
Rudolf Amelunxen - Der erste Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens
70 Jahre Nordrhein-Westfalen
Rudolf Amelunxen wurde am 30. Juni 1888 in Köln geboren. Der Sohn eines Rechnungsrates bei der königlich-preußischen Eisenbahndirektion besuchte die Eigelsteiner Volksschule und machte sein Abitur am Apostelgymnasium - an dem auch Konrad Adenauer sein Abitur machte.
Nach seiner Schulzeit studierte Rudolf Amelunxen in Freiburg, Berlin und Bonn Rechtswissenschaften und promovierte 1914 zum Dr. jur. utr. an der Universität Erlangen. Der Titel seiner Dissertation lautet „Die Verletzung der Unterhaltspflicht des unehelichen Vaters vom strafrechtlichen und armenpolizeilichen Standpunkt“. Als Hilfsrichter am Landgericht Köln war er Mitarbeiter des bekannten Sozialpolitikers Karl Sonnenschein.
Erster Weltkrieg
Der Huftritt eines Pferdes verwundete Amelunxen so stark, dass er bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges für den Kampfeinsatz untauglich war. Während der Kriegsjahre war Amelunxen im Belgischen Roten Kreuz aktiv und ab 1917 in der deutschen Zivilverwaltung in Namur. Für seine Verdienste erhielt Amelunxen das Eiserne Kreuz II. Klasse sowie eine Auszeichnung des deutschen und belgischen Roten Kreuzes.
Nach Kriegsende wurde Rudolf Amelunxen im Jahr 1918 zunächst Regierungsassessor im preußischen Innenministerium, bevor er von 1919 bis 1926 Regierungsrat, Oberregierungsrat und Ministerialrat im Preußischen Wohlfahrtsministerium in Berlin wurde. Am 21. Juli 1926 erfolgte Amelunxens Ernennung zum Regierungspräsidenten in Münster. Er war zu diesem Zeitpunkt mit 38 Jahren der jüngste Regierungspräsident Preußens.
Zweiter Weltkrieg
Als überzeugter Demokrat stellte sich Rudolf Amelunxen gegen die NSDAP als staatsfeindliche Partei und verfügte 1931 in seinem Regierungsbezirk, dass den Nationalsozialisten keine öffentlichen Räume vermietet werden dürften. Als der damalige Reichskanzler von Papen als Reichskommissar in Preußen die Regierung Braun-Severing absetzte, wurde Amelunxen wegen seiner stets sozialen und demokratischen Gesinnung von allen seinen Ämtern enthoben.
Im Krieg konnte Rudolf Amelunxen die Geschäftsführung einer bergrechtlichen Gewerkschaft, mit der er mütterlicherseits verbunden war, in Fredeburg im Sauerland übernehmen. Dorthin zog er auch mit seiner Frau im Jahr 1943, nachdem Bomben das bisherige Wohnhaus in Wuppertal zerstört hatten. In Fredeburg wurde er noch 1945 als Hilfsschlosser dienstverpflichtet.
Operation marriage
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das nördliche Rheinland und Westfalen am 23. August 1946 durch die britische Militärregierung in der „operation marriage“ zum Bundesland Nordrhein-Westfalen zusammengeschlossen. Bereits einen Monat zuvor ernannte die britische Besatzungsmacht den damaligen Oberpräsident Westfalens, Rudolf Amelunxen, zum ersten Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen. In seiner Amtszeit hat Rudolf Amelunxen intensiv am Wiederaufbau des Landes mitgewirkt. Er war zunächst parteilos und gehörte ab dem Jahr 1947 der Zentrumspartei an.
Landespolitiker
Mit der ersten Landtagswahl im Jahr 1947 wurde Rudolf Amelunxen von Karl Arnold (CDU) als Ministerpräsident abgelöst und übernahm in dessen Regierung bis 1950 das Amt des Sozialministers, sowie danach bis 1958 auch in der Regierung von Fritz Steinhoff (SPD) das des Justizministers. Amelunxen hat sich als Justizminister besonders bemüht, die Gerichtsbarkeit, den Strafvollzug und die Juristenausbildung zu reformieren. Besonderes Augenmerk schenkte er stets der "Resozialisierung" der entlassenen Strafgefangenen.
Nach dem Ausscheiden aus der Politk im Jahr 1958 zog sich Amelunxen ins Private zurück. Rudolf Amelunxen starb am 21. April 1969 im Alter von 80 Jahren im Kloster Grafschaft im Sauerland.
- Eintrag "Amelunxen, Rudolf" in Munzinger Online/Personen - Internationales Biographisches Archiv
- http://www.kas.de/wf/de/37.8007/ (aufgerufen am: 18.07.2016)
- http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/persoenlichkeiten/A/Seiten/RudolfAmelunxen.aspx (aufgerufen am: 18.07.2016)
- http://www.lwl.org/westfaelische-geschichte/portal/Internet/finde/langDatensatz.php?urlID=253&url_tabelle=tab_person (aufgerufen am: 18.07.2016)
- Clemens Amelunxen: Vierzig Jahre Dienst am sozialen Rechtsstaat. Rudolf Amelunxen zum 100. Geburtstag. Porträt eines Demokraten. Berlin/New York 1988.
- Rudolf Amelunxen, in: Nordrhein-Westfalen. Land und Leute 1946–2006. Ein biographisches Handbuch von Bernd Haunfelder, Münster 2006, S. 41–43.
- Christoph Nonn: Rudolf Amelunxen (1888–1969), in: Gösmann, Sven (Hg.): Unsere Ministerpräsidenten in Nordrhein-Westfalen. Neun Porträts von Rudolf Amelunxen bis Jürgen Rüttgers. Düsseldorf 2008.
- Bernd Haunfelder: Die münsterischen Regierungspräsidenten des 20. Jahrhunderts, Münster 2006, S. 27-32.
- Horst Romeyk: Kleine Verwaltungsgeschichte Nordrhein-Westfalen, Siegburg 1988.