Katastrophen-Übung für Kulturschätze in Nordrhein-Westfalen

Vier mobile Notfall-Container sollen ab 2024 im Einsatz sein

7. September 2023
PHB Brandes, Ina - lächelnd, blauer Hintergrund (2022)

Heute trafen sich Expertinnen und Experten aus Bielefeld, Detmold und Münster mit der Feuerwehr zu einer Notfallübung am Technischen Zentrum des Landesarchivs in Münster zur Katastrophen-Übung für Kulturschätze.

Kultur und Wissenschaft

Kulturschätze retten, erfassen, reinigen, sicher verpacken – und das alles im Eiltempo! Wenn wertvolle, unwiederbringliche Kulturgüter durch unvorhersehbare Ereignisse, etwa beim Einsturz des Kölner Stadtarchivs oder bei der Unwetterkatastrophe im Ahrtal, in Gefahr sind, ist Eile geboten. Etliche Museen, Sammlungen, Archive und Bibliotheken haben sich in Nordrhein-Westfalen zu 14 Notfallverbünden zusammengeschlossen, um sich gegenseitig im Falle eines Falles mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Fachwissen zu unterstützen. Am heutigen Donnerstag, 7. September 2023, trafen sich die Expertinnen und Experten aus Bielefeld, Detmold und Münster mit der Feuerwehr zu einer Notfallübung am Technischen Zentrum des Landesarchivs in Münster.

Bei der Katastrophenübung wurde ein spezieller Notfallcontainer eingesetzt, der neben Materialien für die Erstversorgung auch mobile Arbeitsplätze bietet, um im Ernstfall Erste Hilfe für Archivalien, Bibliotheks- und Museumsgut leisten zu können. Bei der Übung lernten und erprobten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Funktionen des Notfallcontainers und die Arbeitsabläufe bei der Rettung von geschädigtem Kulturgut. Das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen ist bestrebt, Notfallübungen mit den mobilen Werkstätten regelmäßig durchzuführen. Zusammen mit dem Notfallverbund Köln (dem unter anderem das Stadtarchiv, Archive der Hochschulen oder das Tanzarchiv angehören) hatte die Feuerwehr nach dem Archiveinsturz 2009 diese mobilen Kliniken für Kulturgut entwickelt.

Kulturministerin Ina Brandes: „Die Unwetterkatastrophe im Juli 2021 mit mehr als 180 Toten in Deutschland hat uns in Nordrhein-Westfalen schmerzlich vor Augen geführt, wie verletzlich unsere Infrastruktur ist. Das Hochwasser ist zugleich ein Weckruf gewesen, dass wir die Zeit des Wiederaufbaus, der stellenweise noch immer im Gange ist, nutzen müssen, uns systematisch mit der Frage auseinanderzusetzen, wie wir die Menschen in unserem Land und unsere Kulturgüter besser beschützen können. Ich bin sehr beeindruckt, mit welcher Professionalität die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Museen und Archive mit der Feuerwehr zusammenarbeiten, um unsere Kulturschätze zu retten.“

Aus Mitteln der Aufbauhilfe Flut des Bundes soll Nordrhein-Westfalen im Laufe des Jahres 2024 vier Notfallcontainer erhalten. Der Notfallcontainer, den der Notfallverbund Köln 2019 angeschafft hatte, kostete rund 190.000 Euro. Aufgrund gestiegener Materialpreise wird aktuell mit Anschaffungskosten von bis zu 250.000 Euro gerechnet.

Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft legt derzeit gemeinsam mit dem Landesarchiv und den Archivberatungsstellen der Landschaftsverbände strategische Standorte für die Aufstellung der Container fest, um möglichst schnell überregional im Einsatz sein zu können. Die Aufstellung der Container sowie der Transport zum Schadensort ist nur in Zusammenarbeit mit den örtlichen Feuerwehren möglich. Die Container werden als Teil der Alarmplanung erfasst, um städte- und länderübergreifend eingesetzt werden zu können. Im Falle einer schweren Krise können die leicht zu transportierenden Container auch im benachbarten Ausland eingesetzt werden.

 

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