Ministerin Ina Scharrenbach: „EXIT.NRW“ – Landesregierung startet landesweite Aktion gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution

19. Oktober 2020
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Das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung startet anlässlich des Europäischen Tags gegen den Menschenhandel die Öffentlichkeitskampagne „EXIT.NRW - Nordrhein-Westfalen gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution“.

Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung

Am 18. Oktober 2020 war der „Europäische Tag gegen Menschenhandel“: Nach Angabe der Vereinten Nationen geraten jährlich rund 1,6 Millionen Mädchen und Frauen in die Fänge von Menschenhändlern. Dabei ist die Bundesrepublik Deutschland eines der Hauptziele. Die meisten Betroffenen stammen aus Ländern, in denen ein starkes soziales Ungleichgewicht und große Armut herrschen. Mit falschen Versprechen werden sie nach Westeuropa gelockt. Sie verlassen ihr Land aus Verzweiflung und in der Hoffnung, ihrer Notlage entfliehen zu können. Die Mehrzahl der meist jungen Frauen landet in der Zwangsprostitution. Zwangsprostitution bedeutet Vergewaltigung. Die Frauen werden eingesperrt, bedroht, misshandelt und ausgebeutet. Nur jede 100. wird aus den Zwängen des Menschenhandels befreit.
 
Das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung startet anlässlich des Europäischen Tags gegen den Menschenhandel die Öffentlichkeitskampagne „EXIT.NRW - Nordrhein-Westfalen gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution“. Ziel der Initiative ist es, die breite Öffentlichkeit über das Thema Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung aufzuklären und zu sensibilisieren sowie Opfer mit Hilfsangeboten beim Ausstieg zu unterstützen.
 
Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung: „Tagtäglich findet Menschenhandel statt. Tagtäglich auch in Deutschland, in jedem einzelnen Bundesland. Tagtäglich betrifft der Menschenhandel vornehmlich Mädchen und Frauen zum Zweck der sexuellen Ausbeutung. Menschenhandel ist eine gravierende Menschenrechtsverletzung, die mit dem Handel der ‚Ware Mensch‘ einhergeht. Auch im 21. Jahrhundert gibt es noch moderne Sklaverei zu Lasten von Mädchen und Frauen. Mit der Öffentlichkeitskampagne ,EXIT.NRW´ wollen wir das Thema aus der Tabu-Ecke unserer Gesellschaft holen und dafür sensibilisieren, dass diese schwere Menschenrechtsverletzung auch hierzulande stattfindet.“
 
Andrea Hitzke, Leiterin der Dortmunder Mitternachtsmission, ergänzt: „Ein großer Teil der von sexueller Ausbeutung und Menschenhandel betroffenen Frauen und Mädchen kommen durch hilfsbereite Menschen in Kontakt zu den spezialisierten Fachberatungsstellen. Durch die Landesinitiative können noch mehr Menschen, die helfen wollen, aufmerksam für die Problematik werden, und sie bietet den Betroffenen so eine weitere Chance für eine Flucht aus der Zwangssituation.“
 
Die Anzahl der tatsächlichen Opfer und Beratungsfälle liegt in der Regel höher als die Anzahl der offiziellen strafrechtlichen Ermittlungsfälle. Nicht in jedem Fall wird ein Verdachtsfall zur Anzeige gebracht. Nach Angaben des Lagebildes „Menschenhandel“ des Bundeskriminalamtes wurden für Nordrhein-Westfalen im Jahr 2018 97 von den Strafverfolgungsbehörden erfasste Fälle im Zusammenhang mit Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung und Zwangsprostitution gemeldet. Die Dunkelziffer ist jedoch höher.
 
„Im Zeitraum von 2017 bis 2020 haben die acht landesgeförderten Beratungsstellen für weibliche Opfer von Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung insgesamt rund 3.450 Frauen fachlich beraten und betreut. Im Jahr 2017 wurden rund 800 Frauen, in den Jahren 2018 und 2019 jeweils rund 950 Frauen beraten. Bis zum 30. September dieses Jahres haben aktuell rund 750 Frauen Hilfsangebote der Beratungsstellen wahrgenommen. Viele Betroffene sind aus dem Ausland, aber auch deutsche Frauen werden beispielsweise von sogenannten ‚Loverboys‘ getäuscht und in die Zwangsprostitution gezwungen. Hier gilt es Hilfe zu holen, die Polizei einzuschalten oder sich bei Bedarf beraten zu lassen. Vielen Opfern ist nicht klar, dass sie ausgebeutet werden oder dass es Hilfe für sie gibt. Aus diesem Grund braucht es weitere Aufklärung und öffentliche Beachtung des Themas“, sagt Ministerin Ina Scharrenbach.
 
Rund 2000 Großflächenplakate in den zehn Städten Düsseldorf, Bochum, Dortmund, Duisburg, Essen, Köln, Wuppertal, Mönchengladbach, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen bilden das Herzstück der Initiative. Die Plakate sollen durch aufklärerische Bilder und Botschaften zum Thema bewusst Aufmerksamkeit erzeugen. Bei den ausgewählten Städten handelt es sich um Ballungszentren, in denen das Hellfeld der Zwangsprostitution höher ist als in anderen Teilen des Landes. Die Großflächenplakate der Initiative „EXIT.NRW“ werden in der Zeit vom 19. Oktober 2020 bis zum 28. Dezember 2020 mit drei unterschiedlichen Motiven an öffentlichen Plätzen wie zum Beispiel Bahnhöfen oder Innenstädten zu sehen sein.
 
Daneben bilden die Internetpräsenz www.exit.nrw des Ministeriums und die Bereitstellung von Informationen in Sozialen Medien weitere wichtige Bestandteile der Initiative. Die Internetseite www.exit.nrw enthält eine Übersicht zu Hilfeangeboten, wie zum Beispiel die Nummer des bundesweiten Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“, die spezialisierten Beratungsstellen für Opfer von Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung in Nordrhein-Westfalen sowie Polizei und Rettungsdienst. Gleichzeitig können sich Interessierte umfangreich über das Thema informieren. Über www.exit.nrw stehen auch die Poster-, Postkarten- und Leporellodateien frei zum Download zur Verfügung.
 
Ministerin Ina Scharrenbach: „Die Bekämpfung des Menschenhandels von Mädchen und Frauen zur sexuellen Ausbeutung in Nordrhein-Westfalen ist mir eine Herzensangelegenheit. Dafür setze ich mich ein. Nordrhein-Westfalen fördert acht spezialisierte Beratungsstellen für Opfer von Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung und Zwangsprostitution in Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Herford, Herne, Köln und Hagen. Von 2017 bis 2020 haben wir die Landesförderung von 669.278 Euro um 294.183 Euro auf 963.461 Euro kontinuierlich erhöht. Hinzu kommen noch die Förderungen für Honorarmittel und Zuschüsse zur Schaffung geschützter Wohnsituationen für von Menschenhandel betroffene Mädchen und Frauen. 2019 wurden die Unterbringungsmittel um insgesamt 400.000 Euro erhöht.“
 
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