Minister Schneider: Den Wandel in der digitalisierten Arbeitswelt selbstbewusst mitgestalten

Rund 500 Gäste folgen der Einladung der Landesregierung zur ersten Betriebsrätekonferenz Arbeit 4.0

22. Juni 2015
Arbeitsminister Guntram Schneider bei seiner Eröffnungsrede der Betriebsrätekonferenz Arbeit 4.0

Neben Verbands- und Gewerkschaftsvertretern waren vor allem Betriebsrätinnen und Betriebsräte der Einladung der Landesregierung gefolgt. Im Mittelpunkt stand die Frage: Wie können Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die Digitalisierung der Arbeitswelt in ihrem Interesse mitgestalten?

Arbeit, Gesundheit und Soziales

Vor rund 500 Gästen hat Landesarbeitsminister Guntram Schneider die Auftakt-Betriebsrätekonferenz Arbeit 4.0 in Düsseldorf eröffnet. Neben Verbands- und Gewerkschaftsvertretern waren vor allem Betriebsrätinnen und Betriebsräte der Einladung der Landesregierung gefolgt. Im Mittelpunkt stand die Frage: Wie können Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die Digitalisierung der Arbeitswelt in ihrem Interesse mitgestalten? Viele sind skeptisch mit Blick auf die sogenannte vierte industrielle Revolution, in der über digitale Vernetzung von Produktion und Vertrieb Arbeitsprozesse neu organisiert werden, mit immer leistungsfähigeren IT-Systemen, einer hochentwickelten Robotik und Sensorik, 3-D-Druckern, Clouds und Big Data. „Angst ist aber kein guter Ratgeber“, sagte Schneider in seiner Eröffnungsrede und betonte: „Die Digitalisierung der Arbeitswelt muss im Dienste der Menschen stehen. Deshalb ist es wichtig, dass wir den Wandel gemeinsam mit Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, Betriebsräten und Gewerkschaften mitgestalten.“
 
Noch seien vor allem große Unternehmen in NRW im 4.0-Prozess, „aber wer die Zukunftschancen eines globalisierten Marktes nicht verschlafen will, muss sich für diese Entwicklung wappnen, auch kleine und mittlere Unternehmen“, sagte der NRW-Arbeitsminister. Laut einer Befragung im Auftrag der DZ Bank geben 42 Prozent der Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 50 und 125 Millionen Euro an, dass die Digitalisierung in ihrer Strategie keine Rolle spielt.

Einführungsvortrag zum Thema "Soziale Innovationspolitik für die Industrie 4.0"
  • Foto: Land NRW / M. Götz

22.06.2015

Einführungsvortrag zum Thema "Soziale Innovationspolitik für die Industrie 4.0"

Einführungsvortrag zum Thema "Soziale Innovationspolitik für die Industrie 4.0" von  Prof. Dr. Daniel Buhr von der Eberhard Karls Universität Tübingen.

Die Wirtschaft erhofft sich andererseits vom 4.0-Prozess bessere Chancen auf den Weltmärkten. „Investition in IT und Software können dabei nur ein Teil der Strategie sein, entscheidender wird sein, gemeinsam mit den Beschäftigten den Innovationsprozess in Gang zu setzen. Denn die mit der vierten Revolution einhergehenden Strategien vernachlässigen noch weitgehend Mensch und Gesellschaft“, so Schneider. Wie zum Beispiel ändert sich die Rolle von Beschäftigten? Wie können sie dauerhaft den komplexen Aufgaben gerecht werden? Welche Anforderungen stellen sich an Qualifizierung? Wie verändert 4.0 Mitbestimmungsprozesse? Wie die Berufsfelder? Wie die Arbeitsorganisation? Diesen Fragen gingen die Konferenzteilnehmerinnen und Konferenzteilnehmer in entsprechenden Foren nach.
 
Für Schneider ergeben sich konkrete Handlungsfelder: „Der Arbeitsschutz etwa muss sich rechtzeitig auf einen Veränderungsprozess einstellen.“ Immer ausdifferenziertere Arbeitsprofile, wechselnde Einsatz-orte, die Vermischung der privaten und betrieblichen Kommunikationsmittel, Cloudworking etc. machten Kontrolle schwieriger. Nicht zuletzt seien Anpassungen beim Arbeitsvertragsrecht, beim Betriebsverfassungsgesetz, bei der Berufsqualifizierung und Weiterbildung sowie bei der Arbeitszeitgestaltung vonnöten. „Die Vermischung von Freizeit und Arbeitszeit wird sicher zunehmen. Umso wichtiger ist es, den gesetzlichen Rahmen so zu gestalten, dass Menschen nicht unter die Räder einer immer rasanter und unübersichtlicher werdenden Arbeitswelt kommen. Daher unterstütze ich auch die Eindämmung des Missbrauchs von Werkverträgen und Leiharbeit, zu dem die Bundesregierung ein Gesetz in Vorbereitung hat – übrigens auch auf Initiative Nordrhein-Westfalens“, so Schneider.

Podiumsdiskussion zum Thema Arbeit 4.0
  • Foto: Land NRW / M. Götz

22.06.2015

Podiumsdiskussion zum Thema Arbeit 4.0

Podiumsdiskussion mit Arbeitsminister Guntram Schneider, Prof. Dr. Daniel Buhr von der Eberhard Karls Universität, Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall Nordrhein-Westfalen, Arndt G. Kirchhoff, Präsident des Verbandes der Metall- und Elektro-Industrie Nordrhein-Westfalen.

Auf Landesebene will Schneider vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen bei der Digitalisierung unterstützen: „Deshalb bieten wir ihnen ab sofort Beratung beim Thema Digitalisierung von Produktions- und Dienstleistungsprozessen an.“ Darüberhinaus werde er die Landesfachkräfteinitiative an die Anforderungen der Arbeitswelt 4.0 anpassen lassen. Für die Stärkung der Arbeitnehmervertretungen hat das Ministerium ein Pilotprojekt mit der IG Metall, der IG BCE, der NGG und dem DGB-NRW vereinbart, bei dem Betriebsrätinnen und Betriebsräte in ausgewählten Unternehmen bei der Bewältigung von Umbruch- und Veränderungsprozessen aktiv begleitet werden. „Arbeit 4.0 wird nur mit einer funktionierenden Sozialpartnerschaft gut gelingen. Den Prozess nur unter wirtschaftlichen und technologischen Aspekten zu betrachten, reicht nicht aus. Wir müssen ihn ebenso als große soziale und kulturelle Herausforderung begreifen“, betonte Minister Schneider.
 
Der Schwerpunkt dieser ersten Betriebsrätekonferenz liegt im gewerblichen Bereich, eine zweite Konferenz mit Fokus auf die Digitalisierung im Dienstleistungsbereich wird im nächsten Jahr folgen.

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