass deutlich geworden ist: Sie haben für Ihren fortwährenden, außerordent­lichen ehrenamtlichen Einsatz das Verdienstkreuz 1. Klasse mehr als verdient.
 

Gertrud-Maria und Dr. Hanns-Joachim Vögeli aus Eschweiler

„Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“ Dieser tiefe Gedanke Mahatma Gandhis passt genau zum dem humanitären Engagement von Gertrud-Maria und Hanns-Joachim Vögeli. Sie verkörpern wie wenige andere die Veränderung, die wir uns wünschen. Seit knapp 50 Jahren setzen sich die Eheleute für den Verein „Aktion Friedensdorf e. V.“ ein. Ja, Sie haben sich nicht verhört: tatsächlich seit knapp 50 Jahren!
 
Die Hilfsorganisation holt kranke und verletzte Kinder aus Kriegs- und Krisenge­bieten zur medizinischen Versorgung nach Deutschland. Einige dieser zum Teil schwer verletzten Kinder werden auch in Krankenhäusern in der Städteregion Aachen unentgeltlich behandelt. Zur Betreuung der Kinder, die in der Regel ohne Angehörige kommen, hat das Ehepaar Vögeli ein gut funktionierendes Netz von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern aufgebaut. Gertrud-Maria und Hanns-Joachim Vögeli machen sich aber auch selbst auf den Weg, um kranke Kinder zu besuchen. Sie pflegen außerdem die wichtigen Kontakte zu den Kranken­häusern, zu den Ärzten, dem Pflegepersonal und zum Friedensdorf International in Oberhausen, in dem jährlich bis zu 1.000 Kinder betreut werden.
 
Gemeinsam und erfolgreich bemühen sich die Eheleute Vögeli um die Beschaffung von Spendengeldern. Davon werden nicht nur die Transporte der Kinder nach Deutschland finanziert, sondern auch anfallende Arztkosten und der Unterhalt des Friedensdorfes.
 
Große Unterstützung erfahren die beiden insbesondere durch den „Lions-Club Eschweiler Ascvilare“, dem das Ehepaar seit vielen Jahren angehört. Hier organisieren sie zum Beispiel seit über zehn Jahren Benefiz-Golfturniere. Der Erlös geht unmittelbar an das Friedensdorf International – das Spendenaufkommen erreicht inzwischen eine sechsstellige Höhe. Aber auch bei der Akquise von Sachspenden werden Gertrud-Maria und Hanns-Joachim Vögeli dank ihres unermüdlichen Werbens von zahlreichen helfenden Händen unterstützt. Eine Großhandelskette spendet zum Beispiel regelmäßig Lebensmittel, ein Sanitätshaus Rollstühle und für den Transport stellt ihnen ein Möbelhaus kostenlos einen LKW zur Verfügung. Und: Mit den Spenden werden ebenfalls bedürftige Kinder aus Eschweiler versorgt.
 
Was sich alles bewegen lässt, wenn man sich selbst so entschlossen in Bewe­gung setzt, wie Sie! Liebes Ehepaar Vögeli, intensiv und sehr erfolgreich arbeiten Sie seit bald fünf Jahrzehnten an einer besseren Welt, an einer besseren Welt für Kinder aus kriegs- und krisengeschüttelten Gebieten. Ich ziehe den Hut vor Ihrer Lebensleistung und überreiche Ihnen dafür sehr, sehr gern das Verdienstkreuz am Bande.
 

Gisela Wartenberg aus Erftstadt

„Wir alle sind Passagiere an Bord des Schiffes Erde, und wir dürfen nicht zulassen, dass es zerstört wird. Eine zweite Arche Noah wird es nicht geben.“
Ich glaube mit diesem Satz hat Michail Gorbatschow, Ihnen, liebe Gisela Wartenberg, aus der Seele gesprochen, denn Sie setzen sich seit über 30 Jahren ein für den Schutz von Natur und Umwelt.
 
Gisela Wartenberg ist im Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU) aktiv, sie ist aktives Mitglied des Kreisverbands Rhein-Erft und zugleich ununterbrochen Ortsgruppensprecherin der NABU-Ortsgruppe Erftstadt. Über viele Jahre unterstützt sie auch aktiv die Arbeit des NABU Kreisvorstands, derzeit als stellvertretende Vorsitzende. Den Aufbau des NABU Landesverbandes NRW hat Gisela Wartenberg intensiv begleitet.
 
Die Anliegen des Naturschutzes vertritt sie auch in verschiedenen Ausschüssen der Stadt Erftstadt – und im Kreisumweltausschuss arbeitet sie als sachkundige Bürgerin mit.
 
Besonders am Herzen liegt der inzwischen pensionierten Grundschullehrerin aber die Kinder- und Jugendarbeit. Die bereits vor 25 Jahren gegründeten Jugendgruppen „Adleraugen“ und „Waldindianer“ sind ihrem Engagement zu verdanken. Seit vielen Jahren führt Gisela Wartenberg Exkursionen, Workshops und Projekte für Schulklassen durch. In den Ferien bietet sie Schulkindern die Möglichkeit, im sogenannten Umweltzentrum an verschiedenen mehrtägigen „Werkstätten“ teilzunehmen.
 
Die Umwandlung des früheren Munitionsdepots „Friesheimer Busch“ zu einem Umweltzentrum ist ebenfalls fest mit dem Namen Gisela Wartenberg verbunden. Ein etwa 52 Hektar großes Gelände der belgischen Streitkräfte konnte 2003 endgültig als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden. Gisela Wartenberg ist es im Rahmen dieses Projekts gelungen, eine Naturschutz- und Landschaftspflege­station mit angeschlossenem landwirtschaftlichem Betrieb zu gründen.
 
Auch die breite Öffentlichkeit wird in die Arbeit des NABU eingebunden: Allein in den Jahren 2000 bis 2013 organisierte Gisela Wartenberg zwölf „Obstwiesenfeste im Friesheimer Busch“, das Fest rund um die Themen Landschaftspflege, Umweltschutz, bedrohte Nutztierrassen und alte Ostsorten. Mehrere 1.000 Gäste kommen da zum Friesheimer Busch. Es gelingt Gisela Wartenberg mit ihrer überzeugenden und zupackenden Art auch immer wieder, weitere ehrenamtliche Mitstreiterinnen und Mitstreiter zur Unterstützung für diese zeitintensiven Aufgaben zu gewinnen.
 
Liebe Gisela Wartenberg, ja, unsere Natur hat in Ihnen eine starke, tatkräftige Anwältin. Und wir alle wissen, wie sehr wir ein solches Engagement brauchen, wenn wir unsere Lebensgrundlagen für die kommenden Generationen erhalten wollen. Ich freue mich, Ihnen heute für Ihre wichtige Tätigkeit das Verdienstkreuz am Bande aushändigen zu dürfen. 

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