Fachkräfteoffensive NRW: Mit Talentscouts zur gezielten Berufsentscheidung nach der Schule

Minister Laumann und Ministerin Brandes treffen Abiturientinnen und Abiturienten, die bewusst eine Berufsausbildung wählen

12. April 2024
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Das NRW-Talentscouting bietet Schulabgängerinnen und Schulabgängern Orientierung: individuell, ergebnisoffen – und ganz unabhängig von Wohnort, Herkunft oder Unterstützung durch die Familie.

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Noch nie standen Schülerinnen und Schülern nach der Schule so viele Wege offen: weiter zur Schule? Berufsausbildung? Hochschule für Angewandte Wissenschaft? Universität? Duales Studium? Oder doch erst ein Freiwilliges Soziales Jahr? Das NRW-Talentscouting bietet Schulabgängerinnen und Schulabgängern Orientierung: individuell, ergebnisoffen – und ganz unabhängig von Wohnort, Herkunft oder Unterstützung durch die Familie.

Am Freitag, 12. April 2024, trafen Wissenschaftsministerin Ina Brandes und Arbeitsminister Karl-Josef Laumann im Rahmen der Fachkräfteoffensive NRW im NRW-Zentrum für Talentförderung in Gelsenkirchen Talentscouts mit ihren Schülerinnen und Schülern und informierten sich über die Chancen einer dualen Berufsausbildung.

Arbeitsminister Karl-Josef Laumann sagt: „Ich freue mich über die positiven Ergebnisse des Talentscouting-Programms im NRW-Zentrum für Talentförderung. Das Talentscouting ist eine gute Ergänzung unserer vielfältigen Angebote in unserer Landesinitiative ‚Kein Abschluss ohne Anschluss‘ (KAoA) und damit ein wichtiger Baustein unserer Fachkräfteoffensive und trägt zur Förderung von Chancengerechtigkeit beim Übergang in die berufliche und akademische Ausbildung bei. Das engmaschige Netzwerk des NRW-Talentscoutings ermöglicht es, individuelle Potenziale zu entfalten und bislang unentdeckte Talente für Ausbildungswege zu erschließen. Das stärkt nicht nur unsere Bildungslandschaft, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag zur Sicherstellung unseres zukünftigen Fachkräftebedarfs in Nordrhein-Westfalen. Jedes Talent, das wir entdecken und fördern, ist eine Investition in die Zukunft unserer Wirtschaft und Gesellschaft. Damit unterstützt das Talentscouting, dass Nordrhein-Westfalen auch in den kommenden Jahren auf gut ausgebildete und motivierte Fachkräfte zählen kann, die die Herausforderungen der Arbeitswelt erfolgreich meistern.“

Wissenschaftsministerin Brandes: „Eine gute Ausbildung darf keine Frage des Wohnortes und der Herkunft sein. Deshalb haben wir mit der Talentförderung einen sehr erfolgreichen Weg eingeschlagen, Schülerinnen und Schüler bei den Entscheidungen, die nach der Schulzeit anstehen, zu begleiten und ihren Talenten und Neigungen entsprechend zu beraten. Das kann die passende Ausbildung sein ebenso wie ein Studium. Jede Erfolgsgeschichte ist der Beweis, dass exzellente Bildung für alle möglich ist. Davon profitieren sowohl die Jugendlichen als auch der Wirtschaftsstandort Nordrhein-Westfalen, der qualifizierte Fachkräfte braucht.“

Einer der Fachkräfte, die ihren Weg dank Talentscouting gefunden haben, ist Yusuf Taşdemir (24) aus Hagen. Während seiner Zeit am Berufskolleg Hagen wurde der Fachabiturient von einem Talentscout begleitet. Dazu gehörte zum Beispiel Unterstützung bei der Bewerbung bei einem mittelständischen Betrieb in Iserlohn um eine Ausbildung zum Kaufmann für Marketingkommunikation. Die hat Yusuf Taşdemir erfolgreich geschafft und arbeitet heute weiter für das Unternehmen als Content Creator und Social Media Manager.

Ähnlich ging es Janis Gövert (23) aus Dorsten. Er hatte sein Abitur mit guten Noten bestanden und war deshalb davon ausgegangen, er müsse studieren. In der Beratung mit seinem Talentscout wurde ihm klar, dass ihm praktische Arbeit viel mehr liegt. Er entschied sich für eine Berufsausbildung zum Elektroniker für Automatisierungstechnik – und ist noch immer davon überzeugt, dass es der richtige Schritt war.

Yusra Kalut (23) aus Lünen hat vom Talentscouting auf ihrem Weg in eine Berufsausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin profitiert. „Besonders in der Bewerbungsphase, aber auch darüber hinaus, war mein Talentscout eine große Unterstützung für mich“, sagt die junge Frau. Sie arbeitet heute in der Anästhesiepflege eines Krankenhauses in Lünen.

Caroline Josten (33) aus Kirchhellen war sich unsicher, in den technischen Bereich einzusteigen, da sie in ihrem Umfeld keine passenden Vorbilder hatte. Da sie gerne Praxis und Theorie verbinden wollte, entschied sie sich im Talentscouting für ein duales Studium zur Maschinenbauingenieurin in Kombination mit einer Berufsausbildung zur Industriemechanikerin. „Die intensive Begleitung durch die Talentförderung hat mir Mut gemacht. Sie hat es mir erst ermöglicht, meinen beruflichen Weg einzuschlagen und bis heute erfolgreich auszuüben“, sagt sie.

Hilke Birnstiel, Leiterin des NRW-Zentrums für Talentförderung: „Die Beratung der NRW-Talentscouts ist nicht an den institutionellen Interessen von Betrieben oder dem Hochschulsystem orientiert, sondern ausschließlich auf die Entfaltung von Potenzialen junger Menschen mit ihren Neigungen, Fähigkeiten und Kompetenzen fokussiert. Ob am Ende eine duale Berufsausbildung, ein (duales) Studium oder auch erst einmal ein Freiwilligendienst dabei herauskommt, entscheiden die jungen Menschen selbst.“

Laut einer Langzeitstudie (seit 2017) des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung hat das Talentscouting einen positiven Einfluss auf die Chancengerechtigkeit und verhilft zu einer individuell passgenauen Ausbildungswahl. Jugendliche ohne akademischen Familienhintergrund nehmen im Talentscouting-Programm häufiger ein Studium auf; Jugendliche aus Akademiker-Familien entscheiden sich hingegen im Talentscouting-Programm häufiger für eine duale Ausbildung. Beide Effekte zusammengenommen, verringern die Chancenungleichheit beim Hochschulzugang um über 70 Prozent. Zudem bricht das Talentscouting die geschlechtstypische Berufswahl auf. Der Anteil der Studierenden in einem geschlechtsuntypischen Studiengang verdoppelt sich im Talentscouting-Programm. So nehmen junge Frauen häufiger ein MINT-Studium auf, junge Männer nehmen häufiger ein Lehramtsstudium auf.

Hintergrund Talentscouting-Programm

Landesweit sind aktuell insgesamt über 100 Talentscouts von 23 Fachhochschulen und Universitäten in rund 550 Schulen in Nordrhein-Westfalen unterwegs. Knapp 30.000 Schülerinnen und Schüler werden im Programm kontinuierlich an Berufskollegs, Gesamtschulen und Gymnasien begleitet.

Das Talentscouting-Programm des Landes Nordrhein-Westfalen startete 2011 an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen. 2015 wurde das Programm auf das ganze Land ausgeweitet. Es hilft jungen Menschen dabei, Bildungschancen zu verwirklichen - unabhängig von Einkommen, Bildung oder Herkunft der Eltern.

Das nordrhein-westfälische Zentrum für Talentförderung in Gelsenkirchen ist die zentrale Servicestelle für die beteiligten Hochschulen wie auch Anlaufstelle für die Schulen. Es koordiniert die Arbeit der Talentscouts und fungiert als Plattform für die Entwicklung innovativer Förderformate. Alle Talentscouts absolvieren dort eine berufsbegleitende zertifizierte Weiterbildung.

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