Ministerin Steffens: Suchtfreie Gesellschaft ist Illusion – wir brauchen neue Konzepte und Maßnahmen

25. Juni 2014
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Rund vier Millionen Menschen in Nordrhein-Westfalen sind suchtkrank. Auf die gesamtgesellschaftliche Dimension dieses Problems hat Gesundheitsministerin Barbara Steffens bei der Fachtagung „Zukunftswerkstatt Suchthilfe NRW – Ideen, Visionen und Perspektiven“ hingewiesen, die gemeinsam vom Gesundheitsministerium, der Landesstelle Sucht und dem Landeszentrum Gesundheit durchgeführt wurde.

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Das Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter teilt mit:

Rund vier Millionen Menschen in Nordrhein-Westfalen sind suchtkrank. Auf die gesamtgesellschaftliche Dimension dieses Problems hat Gesundheitsministerin Barbara Steffens bei der Fachtagung „Zukunftswerkstatt Suchthilfe NRW – Ideen, Visionen und Perspektiven“ hingewiesen, die gemeinsam vom Gesundheitsministerium, der Landesstelle Sucht und dem Landeszentrum Gesundheit durchgeführt wurde.

„Sucht ist kein Randgruppen-Problem, sondern betrifft alle Schichten und Altersgruppen. Bei etwa einem Viertel der Bevölkerung in Nordrhein-Westfalen besteht eine Suchtproblematik, wobei der Konsum der Alltagsdrogen Alkohol, Tabak und psychoaktive Medikamente am weitesten verbreitet ist“, erklärte Ministerin Steffens bei der Fachtagung in Mülheim an der Ruhr. „Diese Realität müssen wir ungeschminkt betrachten und die Wirksamkeit von Konzepten und Strategien zur Verhinderung von Suchterkrankungen kritisch hinterfragen“, so Steffens weiter.

Gesellschaftliche Veränderungen mit neuen Suchtformen und Konsummustern sowie der demographische Wandel mit einer älter werdenden Bevölkerung stellen Suchtprävention und Suchthilfe vor neue Herausforderungen. Welche Suchtmittel konsumiert werden, ist nicht nur eine Frage der einzelnen Person, sondern auch Ausdruck gesellschaftlicher Entwicklungen. „Die suchtfreie Gesellschaft bleibt eine Illusion, aber wir müssen auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen kritisch hinterfragen, die Suchterkrankungen fördern“, betonte die Ministerin und nannte als Faktoren die steigenden Anforderungen in allen Lebensbereichen, die Tendenz zum „Höher-Schnelle-Weiter“ mit ständiger Erreichbarkeit, uneingeschränkter Mobilität und fehlenden Ruhephasen sowie die zunehmende Individualisierung, die vor allem bei älteren Menschen zur sozialen Isolation und Vereinsamung führen kann.

„Wir müssen die Alltagsrealitäten und komplexen Suchtgeschichten stärker in den Blick nehmen und uns an den jeweiligen Bedürfnissen der Menschen in ihrem Lebensumfeld orientieren, um bei der Suchthilfe erfolgreich zu sein“, unterstrich Barbara Steffens vor den rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Zukunftswerkstatt, deren Erkenntnisse Basis für eine Weiterentwicklung der Sucht- und Drogenpolitik sein sollen. „Wir brauchen für Frauen andere Konzepte als für Männer und eine noch bessere Zielgruppenansprache, um den Zugang zu notwendigen Hilfen nachhaltig zu erleichtern. Alle Menschen in einer Krisensituation brauchen ein engmaschiges Netz, in dem sie sich aufgehoben fühlen, und Hilfen, auf die sie kurzfristig zugreifen können. Eine bessere Kooperation und Vernetzung der Hilfesysteme ist unverzichtbar, um Rückfälle und Therapieabbrüche zu vermeiden“, sagte die Ministerin.

Sie machte ferner deutlich, dass neben einer möglichst frühzeitigen Aufklärung über die Suchtrisiken bereits im Kindes- und Jugendalter auch die Suchtproblematik im Alter nicht aus dem Blick verloren werden darf. So werden die Suchtgefahren im fortgeschrittenen Alter oftmals nur unzureichend wahrgenommen; zudem finden suchtkranke alte Menschen häufig nicht die Hilfen, die sie benötigen. Hier sei vor allem ein stärkeres Zusammenwirken von Alten- und Suchthilfe und eine entsprechende Qualifikation der in diesem Bereich tätigen Fachkräfte erforderlich.

Die Eindämmung der Sucht sei eine Gemeinschaftsaufgabe, die Politik, Gesundheits-, Sozial- und Bildungswesen, Wirtschaft, aber auch alle Bürgerinnen und Bürger gleichermaßen fordere.

Die Ministerin richtete an die  Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fachtagung  den Appell, dass Verbesserungen im Hilfesystem nur gemeinsam erreicht werden können. Der kontinuierliche fachliche Austausch und eine enge berufsgruppenübergreifende Zusammenarbeit aller Verantwortlichen innerhalb und zwischen den Hilfesystemen sei wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Sucht- und Drogenhilfearbeit zum Wohl der Betroffenen.

Bei Nachfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle des Ministeriums für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter, Telefon 0211 8618-4246.

Hintergrund:

Rund 170 Sucht- und Drogenberatungsstellen in Nordrhein-Westfalen sind oft die erste Anlaufstelle für Hilfesuchende.

Rund 13.000 Selbsthilfegruppen für unterschiedliche Formen der Sucht existieren landesweit, dahinter stehen rund 120 Landesorganisationen der Selbsthilfe.

Es gibt mehr als vier Millionen Suchtkranke in Nordrhein-Westfalen:

                                                                      Anteil Männer / Frauen in %
Tabak                             ca. 2.9 Mio.                         70/30
Alkohol                           ca. 400.000                         70/30
Medikamente                 ca. 300.000                         40/60
Illegale Drogen              ca.   31.000                         70/30
Ess-Störungen                 ca. 400.000                (überwiegend Frauen)
Glücksspiel                     ca.   40.000                (überwiegend Männer)

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