Ministerpräsident Hendrik Wüst verleiht den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen an zehn Bürgerinnen und Bürger

Ministerpräsident Wüst: Die Trägerinnen und Träger des Landesverdienstordens unterstützen unter Zurückstellung eigener Interessen die Gesellschaft

22. August 2023
Ministerpräsident Hendrik Wüst verleiht den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen an zehn Bürgerinnen und Bürger

Am Dienstag, 22. August 2023, dem Vortag des 77. Landesgeburtstags, hat Ministerpräsident Hendrik Wüst den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen an zehn engagierte Bürgerinnen und Bürger verliehen.

Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen

Ministerpräsident Wüst: Die Trägerinnen und Träger des Landesverdienstordens unterstützen unter Zurückstellung eigener Interessen die Gesellschaft. Ihr vielfältiges Engagement für das Gemeinwohl ist nicht nur Herzensangelegenheit, sondern wahre Lebensaufgabe

Am Dienstag, 22. August 2023, dem Vortag des 77. Landesgeburtstags, hat Ministerpräsident Hendrik Wüst den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen an zehn engagierte Bürgerinnen und Bürger verliehen.

 Mit dem Verdienstorden ehrt die Landesregierung traditionell ehrenamtlich besonders engagierte Bürgerinnen und Bürger für ihren herausragenden Einsatz für das Gemeinwohl und das Land Nordrhein-Westfalen. Die Verleihung fand in der Staatskanzlei in Düsseldorf statt.

 Ministerpräsident Hendrik Wüst: „Nordrhein-Westfalen steht für Weltoffenheit, Solidarität und Nächstenliebe. Diese gerade in der heutigen Zeit so wichtigen Werte verkörpern die Trägerinnen und Träger des Landesverdienstordens eindrucksvoll. Sie alle leisten tagtäglich Herausragendes, setzen sich mit großem persönlichen Einsatz und viel Fürsorge für ihre Mitmenschen ein. Sie unterstützen unter Zurückstellung eigener Interessen die Gesellschaft – und das häufig über viele Jahrzehnte hinweg. Ihr vielfältiges Engagement für das Gemeinwohl ist somit oft nicht nur Herzensangelegenheit, sondern wahre Lebensaufgabe. Diese hat unser aller Anerkennung verdient.“

Über den Landesverdienstorden
Der Verdienstorden des Landes ist eine der höchsten Auszeichnungen und wurde 1986 aus Anlass des 40. Geburtstages des Landes Nordrhein-Westfalen vom damaligen Ministerpräsidenten Johannes Rau gestiftet. Als Anerkennung ihrer außerordentlichen Verdienste für die Allgemeinheit wird er an besonders engagierte Persönlichkeiten verliehen.

 Ausgezeichnet mit dem Landesverdienstorden wurden am 22. August 2023:

Peter Borsdorff aus Düren
Gemeinsam mit seiner 2005 verstorbenen Ehefrau gründete Peter Borsdorff 1995 die private Initiative „Running for Kids – Leichtathleten helfen behinderten Kindern“. Fast vier Millionen Euro an Spendengeldern kamen allein hier zusammen. Schwer erkrankte oder behinderte Kinder unterstützt der frühere Vorsitzende des Stadtsportverbandes Düren auch mit dem „Doris-Borsdorff-Fonds“. Der traditionelle Dürener „Peter-und-Paul-Lauf“, Weihnachtsgeschenke für von der Hochwasserkatastrophe 2021 betroffene Kinder und Hilfsaktionen für Menschen in und aus der Ukraine sind weitere Beispiele für Peter Borsdorffs unermüdliches Engagement.

Dieter Gebhard aus Gelsenkirchen
Der ehemalige Gymnasiallehrer hat sich jahrzehntelang in zahlreichen politischen Ämtern und Funktionen – vom Vorsitz des Jugendhilfeausschusses im Rat der Stadt Gelsenkirchen bis hin zum Vorsitz der Landschaftsversammlung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe – besonders intensiv und erfolgreich um eine gute Zukunft für junge Menschen aus schwierigen Verhältnissen gekümmert. Auch das seinerzeit keineswegs selbstverständliche Vorhaben, behinderte und nichtbehinderte Kinder gemeinsam und integrativ in Regelkindergärten betreuen zu lassen, hat der Sozialdemokrat maßgeblich vorangetrieben.

Theresia Gerwing aus Beckum
Seit über 50 Jahren ist sie in der Kommunalpolitik aktiv, zum Beispiel im Rat der Stadt Beckum und im Kreistag Warendorf. Die stellvertretende Bürgermeisterin kümmert sich insbesondere um die Bereiche Familie und Jugend, Schule, Kultur und Sport und engagiert sich unter anderem als Patientenfürsprecherin des Beckumer St.-Elisabeth-Hospitals und im Museumsbeirat der Abtei Liesborn. Über eine lange Wegstrecke hat Theresia Gerwing zum Wohl des Gemeinwesens und der parlamentarischen Demokratie vorbildlich bewiesen, wie wirksam, erfolgreich und wertvoll das ehrenamtliche politische, soziale und kulturelle Engagement vor Ort ist.

Staatsminister a. D. Michael Groschek aus Düsseldorf 
Der frühere Generalsekretär und spätere Vorsitzende der SPD in Nordrhein-Westfalen hat als langjähriges Ratsmitglied in seiner Heimatstadt Oberhausen und Minister für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen auf den unterschiedlichsten staatlichen Ebenen ambitioniert gewirkt und sich Verdienste erworben. Bezahlbaren Wohnraum schaffen, alte Stadtquartiere behutsam modernisieren, die Bürgerinnen und Bürger stärker an politischen Entscheidungen und Planungen beteiligen, eine moderne Verkehrsinfrastruktur im Transitland Nordrhein-Westfalen und Mobilität gerade für ältere Menschen sichern, gehörten zur Agenda von Michael Groschek. 

Karin Jäger aus Königswinter
Karin Jäger engagiert sich seit über 40 Jahren in der Evangelischen Kirchengemeinde Königswinter. Dort gründete sie eine Kleiderstube, deren Erlös bedürftigen und obdachlosen Menschen zugutekommt, leitete die „Frauenhilfe“ der Gemeinde und rief eine „Offene Tür für Senioren“ ins Leben. Außerdem gehörte sie dem Presbyterium der Kirchengemeinde an und ist im Diakonischen Ausschuss der Gemeinde aktiv. Mit ihrer liebenswerten und einfühlsamen Art sorgt Karin Jäger dafür, dass gerade viele ältere Bürgerinnen und Bürger nicht vereinsamen und weiter aktiv am Leben teilhaben können – auch und ganz besonders in den Jahren der Corona-Pandemie.

Dieter Kosslick aus Berlin
Der seinerzeit erste Geschäftsführer der Filmstiftung NRW hat die Entwicklung Nordrhein-Westfalens zu einem der wichtigsten europäischen Film- und Medienstandorte mit sichtbaren Erfolgen vorangetrieben. So holte er zum Beispiel zahlreiche internationale Filmproduktionen nach Nordrhein-Westfalen. Zugleich kümmerte er sich um die Ausbildung des Filmnachwuchses etwa an der von ihm gegründeten „Internationalen Filmschule Köln“. Als Chef der Berlinale führte Dieter Kosslick die Filmfestspiele zu neuem Glanz und internationalem Ruhm. Heute ist er unter anderem Jury-Vorsitzender des Carl-Laemmle-Produzentenpreises.

Guido Maria Kretschmer aus Hamburg
Der gebürtige Münsteraner, erfolgreiche Modedesigner und beliebte Moderator findet seit vielen Jahren seine tief empfundene Berufung in der Förderung bedeutungsvoller Initiativen und wegweisender Stiftungen. Dazu gehört die „Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe“, bei der der ausgebildete Krankenpfleger sich als Botschafter insbesondere um von Schlaganfall betroffene Kinder und ihre Familien kümmert. Spenden, die er als Botschafter und Pate des „RTL-Spendenmarathons“ einwirbt, kommen gezielt diesen Kindern zugute. Auch für die DKMS LIFE setzt er mit viel Herz und Engagement seine Popularität für Menschen in einer außerordentlich schwierigen Lebenslage ein. Seine aufrichtige Verbundenheit und Einsatzfreude sind ein leuchtendes Beispiel, wie prominente Bekanntheit und außergewöhnliche Erfolge zum Wohle derjenigen genutzt werden können, die dringend auf Unterstützung angewiesen sind.

 

Linda Mai aus Köln
Als Russland 2014 die Krim annektierte, gründete Linda Mai gemeinsam mit ihrem Ehemann den Verein „Blau-Gelbes Kreuz“, der Hilfslieferungen an Krankenhäuser organisierte oder betroffenen Kindern Ferien in Deutschland ermöglichte. Unmittelbar nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine weiteten Linda Mai und ihr Verein ihre Aktivitäten massiv aus, richteten ein großes Spendenlager in Köln ein, kümmern sich nun Tag und Nacht um die Geflüchteten und organisieren zahllose Hilfstransporte in die Kriegsgebiete. So werden viele Menschen motiviert, selber für die Menschen in und aus der Ukraine aktiv zu werden.

Heinrich-August Mikus aus Bochum
Seit Ende der 1960er Jahre setzt sich der Christdemokrat in verschiedenen Ämtern und Funktionen im Kolpingwerk, im Zentralkomitee der deutschen Katholiken, in seiner Kirchengemeinde, im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und in der Bochumer Kommunalpolitik für seine Mitmenschen ein. Besonders verpflichtet fühlt er sich der katholischen Sozialbewegung und den Lehren ihres Wegbereiters Adolph Kolping. Der Träger der Ehrenplakette und des Ehrenrings der Stadt Bochum ist zum Beispiel Initiator von mittlerweile über 350 Friedensgebeten in seiner Gemeinde und schneller unbürokratischer Hilfe für Menschen in Notlagen.

Oliver Trelenberg aus Hagen
Trotz schwierigster Lebensumstände und schwerer gesundheitlicher Belastungen setzt sich Oliver Trelenberg seit vielen Jahren auf groß angelegten Fahrradtouren durch ganz Deutschland für soziale und karitative Zwecke ein. „Oli radelt – Radeln für den guten Zweck“ hat bislang rund 70.000 Euro etwa zugunsten krebskranker Menschen, vor allem Kinder, eingebracht. Zahlreiche andere Projekte profitieren von seinem Mut und seiner Ausdauer. Zugleich macht Oliver Trelenberg auf das Schicksal schwer erkrankter Menschen aufmerksam und ist für viele ein Vorbild im Umgang mit einer schweren Krankheit und beim Engagement für andere geworden.

Susanne Veltins sowie Christoph und Michael Winkelmann konnten aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Ordensverleihung in Düsseldorf teilnehmen.

Die Laudationes an die neuen Ordensträgerinnen und Ordensträger im Wortlaut:

 Es gilt das gesprochene Wort.

Peter Borsdorff aus Düren

Peter Borsdorff engagiert sich seit fast 30 Jahren insbesondere für behinderte Kinder und Jugendliche. 1995 gründet der passionierte Langstreckenläufer gemeinsam mit seiner Ehefrau Doris die Initiative „Running for Kids – Leichtathleten helfen Kindern mit Beeinträchtigungen“. Das Ziel ist, Kindern zu helfen, die von Behinderung, schwerer Krankheit oder Armut betroffen sind. Peter Borsdorff organisiert im Lauf der Jahre vielfältige Aktionen. Etwa den „Peter-und-Paul-Lauf“. Den er von 1999 bis zum Beginn der Corona Pandemie jährlich gemeinsam mit dem ehemaligen Dürener Bürgermeister Paul Larue organisiert. Eine im besten Sinn inklusive Sportveranstaltung: Hunderte Menschen jeden Alters machten mit, darunter auch erblindete Kinder und Rollstuhlfahrer. Über die Jahre gelingt es Peter Borsdorff und seinen Mitstreitern, fast vier Millionen Euro an Spendengeldern zu sammeln.

Mehr als 4.000 Mal konnte mit dieser beeindruckenden Summe Menschen in Not unbürokratisch finanziell geholfen werden: Zum Beispiel mit dem behindertengerechten Umbau des Elternhauses eines Kindes oder mit Einkaufs­gutscheinen für bedürftige Familien.

Besonders erwähnenswert ist auch der Einsatz von Peter Borsdorff für betroffene Kinder und deren Familien nach der Flutkatastrophe 2021.

Für sie sammelt er Spenden und kann so vielen Kindern, die all ihr Liebgewonnenes verloren haben, mit neuem Spielzeug eine große Freude bereiten. Schwer beschädigte oder zerstörte Kindertagesstätten werden mit Spenden­geldern beim Wiederaufbau unterstützt.

Auch der Krieg in der Ukraine ist für Peter Borsdorff Anlass und Ansporn zum Handeln: Er beginnt einen großartigen Einsatz zur finanziellen Unterstützung von Kindern aus Stryj, der ukrainischen Partnerstadt von Düren. Mit Spendengeldern wird ein Kleinbus angeschafft.

Damit gelangen dringend benötigte Hilfsgüter zu den Menschen in der Partnerstadt. Aber auch die, die vor dem Krieg nach Deutschland geflüchtet sind, erfahren seine Hilfe.

Lieber Herr Borsdorff, man könnte sagen: Sie sind der Marathonmann des guten Zwecks. Vor wenigen Wochen, am 4. Juli, haben Sie das 80. Lebensjahr vollendet. Dieses respektable Alter hindert Sie nicht daran, sich weiterhin unermüdlich für das Wohl von Kindern und Jugendlichen mit Handicap und für Menschen in Not einzusetzen. Ich bin zutiefst beeindruckt von Ihrer Lebensleistung und verleihe Ihnen hiermit den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

Dieter Gebhard aus Gelsenkirchen

Als Studiendirektor und Fachleiter übernimmt der Gymnasiallehrer zahlreiche Aufgaben an seiner Schule. Bis zu seinem Ruhestand 2015 bleibt wenig Zeit für anderes. Und dennoch: Jahrzehnte lang teilt er seine knappe Freizeit auf diverse Ehrenämter auf. Der Sozialdemokrat gehört zu den Urgesteinen seiner Partei in Gelsenkirchen. 1979 wird er in den Rat der Stadt Gelsenkirchen gewählt. Ihm liegt als Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses vor allem die Jugendarbeit am Herzen.

Unter seiner Ägide werden die Strukturen der offenen Jugendarbeit und der Jugendhilfe verbessert.

Ein wichtiges Ziel lautet: Heimeinweisungen von vornherein zu vermeiden. Ein Thema, das auch die Landespolitik noch lange Zeit beschäftigt hat. Dieter Gebhard war da ein Vorreiter.

Fünf Jahre später gehört er der Landschafts­versammlung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe an. 15 Jahre lang führt er hier die SPD-Fraktion. 2010 wird er für zehn Jahre sogar Vorsitzender des sogenannten Westfalen­parlaments: Das höchste kommunale Wahlamt, das man als ehrenamtlicher Politiker in Nordrhein-Westfalen erreichen kann. Auch in der Landschaftsversammlung kümmert er sich intensiv um die Jugendarbeit: Er übernimmt den Vorsitz des Landesjugendhilfeausschusses und den Vorsitz des Ausschusses für die Jugendheime des Landschaftsverbandes. Besonders wichtig ist ihm das Vorhaben, behinderte und nichtbehinderte Kinder integrativ in Regel­kindergärten betreuen zu lassen. Was heute fast die Regel ist, hat damals ein gutes Stück Überzeugungsarbeit gebraucht. Und Fürsprecher wie Dieter Gebhard.

Auch die besondere Kulturlandschaft in Westfalen-Lippe fasziniert ihn. Ein Meilenstein ist dabei der Aufbau eines dezentralen Museums für Industriekultur, das die Alltagsgeschichte der Menschen sichtbar macht. Acht frühere Fabriken bilden heute ein lebendiges und vielseitiges Forum für Industrie­kultur. Das ist zu einem großen Teil auch Dieter Gebhards Verdienst. Maßgeblich beteiligt ist er auch an den Standort- und Ausbauentscheidungen des Archäologie-Museums Herne sowie des Römer-Museums in Haltern.

Lieber Dieter Gebhard, Sie haben sichtbare Spuren in unserem Land hinterlassen. Ihre fast 40-jährige Mitgliedschaft im Rat der Stadt Gelsenkirchen ist beeindruckend. Bis heute gehören Sie ihm an, bis heute engagieren Sie sich für Ihre Mitmenschen und Ihre Stadt. Fast vier Jahrzehnte lang haben ihnen die Gelsenkirchener immer wieder ihr Vertrauen geschenkt. Vergleichbares haben nur wenige geschafft. Darauf können Sie sehr stolz sein. Stolz sein können Sie ab heute auch auf den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen, den ich Ihnen mit herzlichem Dank überreiche.

Theresia Gerwing aus Beckum

Beckum ohne Theresia Gerwing – das ist für viele Menschen dort kaum vorstellbar. Denn seit nicht weniger als gut vier Jahrzehnten engagiert sie sich für ihre Heimatstadt und ihre Mitmenschen. Im Ort ist sie für ihre Offenheit und Herzlichkeit bekannt und beliebt. Diese Popularität hat natürlich eine Vorgeschichte: Ihr kommunalpolitisches Engage­ment beginnt 1969 mit ihrem Eintritt in die CDU. 1980 wird sie in den Vorstand der CDU-Ortsunion Beckum gewählt.

Bis heute, stolze 43 Jahre später, ist sie dort Beisitzerin und seit fünf Jahren stellvertretende Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes Beckum.

Bereits seit 1985 ist sie Mitglied des Rates der Stadt Beckum und viele Jahre lang Vorsitzende des Schul-, Kultur- und Sportausschusses. Im Jahr 2004 wird Theresia Gerwing zur Ersten Stellvertretenden Bürgermeisterin gewählt. Seit 2009 ist sie die zweite stellvertretende Bürgermeisterin. Ihr Einsatz reicht aber seit langem über die Stadt hinaus. Seit fast einem Vierteljahrhundert gehört sie dem Kreistag Warendorf an.

Und das alles zusätzlich zu ihrer beruflichen Tätigkeit: Als Leiterin der Geschäftsstelle der Regionalzeitung „Die Glocke“. Es sind vor allem sozialpolitische Themen und die ganz konkreten Bedürfnisse und Anliegen der Menschen vor Ort, die Theresia Gerwings politische Arbeit prägen. Die Familien- und Jugendförderung liegt ihr dabei ebenso am Herzen wie die Themen Inklusion, Integration und Gleichstellung.

Ihre Mitmenschen in den Mittelpunkt zu stellen – das ist die große Stärke von Theresia Gerwing. Und zwar nicht nur in politischen Ehren­ämtern, sondern auch als Vorsitzende des Polizei­beirats im Kreis Warendorf. Durch ihre Arbeit hat sie dazu beigetragen, die öffentliche Sicherheit zu verbessern und das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Polizeikräfte zu stärken. Außerdem ist sie seit 2016 Patientenfürsprecherin im St. Elisabeth-Hospital und hat sich für die Errichtung der Geriatrie eingesetzt. Auf sie und ihren Einsatz, der mit unzähligen Terminen in den Abendstunden und an Wochenenden einhergeht, ist Verlass. Auch das ist keineswegs selbstverständlich.

Liebe Theresia Gerwing, Ihr Engagement für die Menschen in Ihrer Heimatstadt ist vorbildlich und herausragend. Sie gehen auf die Menschen zu, begegnen ihnen mit großer Zugewandtheit und ehrlichem Interesse. Mit Aufmerksamkeit, Respekt und Mitgefühl. Was Sie tun und leisten ist ein wertvolles Beispiel dafür, wie Zusammenhalt gelingt.

Und Ihre Lebensleistung ist auch die beste Werbung für unsere parlamentarische Demokratie. Das Land Nordrhein-Westfalen sagt Ihnen für Ihren jahrzehntelangen Einsatz ein herzliches Dankeschön und ehrt Sie mit seinem Landes­verdienstorden.

Staatsminister a. D. Michael Groschek aus Düsseldorf

Er gehört zu den prägenden Persönlichkeiten der nordrhein-westfälischen Landespolitik der vergangenen Jahrzehnte: Michael „Mike“ Groschek. 2012 wird der Bundestagsabgeordnete Michael Groschek zum Minister für Bauen, Wohnen, Stadt­entwicklung und Verkehr ernannt. Davor war er elf Jahre Generalsekretär der SPD in Nordrhein-Westfalen. In seiner Partei, im Rat seiner Heimatstadt Oberhausen, in Landtag und Bundestag gilt er als Macher mit Haltung, aber ohne Ideologie.Dafür wird er parteiübergreifend geschätzt.

Mike Groschek hält es mit seinem Vorbild Willy Brandt: Praktische Politik zu machen, die sich im Alltag bewähren muss, um das Leben der Menschen besser zu machen.

Seine Aufgabe als Minister lautet: Bezahlbaren Wohnraum schaffen, alte Wohnquartiere und Stadtteile behutsam modernisieren, den Wandel der Mobilität in Nordrhein-Westfalen vorantreiben, eine moderne Verkehrsinfrastruktur sichern und ausbauen und dabei ganz unterschiedliche Interessen berücksichtigen. Mike Groschek bringt vieles auf den Weg, von dem Nordrhein-Westfalen bis heute profitiert.

Ihm ist besonders wichtig, dass Stadt­entwicklung gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern und im Einklang mit ihren Bedürfnissen stattfindet. Ihm geht es um gesellschaftlichen Zusammenhalt vor Ort.

Sein Motto „Heimat vor der Haustür“ bringt diese bürgernahe Politik gut auf den Punkt. An vielen Stellen und mit großem Erfolg setzt Mike Groschek Impulse: Durch die Initiative „StadtUmland.NRW“ für eine bessere Zusammenarbeit zwischen Metropolen und ihren Nachbarn,

den Ausbau des „Zukunftsnetzes Mobilität NRW“, die Kampagne „Mobilität kennt keinen Ruhestand“ für mehr Sicherheit und Mobilität für ältere Menschen, die neuen Radschnellwege, das „Bündnis für Infrastruktur“ mit neuen Formen der Bürgerbeteiligung. Mike Groschek ist ein bodenständiger, humorvoller und herzlicher Mensch. Bei seinen früheren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern genießt er bis heute großen Respekt. Da ich ja einige gute Quellen habe, kann ich sagen: Er war und ist beliebt.

Lieber Michael Groschek, Sie haben sich verdient gemacht: um die Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen, um die Infrastruktur unseres Landes und um unsere freiheitliche Demokratie. Und das stets mit Ideenreichtum und Ausdauer, Nervenstärke und Durchsetzungsfähigkeit. Dafür danke ich Ihnen und verleihe Ihnen den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

Karin Jäger aus Königswinter

Ich komme nun zu Karin Jäger. Seit über 40 Jahren ist sie ehrenamtlich in der evangelischen Kirchengemeinde Königswinter aktiv. Ihr besonderer Einsatz gilt älteren und hilfsbedürftigen Menschen.

Ihr Engagement beginnt im Jahr 1977: Sie gründet eine Kleiderstube unter dem Dach der Kirchengemeinde mit, die sie jahrzehntelang leiten wird. Die Kleiderspenden kommen entweder direkt Obdachlosen und Asylsuchenden zugute. Oder es werden mit dem Weiterverkauf etwa bedürftige Familien unterstützt. Im Laufe der Jahre entwickelt sich der Second-Hand-Laden auch zu einem sozialen Treffpunkt. Außerdem leitet Karin Jäger über drei Jahrzehnte die „Frauenhilfe“ in der Gemeinde. Deren Aktivitäten sind vielfältig: Treffen zu Gesprächsrunden, Besuche bei kranken und nicht mehr mobilen Gemeindemitgliedern und die Mithilfe bei vielen Veranstaltungen für den guten Zweck.

Regelmäßig übernimmt Karin Jäger die Organisation für Halbtags- und Tagesausflüge für ältere Menschen. Stets achtet sie darauf, dass die Kosten im Rahmen bleiben. Oft sind diese Ausflüge für die Seniorinnen und Senioren die einzige Möglichkeit zu verreisen. Dank Karin Jäger und ihren Mitstreiterinnen haben sie diese Möglichkeit. Zusätzlich zur „Frauenhilfe“ ruft Karin Jäger die monatliche „Offene Tür für Senioren“ ins Leben. Karin Jägers eigene Tür steht immer offen und immer hat sie ein offenes Ohr für die Menschen aus ihrer Gemeinde. Auch während der Pandemie trotzt sie allen Widrigkeiten.Sie hält den Kontakt zu einsamen Gemeindemitgliedern aufrecht und macht Krankenhausbesuche. Außerdem gehört Karin Jäger von 1984 bis 1992 dem Presbyterium der Kirchengemeinde und dem Diakonischen Ausschuss der Gemeinde an. Ihre Hilfsbereitschaft kennt nahezu keine Grenzen: Sie trägt die Gemeindebriefe aus und übernimmt spontan die Küsterdienste.

Liebe Karin Jäger,  Sie werden als „Motor der evangelischen Kirchengemeinde“ beschrieben. Als eine Frau von ansteckender Fröhlichkeit und Kontakt­freudigkeit. Durch Ihren jahrzehntelangen Einsatz ist Ihnen etwas Wunderbares gelungen: Lebensfreude und Geselligkeit in den Alltag vieler älterer Menschen zu bringen.

Sie motivieren Menschen dazu, aktiv zu bleiben und sich am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen – das beste Mittel gegen Einsamkeit! Ich habe erfahren, dass Sie sinngemäß gesagt haben: „Und dafür bekomme ich den Orden? Ich mache das alles doch sehr gerne und das ist doch nichts Besonderes, sondern selbstverständlich“.

Ihr über Jahrzehnte andauernder Einsatz für Ihre Mitmenschen ist nicht selbst­verständlich, sondern besonders. Liebe Frau Jäger, es ist mir eine Ehre und ein Vergnügen, Sie heute mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen auszuzeichnen.

Dieter Kosslick aus Berlin

In 77 Jahren Landesgeschichte Nordrhein-Westfalen wurden viele Erfolgsgeschichten geschrieben. In der folgenden spielt Dieter Kosslick die Hauptrolle: 1983 wird er Geschäftsführer der Filmförderung in Hamburg. Kurz darauf Präsident der ersten europäischen Verleih-Organisation, der EFDO. 1992 kommt er nach Nordrhein-Westfalen und wird Geschäftsführer der damals blutjungen Filmstiftung NRW.

In wenigen Jahren entwickelt sich Nordrhein-Westfalen zum Shooting Star unter den deutschen Filmstandorten und zu einem der wichtigsten europäischen Medienstandorte. Die von Dieter Kosslick entwickelte Struktur der Filmstiftung wird zum Vorbild für zahlreiche Filmförderungen in Deutschland und Europa. Dieter Kosslick hat wegweisende Ideen:

Früh kooperiert er mit dem europäischen und inter­nationalen Filmbusiness, organisiert europäische Koproduktionstreffen, schließt internationale Allianzen und holt zahlreiche internationale Filmproduktionen nach Nordrhein-Westfalen.Er trägt so zum Aufblühen der deutschen Film- und Kinokultur bei.

Und Dieter Kosslick kümmert sich erfolgreich um die Ausbildung des Filmnachwuchses. Im Jahr 2000 gründet er die „internationale filmschule köln gmbh“ (ifs) und wird ihr erster Geschäftsführer.

Heute gehört sie zu den renommiertesten Filmschulen Deutschlands. Dieter Kosslick ist Vorsitzender des Kuratoriums.Noch im selben Jahr übertragen ihm das Land Berlin und die Bundesregierung die Leitung der Internationalen Filmfestspiele Berlin. 2001 steht er erstmals als Chef der Berlinale auf dem roten Teppich. In den folgenden 18 Jahren entwickelt sich die Berlinale zu einem wahren Festival des internationalen Films. Auch wenn Dieter Kosslick mit seinem Hut und Schal medialen Wiedererkennungswert hat, sein Credo lautet: „Immer auf dem Teppich bleiben.“

Und auch abseits des roten Teppichs ist der gebürtige Pforzheimer aktiv. Er bleibt seiner Heimatstadt fest verbunden, engagiert sich als Stadtpate im Rahmen des Hilfsprojekts „Pforzheimer helfen Afrika“, ist Schirmherr des Vereins „Active Aid in Africa e.V.“ und Pate eines syrischen Kriegsflüchtlings. Seit 2019 ist er Jury-Vorsitzender des Carl-Laemmle-Produzentenpreises.Mit dem Preis wird Jahr für Jahr das Lebenswerk einer herausragenden Produzentenpersönlichkeit ausgezeichnet.

Lieber Dieter Kosslick, dass Sie der Jury vorsitzen, ist für Sie zweifellos Ehre und hoch verdiente Auszeichnung zugleich. Dass Nordrhein-Westfalen heute inter­national als Filmland gilt, haben wir auch Ihnen zu verdanken. Die Filmstiftung NRW ist gleichsam Ihr Kind. Und ein weiterer Grund für Sie, stolz zu sein. Für Ihre großen und großartigen Verdienste um das Film- und Medienland Nordrhein-Westfalen danke ich Ihnen heute mit dem Verdienstorden unseres Landes.

Guido Maria Kretschmer aus Hamburg

Nun zu einem Mann, den viele von Ihnen kennen: Dem Modedesigner Guido Maria Kretschmer, der mit der Fernsehsendung „Shopping Queen“ einem breiten Publikum bekannt geworden ist. Inzwischen lebt er zwar in Hamburg. Doch er ist und bleibt ein Kind Nordrhein-Westfalens – geboren und aufgewachsen in Münster. Für ihn und seine Familie sind es momentan schwierige und traurige Tage. Umso mehr freue ich mich, lieber Herr Kretschmer, dass Sie heute hier sind.

Menschen, die es schwer haben, stehen im Mittelpunkt des vielfältigen ehrenamtlichen Engagements von Guido Maria Kretschmer.

Dazu zählt sein Einsatz für die „Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe“. Bereits seit 2014 unterstützt er die Stiftung als Botschafter. Hier kümmert er sich vor allem um das Thema „kindlicher Schlaganfall“. Seine Mission lautet:  Über das Thema aufklären, den betroffenen Kindern und ihren Eltern Mut machen und die Therapiemöglichkeiten für Kinder verbessern.

Guido Maria Kretschmer nutzt seine Popularität, um Spenden für die Therapie von Kindern zu gewinnen. Etwa als Botschafter beim RTL-Spendenmarathon: Er hat dadurch etwa eine Million Euro an Spendengeldern für Kinder gesammelt, die einen Schlaganfall erlitten haben.

Auch für die „DKMS Life“ (Tochtergesellschaft der „DKMS Stiftung Leben und Spenden) setzt er sich seit 2018 als Botschafter ein.

Die DKMS Life bietet unter anderem ein kosten­loses Kosmetikprogramm und Seminare speziell für Krebspatientinnen in Therapie an. Denn viele Krebspatientinnen leiden auch unter den sichtbaren Folgen der Krebstherapie, wie Haar- und Augenbrauenverlust oder Haut­veränderungen. Guido Maria Kretschmer besucht regelmäßig diese Kosmetik­seminare der DKMS Life. Er nimmt sich Zeit für Tipps und persönliche Gespräche mit den Patientinnen.

Mit Empathie und großem Einfühlungsvermögen macht er den Patientinnen Mut, gibt ihnen Hoffnung und stärkt sie in ihrem Selbstwertgefühl. Daneben steht er der DKMS auch für Kampagnen und Charity-Events zur Verfügung. Er macht auf die wichtigen Hilfs­angebote aufmerksam und ruft erfolgreich zum Spenden auf. Drittens unterstützt Guido Maria Kreitschmer die „Stiftung RTL – Wir helfen Kindern e.V.“.

Er ist Pate beim RTL-Spendenmarathon und stand mehrfach für Dreharbeiten mit betroffenen Kindern und ihren Familien zur Verfügung. Auch dank seiner Hilfe und seinem intensiven Werben um finanzielle Unterstützung waren die Spenden-Marathons sehr erfolgreich.

Lieber Herr Kretschmer, jemand hat über Sie gesagt: „Guido Maria Kretschmer ist ein wunder­barer und für Kinder sehr engagierter Mensch mit Herz.“ Sie haben ein übergroßes Herz für erkrankte, bedürftige und Hoffnung suchende Menschen. Sie sind ein großartiger Botschafter unseres Landes. Dafür verleihe ich Ihnen heute den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

Linda Mai aus Köln

Jeden Tag schockiert der brutale Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine aufs Neue. Er hat unfassbares menschliches Leid gebracht.

Die Menschen in der Ukraine und jene, die vor Putins Krieg zu uns fliehen, brauchen unser Mitgefühl. Aber viel mehr noch brauchen sie unsere Solidarität und Unterstützung. Die gibt es in Nordrhein-Westfalen von Anfang an in überwältigendem Ausmaß: von Menschen, die sich für Geflüchtete engagieren,die Spendengelder einsammeln und Hilfsgüter für die Opfer dieses Krieges organisieren. Einer dieser Menschen ist Linda Mai.

Sie unterstützt die Menschen in der Ukraine nicht erst seit Februar 2022. Schon als Russland im Frühjahr 2014 die Krim annektiert, ist für Linda Mai und ihren Ehemann   Dr. Detlef Gysan klar, dass sie etwas tun müssen. Denn die Besetzung durch Russland bedeutet für die Menschen auf der ukrainischen Halbinsel großes Leid.

Zunächst unterstützen Linda Mai und ihr Ehemann dortige Krankenhäuser mit Hilfsgütern. Zudem rufen sie das Projekt „Ferien ohne Krieg“ ins Leben, das verwaisten und verletzten Kindern friedliche Ferien in Deutschland ermöglicht. Um noch mehr für die Menschen in der Ukraine tun zu können, gründen beide schließlich den Verein „Blau-Gelbes-Kreuz Deutsch-Ukrainischer Verein e.V.“. Er macht es sich zur Aufgabe, Hilfe für Opfer des Krieges, für verletzte, bedürftige und geflüchtete Menschen aus der Ukraine zu leisten.

Acht Jahre nach der Annexion der Krim tritt ein, was kaum jemand für möglich gehalten hat: Russland greift die Ukraine an. Der Schock darüber sitzt tief. Linda Mai und Detlef Gysan handeln sofort.

Noch am Tag des Angriffs erweitern die beiden Vorsitzenden die Aktivitäten des Blau-Gelben-Kreuzes massiv. Sie richten ein großes Spendenlager in Köln ein und engagieren sich Tag und Nacht für die schnelle Versorgung der neu ankommenden Geflüchteten. Ihr unermüdliches Engagement in diesen Tagen, Wochen und Monaten strahlt auch auf andere aus. Es motiviert viele Menschen in unserem Land mitzuhelfen und jene, die bei uns ankommen, Menschlichkeit und Solidarität spüren zu lassen.

Linda Mai und ihr Verein leisten in Nordrhein-Westfalen wichtige Arbeit und genauso auch vor Ort in der Ukraine. Seit Beginn dieses Krieges organisiert das Blau-Gelbe Kreuz Hilfstransporte mit Lebensmitteln, medizinischen Produkten und Spendengütern. Es ist ein Mammutprojekt, für die Geflüchteten Tag und Nacht da zu sein,

Spendengelder einzuwerben, Hilfslieferungen zu organisieren, politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger ins Boot zu holen, Solidaritätskundgebungen zu organisieren. Um all das zu stemmen, braucht es große persönliche Stärke, Empathie und Pragmatismus. Allesamt Eigenschaften, die Linda Mai im Besonderen auszeichnen. Und es braucht Zusammenhalt in der Gesellschaft, Solidarität und Menschlichkeit im Miteinander. Dazu trägt das Blau-Gelbe-Kreuz Tag für Tag maßgeblich bei. Auch dank des jahrelangen Einsatzes von Detlef Gysan.  Leider ist er im März dieses Jahres verstorben. Ihm gedenken wir heute mit tiefem Respekt und Dankbarkeit.

Liebe Frau Mai, Sie sind ein Vorbild für Mitmenschlichkeit in schwierigsten Zeiten. Im Namen des Landes Nordrhein-Westfalen sage ich Ihnen dafür heute herzlichen Dank und ehre Sie mit dem Landesverdienstorden.

Heinrich August Mikus aus Bochum

„Man kann in jedem Stande und in jedem Orte sehr viel Gutes tun, wenn man nur Augen und Ohren auftun will und, was die Hauptsache ist, ein Herz dafür hat.“ Diese Worte stammen von Adolph Kolping, dem Wegbereiter der katholischen Sozialbewegung und Begründer des Kolpingwerks. Sie könnten auch das Lebensmotto von Heinrich August Mikus aus Bochum sein. Fast sein gesamtes Leben lang hat er die Arbeit des Kolpingwerks in seiner Wahlheimat Bochum und die Kolpinggemeinde geprägt: 1968 tritt Heinrich August Mikus dem Kolpingwerk Deutschland bei. Er wird Vorsitzender der Kolping­familie Bochum und der Diözesanversammlung des Kolpingwerks in Essen.

Vor allem die Schwächeren in unserer Gesellschaft sind es, für die er sich stark macht. Er tut es mit großem Erfolg und in zahllosen Fällen.

Als Mitglied und später stellvertretender Vorsitzender in der Bochumer Vinzenzkonferenz „St. Michael“ leisten Heinrich August Mikus und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter unbürokratische Hilfe für Menschen in Not. Aber nicht nur das Schicksal seiner Nächsten in Bochum bewegt Heinrich August Mikus, sondern auch das Geschehen in der Welt.

So ruft er nach dem Ende des Zweiten Golfkrieges 1991 ein monatliches ökumenisches Friedens­gebet in der St. Elisabethkirche Gerthe/Hiltrop ins Leben. Fast jedes dieser bis heute weit über 350 Friedensgebete hat er organisiert. 1995 initiiert er eine internationale Friedenswanderung des Kolping­werks mit sechs Nationen.

Als ehrenamtlicher Geschäftsführer des Kreis­verbands Bochum des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge ist Heinrich August Mikus für die jährlichen Gedenkfeiern zum Volkstrauertag verantwortlich.

Dafür, lieber Herr Mikus, danke ich Ihnen als Schirmherr des Volksbundes in Nordrhein-Westfalen ganz besonders herzlich. Von Adolph Kolping stammt der wohl zeitlose Appell: „Es ist keine Zeit zu jammern, sondern es ist Zeit zu handeln.“ Und das tut Heinrich August Mikus auch auf anderen Feldern: Im Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Als ehrenamtlicher Richter am Landessozialgericht in Essen. Und in der Politik vor Ort: Drei Jahrzehnte lang ist der Christdemokrat in der Bezirksvertretung Bochum-Nord aktiv. Heute ist er Ehrenvorsitzender des CDU-Stadtbezirks­verbandes Bochum-Nord.

Lieber Heinrich August Mikus, Sie gehören zu den Menschen, die nicht jammern, sondern handeln. Die mit offenen Augen und Ohren durchs Leben gehen und viel Gutes tun, weil sie ein Herz für Ihre Nächsten haben. Das haben Sie über viele Jahrzehnte hinweg an vielen Stellen bewiesen zum Wohl unseres Landes und Ihrer Mitmenschen.

Zum Dank und als Anerkennung verleihe ich Ihnen heute den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

Oliver („Oli“) Trelenberg aus Hagen

Oli Trelenberg hat einen äußerst bewegten und bewegenden Lebensweg. Er wächst in zerrütteten und lieblosen Familienverhältnissen auf. Er ist körper­licher und psychischer Gewalt ausgesetzt. Die Folge sind schwere seelische Belastungen, die einen Großteil seines Lebens prägen. Eine Weile gerät er sogar auf die schiefe Bahn. Aber Oli Trelenberg arbeitet sich aus diesen Krisen heraus. Es gelingt ihm, sich auf das Positive in seinem Leben zu konzentrieren. Bis er vor etwa zehn Jahren eine Schockdiagnose erhält: Kehlkopfkrebs. Diese tückische Krankheit hat Oli Trelenberg glücklicherweise inzwischen mehr oder weniger überwunden.

Geholfen hat ihm dabei das Radfahren. Es hat ihm Halt und Hoffnung gegeben. Und ihn dazu motiviert, Menschen in Not zu helfen. Er ruft das Projekt „Oli radelt – Radeln für den guten Zweck“ ins Leben.

Seit 2014 radelt der Hagener jedes Jahr mehrere tausend Kilometer quer durch ganz Deutschland. Er nutzt dafür seine eigenen Erfahrungen: Auf seinen Radreisen informiert er über die Krankheit Krebs und zeigt Wege aus persönlichen Lebenskrisen auf.

Die gesammelten Spendengelder sind der Unterstützung von schwerkranken Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gewidmet. Erst vor zehn Tagen ist er von einer 75-tägigen Tour mit rund 4.250 geradelten Kilometern zurück­gekehrt. Was für eine Leistung!

Oli Trelenberg ist sozusagen sein eigener Multiplikator: Er kommt mit zahlreichen Menschen in Kontakt und macht auf sein Wirken aufmerksam. Und auf die Möglichkeit zu spenden. Bis 2022 kommen durch seine Radtouren rund 70.000 Euro zusammen. Oli Trelenberg schafft das alles ganz alleine und ohne Team.

Die Spendengelder fließen zu 100 Prozent in die von ihm geförderten Projekte. Die Spenden aus diesem Jahr stiftet Oli Trelenberg dem Kölner Verein „wünschdirwas“ stiften. Dieser Verein erfüllt Herzenswünsche schwer und chronisch erkrankter Kinder und Jugendlicher. In den vergangenen Jahren hat Oli Trelenberg auf diese Weise zahlreiche Organisationen unterstützt: zum Beispiel den „Deutschen Kinderhospizverein“ oder für den Verein „Engel mit Herz“, der sozial schwachen Krebspatientinnen und Krebspatienten einige Tage Urlaub ermöglicht. ebenso den „Wünschewagen“, der Menschen in ihrer letzten Lebensphase einen besonderen Herzenswusch erfüllt.

Außerdem weist Oli Trelenberg in vielen Vorträgen auf die physischen und psychischen Folgen einer Krebs­erkrankung hin. Dabei greift er auch Tabuthemen wie „Krebs und Armut“ oder „Wirklichkeit und Lebensqualität am Lebensende“ auf. Damit macht er auf das Schicksal von Menschen mit schweren Krank­heiten aufmerksam. Und wirbt auch hier um Spenden für karitative Zwecke. Oli Trelenberg erregt mit seinen Touren große öffentliche und mediale Aufmerksamkeit. Er erfährt bundesweit viel Anerkennung und Unterstützung, in den Orten, die er auf seinen Rad­touren besucht.

Lieber Herr Trelenberg, aus allen Teilen unseres Landes haben mich Briefe erreicht von Menschen, die Sie kennen- und schätzen gelernt haben. Diese Menschen haben mich darum gebeten, Ihr herausragendes und aufopferungsvolles Engagement zu würdigen.

Lieber Herr Trelenberg, ich bewundere Ihren Mut, Ihre Hilfsbereit­schaft und nicht zuletzt Ihre Energie und Ausdauer. Beeindruckt und berührt von Ihrem Einsatz zeichne ich Sie heute mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen aus.

Kontakt

Pressekontakt

Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen

Telefon: 0211 / 837-1134
E-Mail: presse [at] stk.nrw.de

Bürgeranfragen

Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen

Telefon: 0211837-01
E-Mail: nrwdirekt [at] nrw.de