Mit James Bond, Shrek und einem fröhlichen „Glückauf“ in den Vorbereitungsdienst starten

Ministerpräsident Hendrik Wüst und Schulministerin Dorothee
Feller begrüßten in Gelsenkirchen fast 200 neue
Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter. Eindrücke
von der Vereidigungsfeier in der Heilig-Kreuz-Kirche, die zu
einem prächtigen Ort für Veranstaltungen umgebaut wurde.

31. Oktober 2025
Ministerpräsident Wüst und Schulministerin Feller begrüßen neue Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter

Als die letzten Klänge des Schulorchesters der Gesamtschule Gelsenkirchen-Horst verklungen sind und sich der Veranstaltungsraum fast geleert hat, sitzt Johanna Koptik auf einem der Stühle vor der Bühne und strahlt. Um sie herum leuchtet die frühere Heilig-Kreuz-Kirche, die vor einigen Jahren zu einem wunderbaren Ort für Konzerte oder Kabarettaufführungen umgebaut wurde, in den nordrhein- westfälischen Landesfarben Grün, Weiß und Rot. Die junge Frau, gebürtig aus Bielefeld, wohnhaft im Ruhrpott, blickt auf große Buchstaben auf einem Bildschirm über der Bühne, passend ausgewählt zur Stadt Gelsenkirchen und passend zur einladenden Stimmung an diesem Tag: „Herzlich willkommen! Glückauf!“ „Die Veranstaltung hier hat meine Freude auf den Start des Vorbereitungsdienstes noch einmal gesteigert“, sagt Johanna Koptik. Die Veranstaltung – damit meint die frischgebackene Lehramtsanwärterin die gerade zu Ende gegangene offizielle Vereidigungsfeier für fast 200 Lehramtsanwärterinnen und Lehramtsanwärter (LAA) im einstigen Gotteshaus. Als Zeichen der Wertschätzung für die in dieser Woche in Nordrhein-Westfalen beginnenden fast 3.500 LAA besuchten Ministerpräsident Hendrik Wüst und Ministerin Dorothee Feller stellvertretend das Event in Gelsenkirchen. Die künftigen Referendarinnen und Referendare wussten im Vorfeld nichts von den hochkarätigen Gästen – und freuten sich nach der Überraschung und ihrem Schwur auf die freiheitlich-demokratische Grundordnung umso mehr. „Es macht mich stolz, hier dabei sein zu dürfen“, sagt Alexander Kuck aus Gladbeck.

Der Ministerpräsident mischt humorvolle mit ernsten Gedanken

Sichtbar Spaß an der Veranstaltung hatte auch der Ministerpräsident, der in seinem Grußwort an die LAA humorvolle mit ernsteren Passagen mischte. Unmittelbar vor seiner Rede hatte das 28-köpfige Schulorchester den James- Bond-Klassiker „Skyfall“ gespielt. Musik über einen Superhelden - das sei doch mal ein angemessener Einstieg in die Veranstaltung, meinte Hendrik Wüst. Denn schließlich seien die neuen Lehrkräfte für unsere Gesellschaft auch so etwas wie Helden: Vorbilder und Wegbereiter im schulischen Alltag. „Wir brauchen Sie!“, betonte der Ministerpräsident. „Für unsere Kinder und Jugendlichen, die bei uns in Nordrhein-Westfalen oberste Priorität haben, brauchen wir kreative, motivierte und gut ausgebildete Lehrkräfte. Jede zusätzliche Lehrerin, jeder zusätzliche Lehrer verbessert die Zukunftschancen unserer Kinder und Jugendlichen und macht sie stark.“ Wer an den Schulen unterrichte, habe sich für einen der spannendsten Berufe überhaupt entschieden, allerdings auch eine große Verantwortung angesichts zahlreicher sozialer Herausforderungen. So könne aktuell nur jedes vierte Kind, das die Grundschule verlasse, altersadäquat Deutsch sprechen.

Mit Respekt ins Referendariat, vor allem aber mit Mut und Motivation

Damit sparte Hendrik Wüst auch die Probleme nicht aus, die den Neulingen ebenfalls bewusst sind. „Klar, es braucht auch Mut, Lehrerin oder Lehrer zu werden“, beteuert Johanna Koptik, „aber ich habe mich vor allem aus Freude und Motivation für diese Tätigkeit entschieden.“ Die 26-Jährige, die in ihrer Freizeit leidenschaftlich gerne Basketball spielt, bezeichnet zudem „Offenheit, Empathie und Verantwortungsbewusstsein“ als ihre Stärken. Der Wunsch, Lehrerin zu werden, entstand in einem Freiwilligen Sozialen Jahr an einer Schule in Tansania. „Da habe ich gemerkt, dass mir das Menschliche und das Vermitteln von Wissen sehr liegen. Ich freue mich darauf, junge Menschen zu inspirieren und auf ihrem Weg eine Zeit lang positiv zu beeinflussen“, erzählt Johanna Koptik.  Alexander Kuck, 28 Jahre alt und designierter Lehrer für Englisch und Mathematik, weiß ebenfalls schon lange um die Aufgaben, denen sich eine Lehrkraft zu stellen hat, „denn mein Onkel ist auch Lehrer“. Respekt vor dem Kommenden hat er, doch das Vertrauen in seine eigenen Stärken lässt ihn mit Optimismus starten. Dazu zählt er seine soziale, kommunikative Art. Am Gladbecker Ratsgymnasium arbeitet Alexander Kuck bereits seit anderthalb Jahren als Vertretungslehrer. Es war ein Mathelehrer, der den Schüler Kuck einst motivierte, selbst Lehrer zu werden. „Er hat mir nicht nur fachlich viel beigebracht, sondern vor allem auch Werte.“

Die Ministerin rät den LAA, auf ihre eigenen Köpfe zu vertrauen

In ihrem Grußwort betonte Schulministerin Dorothee Feller noch einmal die grundsätzliche Bedeutung von guter Schulbildung: Bildung bedeutet Teilhabe an der Gesellschaft und die Fähigkeit, seine demokratischen Rechte auszuüben; damit ist gute Bildung zugleich die Sicherung unserer Demokratie. Sodann sprach sie Johanna Koptik und Alexander Kuck direkt an, würdigte deren Motivation und Vita und erweiterte den Blickwinkel dann auf alle LAA im Land: „Es sind diese und all Ihre Lebensgeschichten, die zukünftig unsere Schulen prägen werden. Ich freue mich, dass Sie alle sich für den Lehrberuf entschieden haben. Denn Ihre LehrKRAFT wird mehr als gebraucht - auch hier in Gelsenkirchen.“ Die Ministerin spannte am Rednerpult den Bogen von der viele junge Menschen prägenden Arbeit von Lehrerinnen und Lehrer über die geplante praxisnähere Ausbildung von Lehrkräften und die mit dem Schulkompass 2030 anvisierte datengestützte Schul- und Unterrichtsentwicklung bis hin zum Rat an die künftigen Lehrkräfte, auf ihre eigenen Köpfe zu vertrauen. „Bewahren Sie sich Ihren frischen und unvoreingenommenen Blick auf das Schulsystem!“, rief sie den LAA zu, „und lassen Sie sich nicht entmutigen von äußerst erfahrenen Persönlichkeiten im Schulsystem, die meinen, es gäbe nur den einen wahren Weg! Es ist wichtig, neue Dinge auszuprobieren. Haben Sie also den Mut, auch mal zu sagen: Wir können es auch anders machen. Denn nur so kann sich Schule den aktuellen Entwicklungen anpassen und eine zeitgemäße Bildung bieten. Sie sind Innovationsmotoren in unseren Schulen.“

Eine Ausbildung an einem der schönsten Orte in Nordrhein-Westfalen

Es folgten die entscheidenden Minuten. Oliver Funke- Tebart trat auf die Bühne, Leiter des Zentrums für schulpraktische Lehrerausbildung in Gelsenkirchen. Er betonte, dass sich die neuen LAA nicht nur auf eine fundierte Ausbildung, sondern auch auf eine malerisch gelegene Ausbildungsstätte freuen dürfen. „In den kommenden 18 Monaten werden Sie sich an einem Ausbildungsort wiederfinden, der seinesgleichen im Land sucht: an Haus Lüttinghof“, sagte Oliver Funke-Tebart, „unmittelbar in der Nähe des ältesten Gebäudes der Stadt Gelsenkirchen, Burg Lüttinghof, gelegen, bietet unser Haus mit seiner einmaligen Architektur großzügige Ausbildungs- und Aufenthaltsmöglichkeiten.“ Im Rahmen dieser Ausbildung werde es auch darum gehen, Sensibilität dafür zu entwickeln, wie die Werte unserer Verfassung am besten geschützt werden können. „Vielleicht denken Sie jetzt: Beitrag zur Demokratieerhaltung – darunter geht es wohl nicht“, sagte Oliver Funke-Tebart, um direkt erklärend nachzulegen: „Ja, das klingt zugegeben pathetisch. Aber gerade die Erinnerung an den verfassungsgemäßen Auftrag, den Sie gleich mit der Vereidigung annehmen werden, ist für uns am Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Gelsenkirchen ein wichtiger Baustein unseres Leitbildes. Vor dem Hintergrund der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Konflikte – weltweit, aber auch lokal – kann man den demokratischen Auftrag von Schule nicht hoch genug schätzen.“ Demokratie zu leben, das bedeute auch, „sich für die Schwächsten einzusetzen und in einem sozial-gerechten, teilhabeorientierten Wirken jede einzelne Schülerin, jeden einzelnen Schüler zu fördern und zu fordern. Weil dies so wichtig ist, weil dies eine zentrale staatliche Aufgabe ist, darum wird es gleich diesen formellen Akt der Vereidigung geben.“ Für diesen formellen Akt, der feierlich in den Vorbereitungsdienst führt, standen alle LAA dann auf, hoben die rechte Hand und leisteten im stimmlichen Gleichklang den Schwur, ihre Amtspflichten gewissenhaft nach der Maßgabe des Grundgesetzes zu erfüllen.

Zum Abschluss taucht wieder ein Superheld auf

Danach tauchte Shrek auf, dieser knubbelig-grüne Superheld mit dem freundlichen Gesicht, den großen Augen und den rüsselartig abstehenden Ohren. Das Schulorchester der Gesamtschule Gelsenkirchen-Horst stimmte „Accidentally in love“ an, einen der Songs aus dem computeranimierten Leinwand-Spektakel. Nach der musikalischen Hommage an Agent 007 zum Start der Vereidigungsfeier gab es also auch am Ende der Zeremonie ein Musikstück aus dem Leben eines tollkühnen Helden.

Mit Teil zwei der filmischen Erinnerungen wurden die künftigen Helden des Alltags in eine spannende Zukunft verabschiedet. Sie können sich auf viele besondere Schulen in Nordrhein-Westfalen freuen. Und das Personal der Schulen kann sich genauso freuen: auf viele neue Gesichter mit jeder Menge Ideen, großem Gestaltungswillen und ganz vielen Talenten.

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