Ministerpräsidentin Hannelore Kraft verleiht den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen an 14 Bürgerinnen und Bürger

7. Dezember 2012
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Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hat 14 Bürgerinnen und Bürger im Präsidentenschlösschen der Bezirksregierung Düsseldorf mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. Die Ministerpräsidentin überreichte diese besondere Auszeichnung und würdigte die ausgezeichneten Menschen persönlich.

Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen

Ruziye Malkus aus Castrop-Rauxel

„Man kann viel, wenn man sich nur recht viel zutraut“, das hat einmal Wilhelm von Humboldt gesagt. Zum Glück traut sich Ruziye Malkus etwas zu – und so hat sie viel für Andere tun können. In der anatolischen Großstadt Eskisehir aufgewachsen, erlernte sie den Beruf der Schneiderin, besuchte die Akademie für Design und schloss nach ihrer Ausbildung die Meisterschule ab. 1979 kam sie nach Deutschland – eigentlich, um ihren Onkel in Castrop-Rauxel zu besuchen. Doch sie blieb – und Deutschland wurde ihre neue Heimat. Ab Anfang 1980 arbeitete sie für die Arbeiterwohlfahrt (AWO) und die Volkshochschule und gab zunächst Nähkurse für türkische Migrantinnen.

Durch eigene Erlebnisse und Probleme in ihren ersten Jahren in Deutschland geprägt, gründete Ruziye Malkus 1998 den "Internationalen Bildungs- u. Kulturverein für Frauen Castrop-Rauxel e.V." (IBKF), den sie seither ehrenamtlich leitet. Ihr ist es besonders wichtig, ausländischen Frauen zu mehr Selbstständigkeit und finanzieller Unabhängigkeit zu verhelfen. Zu den Angeboten des Vereins gehören Deutschkurse für ausländische Frauen, Schülerhilfe, eine Kindertheatergruppe, Behördengänge, Gymnastikkurse für Frauen, Kinderbetreuung und auch so etwas Originelles wie „Interkulturelles Kochen“. In den von Ruziye Malkus geleiteten Nähkursen, die Frauen unterschiedlicher Nationalitäten besuchen, läuft die Verständigung auf Deutsch, denn die Teilnehmerinnen sprechen verschiedene Muttersprachen. Die unter Anleitung von Ruziye Malkus entworfenen und geschneiderten Kleidungsstücke werden regelmäßig auf Modenschauen präsentiert; der Verkaufserlös kommt der Arbeitsgemeinschaft „Gewalt gegen Frauen“ zugute. Im vergangenen Jahr ist es Ruziye Malkus gelungen, den Wunsch der Frauen nach einem eigenen Garten zu verwirklichen. Seitdem bietet der "Internationale Frauengarten" Raum für Begegnungen. Dort werden Gemüse, Salat und Obst angebaut und die Frauen haben die Möglichkeit, eigene Produkte zu verkaufen, z. B. selbst gemachte Marmelade. Nicht nur türkischstämmige Frauen nutzen die umfassenden Angebote, auch Frauen aus Marokko, Polen und Russland wissen, dass sie im IBKF Hilfe und Unterstützung finden. Ruziye Malkus steht in engem Kontakt mit anderen Vereinen und Verbänden, kooperiert mit der Stadt, mit den Schulen und der Volkshochschule. Auch im Integrationsrat von Castrop-Rauxel ist Frau Malkus aktiv. Bemerkenswert finde ich auch, dass sich Ruziye Malkus in ihrem Engagement von Widerständen nicht bremsen lässt, sondern konsequent an ihrem Einsatz für die Frauen festhält.

Liebe Ruziye Malkus, viele Migrantinnen haben durch Ihr Engagement zu mehr Selbstbewusstsein gefunden. Vielen Dank für Ihren Einsatz, der heute mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen gewürdigt wird.

Osman Okkan aus Köln

Osman Okkan kommt nach dem Besuch eines deutschen Gymnasiums in Istanbul 1965 zum Studium nach Deutschland und entschließt sich zum Bleiben. Heute ist Osman Okkan ein kritischer Journalist, für viele ein Freund und Gesprächspartner, vor allem aber ein Mittler mit engem Kontakt zur deutschen und zur türkischen Bevölkerung. Osman Okkan hat sich sowohl ehrenamtlich als auch durch seine Arbeit als Journalist in vielen Jahren um die deutsch-türkische Völkerverständigung verdient gemacht. Und natürlich auch um die Integration der in Deutschland lebenden Türken. Ihn beschäftigt aber generell die Frage, wie unsere Gesellschaft mit Minderheiten umgeht. Ob es um Kurden und Armenier geht oder ob er sich für die griechisch-türkische Verständigung einsetzt – immer gelingt es Osman Okkan, eine verbindende Rolle einzunehmen.

Mit seinen Projekten und Filmen über Minderheiten in der Türkei hat er viel zur Sensibilisierung der deutschen und der türkischen Öffentlichkeit in Deutschland beigetragen. Seit mehr als zehn Jahren ist Osman
Okkan aktives Mitglied des Vereins „Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland“ und gehört zu den Mitbegründern des „Kulturforums Türkei-Deutschland e.V.“, das aus einer Initiative von Künstlern, Kultur- und Medienexperten entstanden ist. Osman Okkan ist tragende Säule und Vorstandsvorsitzender des Vereins und initiiert seine Projekte bundes- und sogar europaweit.

Als Redakteur des Westdeutschen Rundfunks und als freiberuflicher Autor hat Osman Okkan über viele Jahre einen Beitrag zum Erfolg des türkischen Radioprogramms „Köln Radyosu“ geleistet. Er selbst ist eine der prägenden Stimmen des Programms und genießt bei vielen Hörerinnen und Hörern große Anerkennung und Respekt.

Lieber Osman Okkan, ich kann mich Ihren Hörerinnen und Hörern nur anschließen. Dialog ist die Basis für erfolgreiches und friedliches Zusammenleben in unserer Gesellschaft. Der Umgang mit Minderheiten ist entscheidend für das Gesamtklima unserer Gesellschaft.

Ich danke Ihnen für Ihr vorbildliches Engagement und verleihe Ihnen dafür gerne den Landesverdienstorden.

Wolfgang Riotte aus Düsseldorf

„Die Vollbeschäftigung bei Behörden ist immer garantiert, denn Beamte schaffen sich gegenseitig soviel Arbeit, dass sie ständig genug zu tun haben.“ Diese Behauptung stammt von Cyril Northcote Parkinson, einem britischen Historiker. Einer, der sich immer bemüht hat, diese Behauptung zu widerlegen, ist der Jurist und Verwaltungsfachmann Wolfgang Riotte. Über 30 Jahre hat er dafür gekämpft, dass der Öffentliche Dienst nicht selbstbezogen, sondern ergebnisorientiert arbeitet. Auch nach seinem Abschied aus dem aktiven Dienst 2003 hilft er weiter dabei, die Abläufe der nordrhein-westfälischen Landesverwaltung zu verbessern und ein neues Dienstrecht zu entwickeln. Viele seiner Vorschläge, Anregungen und innovativen Ideen, die er 2005 vorgestellt hat, haben bis heute Bestand und ganz konkrete Auswirkungen auf staatliches Verwaltungshandeln, so der von ihm angestoßene Vergleich und Austausch zwischen staatlichen und privaten Organisationen. Seitdem suchen Landesverwaltungen regelmäßig seinen Rat bei Fragen zur Verwaltungsstruktur, zur Verwaltungsmodernisierung, zur Personalentwicklung oder zur demographischen Entwicklung.

Sein enormes Fachwissen bringt Wolfgang Riotte seit Jahren in der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Juristinnen und Juristen (AsJ) ein. Er arbeitet im Vorstand der AsJ Düsseldorf-Mettmann-Neuss mit und ist immer wieder landes- und bundesweit als Referent und Ratgeber gefragt. Wolfgang Riotte berät auch das Deutsche Komitee der UNICEF bei komplexen juristischen Problemen. 2008 stellt er als Interimsgeschäftsführer mit einer überarbeiteten Geschäfts- und Organisations-struktur die Weichen für einen strukturellen Neubeginn der UNICEF Deutschland und geht neuerdings auch bei der UNICEF als Ombudsmann Beschwerden nach.

Das wichtige Amt eines Ombudsmanns wird noch einmal an ihn herangetragen: Ich spreche von der Loveparade-Katastrophe im Juli 2010, die mich bis heute persönlich sehr betroffen macht. Wolfgang Riotte erklärt sich im Sommer 2010 sofort bereit zu helfen. Er wird 1. Ansprechpartner nicht nur für unmittelbar Betroffene. Auch Angehörige der Todesopfer, der Verletzten, Freunde und Bekannte können sich jederzeit mit Fragen und Hilferufen an ihn wenden. Bis heute vermittelt er Kontakte zu Versicherungen, Unfallkassen, Kirchen oder Verbänden. Wolfgang Riotte hat in bewundernswerter Weise ganz vielen Menschen geholfen, die von dieser Katastrophe betroffen waren. Wolfgang Riotte ist eben kein „Schreibtisch-Experte“ weit weg von den Menschen, sondern jederzeit für sie persönlich ansprechbar.

Ich freue mich, lieber Wolfgang Riotte, dass ich Ihnen heute nicht nur von Herzen danken kann, sondern Sie auch mit dem Verdienstorden des Landes auszeichnen darf.

Harald Schartau aus Osnabrück

Harald Schartau ist ein Mensch, der jederzeit bereit ist, einen ganzen Sack abstrakter Theorie gegen eine Tüte praktischen Fortschritt zu tauschen. Ob als Gewerkschaftler, als Wirtschafts- und Arbeitsminister von Nordrhein-Westfalen oder heute als Arbeitsdirektor der Eisen- und Stahlindustrie – immer geht es ihm darum, dass sich die Dinge konkret zum Besseren wenden.

Er hat einmal gesagt: „Das Gefühl für soziale Gerechtigkeit kann man an keiner Hochschule lernen.“ Und selbst wenn das möglich wäre, Harald Schartau hätte es dort nicht lernen müssen, denn er hat es schon früher, gleichsam mit der Muttermilch, aufgenommen. Aufgewachsen in Duisburg-Hochfeld in einer Arbeiterkolonie, engagiert er sich bereits mit 12 Jahren bei den „Falken“. Später macht er eine Ausbildung zum Chemielaboranten, steigt in die Betriebsrat-Arbeit ein und findet nach Studium und Tätigkeit beim DGB „seine“ Wirkungsstätte in der IG Metall. Als Bezirksleiter des IG-Metall-Bezirks, zuerst in Dortmund, dann in Essen und später in ganz Nordrhein-Westfalen, spielt er eine wichtige Rolle bei der „friedlichen“ Fusion von Krupp und Thyssen. In den 1990er Jahren ruft er erstmals Branchendialoge zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern ins Leben. Er ermuntert Betriebsräte, auch eine Rolle als Co-Manager zu übernehmen, weil sie so noch mehr von ihrer Kompetenz einbringen können.

Mit seinem Einsatz für maßgeschneiderte, verlässliche Tarifverträge, auch bei Betrieben in großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten, hat Harald Schartau nicht nur für NRW Tarifgeschichte geschrieben.

Einen starken Schwerpunkt seiner Arbeit als Minister legt er auf das Thema Qualifizierung von Arbeitslosen und auf das Thema Lehrstellen. Keine großen Reden halten, sondern hingehen, das ist sein Motto bei unzähligen Besuchen in Firmen, bei denen er darum wirbt, dass sie mehr Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen.

Bei allen Ämtern und Erfolgen hat Harald Schartau nie die Bodenhaftung verloren, er weiß genau, wie viel Großes die sogenannten „Kleinen Leute“ oft leisten. Unermüdlich arbeitet er daran, auch nach seiner Zeit als Minister, dass es eine gute Perspektive für alle geben kann. Seit 2008 kümmert er sich als Vorsitzender des NRW-Kuratoriums für Berufsbildung des Internationalen Bundes insbesondere um Ausbildungsperspektiven für benachteiligte Jugendliche.

Seit vielen Jahren engagiert sich Harald Schartau auch für die Hilfsorganisation FRIEDENSDORF INTERNATIONAL und macht als offizieller FRIEDENSDORF-Botschafter die Arbeit der Organisation bekannt. Ihre Hilfseinsätze geben verletzten und kranken Mädchen und Jungen, die in ihren von Kriegen und Krisen heimgesuchten Heimatländern nicht behandelt werden können, eine Chance zu überleben. Dafür setzt sich Harald Schartau ein und kümmert sich dabei auch um einzelne Schicksale: So ermöglichte er zwei afghanischen Jungen notwendige Operationen und kostenlose Pflege am Dortmunder Knappschaftskrankenhaus.

Lieber Harald Schartau, bei allem, was Sie für Nordrhein-Westfalen und seine Menschen, für soziale Gerechtigkeit und Solidarität in unserer Gesellschaft getan haben, freue ich mich sehr, dass ich Ihnen heute den Landesverdienstorden überreichen darf.

Professor Wolfgang Schulhoff aus Düsseldorf

Klappern gehört zum Handwerk – und das kann der „Handwerker“ Wolfgang Schulhoff besonders dann gut, wenn er für das Handwerk selbst klappert. Der Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf wird nicht müde, bei seinen Kollegen, bei Los- und Freisprechungsfeiern
oder vor den örtlichen Handwerksinnungen auf die wichtige Rolle des Handwerks hinzuweisen, z. B. für Ausbildung und Beschäftigung. Wolfgang Schulhoff geht da auch selbst mit gutem Beispiel voran. Sein mittelständisches Handwerksunternehmen ist einer der größten Ausbildungsbetriebe im Raum Düsseldorf. Die guten Prüfungsergebnisse seiner Schützlinge kommen nicht von ungefähr, denn bei schulischen oder sonstigen Defiziten erhalten sie gezielte Förderung: Etwa Förderkurse mit Arbeitsbefreiung, Hausaufgabenhilfen oder theoretische und praktische Übungsmöglichkeiten.

Anfang der 90erJahre ist Wolfgang Schulhoff einer der „Männer der ersten Stunde“ beim Aufbau der Hochschule Mittweida in Sachsen. Er beschafft Lehrmaterial, unterrichtet die Studierenden als ehrenamtlicher Honorarprofessor für Allgemeine Volkswirtschaftslehre, beispielsweise zum Thema Finanzpolitik, und nimmt als Kuratoriumsvorsitzender Einfluss auf die Einrichtung neuer Studiengänge. Mit einem von ihm 2002 gestifteten Hochschulpreis für herausragende wissenschaftliche Arbeiten mit interdisziplinärem Charakter setzt er einen wichtigen Impuls für wissenschaftliche Exzellenz.

Als Präsident des Nordrhein-Westfälischen Handwerkstages (NWHT) engagiert er sich stark für den Mittelstand, z. B. für ein Vergabewesen, das kleineren örtlichen Betrieben mehr Chancen eröffnet, Aufträge zu erhalten. Doch den seit Jahrzehnten politisch für die CDU aktiven Wolfgang Schulhoff bewegen auch ganz andere Dinge: Bereits seit ihren Anfängen 1997/98 begleitet Wolfgang Schulhoff intensiv die Entwicklung der Stiftung Insel Hombroich, der Museumsinsel, die Kunst und Natur so einzigartig miteinander verbindet. Mittlerweile lenkt er ihre Geschicke als Vorstandsvorsitzender.

Lieber Wolfgang Schulhoff, bei einem so umfassenden und wertvollen Wirken für unser Land kann ich Ihnen heute den Verdienstorden des Landes mit großer Freude überreichen.

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