Ministerin Steffens: Erfolgreiche Konzepte gegen Fachkräftemangel in NRW – mehr Beschäftigte und Auszubildende in Gesundheitsberufen

Landesberichterstattung Gesundheitsfachberufe 2015 liefert Grundlagen für Entwicklung bedarfsgerechter Versorgung

24. Januar 2017

Das Gesundheitswesen in NRW ist nach wie vor auch ein wichtiger Jobmotor in NRW. Mit rund 512.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind inzwischen acht Prozent aller sozialversicherungspflichtig beschäftigten Menschen in NRW in diesem Sektor tätig, davon allein 322.600 in der pflegerischen Versorgung.

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Das Gesundheitswesen in NRW ist nach wie vor auch ein wichtiger Jobmotor in NRW. Mit rund 512.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind inzwischen acht Prozent aller sozialversicherungspflichtig beschäftigten Menschen in NRW in diesem Sektor tätig, davon allein 322.600 in der pflegerischen Versorgung. Das geht aus der aktuellen Landesberichterstattung Gesundheitsfachberufe 2015 hervor.

„Obwohl immer mehr Menschen pflegebedürftig sind, haben wir in NRW gegen den Fachkräftemangel im Gesundheitsbereich deutliche Erfolge erzielt“, erklärte Gesundheits- und Pflegeministerin Barbara Steffens anlässlich der Veröffentlichung des Berichts durch das Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter (MGEPA). „So haben wir mit Einführung der Umlagefinanzierung bei der Altenpflegeausbildung die Zahl der Auszubildenden um rund 80 Prozent gesteigert“, so Steffens weiter.

Angesichts einer kontinuierlich steigenden Zahl an Pflegebedürftigen bleibt insbesondere der Bereich der ambulanten, sowie der teil- und vollstationären Pflege auf Wachstumskurs. Im Bereich der ambulanten Pflege ist die Zahl der Einrichtungen und der Beschäftigten besonders stark gestiegen. Seit 2013 hat hier eine Steigerung um 4.800 Beschäftigte der Pflegeberufe stattgefunden. Aktuell beschäftigt die ambulante Pflege in NRW 41.112 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in den Pflegeberufen. Dabei ist der Frauenanteil mit etwa 93 Prozent weiterhin hoch. Es zeigt sich: die ambulante Pflege ist primär ein Jobmotor für Frauen. Dem entspricht auch die hohe Teilzeitquote von 65,5 Prozent.

Diese und eine Vielzahl weiterer Daten und Fakten liefert die aktuell veröffentliche „Landesberichterstattung Gesundheitsberufe 2015“. Alle zwei Jahre werden für die Landesberichterstattung Statistiken zusammen geführt und analysiert sowie Einrichtungen befragt.

Im Bereich der Altenpflegeausbildung ist es durch die Einführung der Altenpflegeumlage im Jahr 2012 gelungen, die Zahl der landesgeförderten Ausbildungsplätze im Zeitraum von Januar 2012 bis Dezember 2016 um über 80 Prozent auf rund 18.300 zu steigern. Gleichwohl bleibt ein für die ambulanten Dienste, Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser spürbarer Fachkräftemangel weiter bestehen, Noch immer fehlen 2.290 Absolventinnen und Absolventen im Bereich der Altenpflege- sowie der Gesundheits- und (Kinder-) Krankenpflegeausbildung, um den Fachkraftbedarf der Einrichtungen zu decken (2013: 4.208), davon im Bereich der Altenpflege 1.055 (2013: 1.584). In der Realität ist der Mangel wegen der hohen Teilzeitquoten größer. Wird der Anteil Teilzeitbeschäftigter in der Berechnung der Fachkräfte berücksichtigt, benötigt die Altenpflege insgesamt 1.370 zusätzliche Fachkräfte.

Im Bereich der Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung fehlen nach der Datenerhebung 1.240 Auszubildende, in der Kinderkrankenpflege laut Erhebung lediglich fünf. Die Ausbildungszahlen in diesem Bereich bewegten sich in den vergangenen Jahren auf stabilem Niveau. Eine Steigerung wie in der Altenpflege hat es nicht gegeben. Deshalb beabsichtigt das MGEPA, den Krankenhausplan NRW anzupassen. Zukünftig sollen Ausbildungsstätten im Krankenhausplan erfasst werden, ohne Sollzahlen für Ausbildungsplätze vorzugeben. So können Ausbildungsstätten leichter ihre Kapazitäten ausbauen.

Ministerin Steffens: „Wir brauchen in Krankenhäusern mehr Fachkräfte in der Pflege und den anderen Gesundheitsberufen, um die Arbeitsverdichtung zu verringern und die Versorgung stärker an den Bedürfnissen der Menschen ausrichten zu können – und damit die Versorgungsqualität zu verbessern. Erweiterte medizinische, therapeutische und pflegerische Möglichkeiten sind ohne gut ausgebildetes Fachpersonal nicht umsetzbar. Das gilt natürlich auch für die stationäre und ambulante Pflege.“

Da Pflegefachkräfte in der Regel als Angestellte arbeiten, liegen für diesen Bereich genaue Zahlen vor. Angehörige der Gesundheitsfachberufe Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie oder Hebammenkunde sind aber oft in niedergelassenen Praxen tätig, so dass keine übergreifende, landesweite Statistik existiert. Die Landesberichterstattung hat deshalb hier ebenfalls einen Schwerpunkt gesetzt. Verschiedene Datenquellen und Interviews wurden genutzt, um ein möglichst genaues Bild der Situation in diesen Berufen zu entwickeln.

Als Ergebnis zeichnet sich auch in diesen Berufen ein Fachkräftemangel ab. Zudem zeigt sich, dass die veralteten Berufsgesetze dringend novellierungsbedürftig sind. Hier muss der Bund schnell tätig werden. Ohne zeitgemäße Berufsgesetze ist dauerhaft eine hochschulische Ausbildungsvariante in den Therapieberufen nicht möglich. Damit drohen diese Berufe von der allgemeinen Entwicklung abgehängt zu werden.

Ministerin Steffens: „Für eine qualitativ hochwertige Pflege und therapeutische Versorgung durch Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden brauchen wir genügend und gut qualifizierte Fachkräfte. Gerade die Entwicklung altersgerechter Quartiere kann ohne gut aufgestellte ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen sowie genügend Logopäden, Ergo- und Physiotherapeuten nicht zukunftssicher gestaltet werden. Wir brauchen hier, wie auch in den Krankenhäusern, eine gute fachliche Zusammenarbeit der Berufe, um gemeinsam mit der pflegebedürftigen oder akut erkrankten Person zu bestimmen, welche Versorgungslösung im jeweils individuellen Fall die Beste ist. Dabei spielen die medizinisch-therapeutischen Möglichkeiten eine wichtige Rolle, können aber die wichtige menschliche Zuwendung nicht ersetzen.“

Die umfangreichen Zahlen, Daten und Fakten der Landesberichterstattung rund um die Fachkraftentwicklung in der Pflege sollen Einrichtungen und Kommunen bei der bedarfsgerechten Weiterentwicklung einer hochwertigen Gesundheitsversorgung in Nordrhein-Westfalen unterstützen, und auch Schulträger erhalten wichtige Grundlagen für die Weiterentwicklung ihrer Ausbildungsangebote. Die Ergebnisse der Landesberichterstattung werden am 2. Februar 2017 auf der Fachveranstaltung „Zukunftsperspektive Pflege- und Gesundheitsberufe NRW“ gemeinsam mit der Präsentation von Projekten des MGEPA zur beruflichen Integration geflüchteter Menschen der Öffentlichkeit vorgestellt.

Zusätzlich sollen auch in diesem Jahr die Kennzahlen zur Fachkräfteentwicklung auf fünf Regionalkonferenzen präsentiert werden. Dabei werden die Daten auf Städte- und Kreisebene differenziert dargestellt, so dass die konkrete Entwicklung der Ausbildungs- und Fachkraftsituation sichtbar wird. Für das erste Halbjahr sind entsprechende Regionalkonferenzen geplant.

Die „Landesberichterstattung Gesundheitsberufe Nordrhein-Westfalen 2015“ kann kostenlos bestellt oder heruntergeladen werden

  • im Internet: www.mgepa.nrw.de
  • telefonisch: 0211 – 837-1001 bei Nordrhein-Westfalen direkt.
Bitte Veröffentlichungsnummer 220 angeben.

Hintergrund:

Altenpflegeumlage
Seit 2012 müssen sich alle in der Pflege tätigen Einrichtungen an den Ausbildungskosten beteiligen – auch wenn sie keine Pflegekräfte ausbilden. Die Zahl der Auszubildenden ist um über 80 Prozent von 10.000 (2012) auf rund 18.300 (2016) gestiegen.
Rückgang des Fachkraftmangels in Vollzeitstellen
  • Altenpflege 
    2013: 1.584           2015: 1.055  (- 33 Prozent)
  • Gesundheits- und Krankenpflege 
    2013: 2.392           2015: 1.240 (- 48 Prozent)
  • Gesundheits- und Kinderkrankenpflege 
    2013: 232              2015: 5 (- 98 Prozent)
 
Steigende Zahl Pflegebedürftiger in Nordrhein-Westfalen
  2013 2015  
insgesamt davon zu Hause versorg durch 581.500 638.100 + 9,7 Prozent
selbstorganisierte Pflege 289.700 322.100 + 11,1 Prozent
ambulante Pflegedienste 131.400 151.400 + 15,2 Prozent
in Heimen 160.300 164.600 + 2,7 Prozent
 
Insgesamt werden immer mehr Pflegebedürftige zu Hause versorgt (2013: 72,4 Prozent; 2015: 74,2 Prozent), während der Anteil der Pflegebedürftigen, die in Heimen leben, sinkt (2013: 27,6 Prozent; 2015: 25,8 Prozent)

Informationsveranstaltung
Informationen zur Veranstaltung „Zukunftsperspektive Pflege- und Gesundheitsberufe NRW“ auf der Internetseite des Ministeriums unter Veranstaltungen: www.mgepa.nrw.de.

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