Lebendige Traditionen im Landesinventar für das immaterielle Kulturerbe von Nordrhein-Westfalen

26. Juni 2014
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Am 30. Juni 2014 wurden folgende "lebendige Traditionen" per Urkundenübergabe durch Kulturministerin Ute Schäfer in das Landesinventar für das immaterielle Kulturerbe von Nordrhein-Westfalen aufgenommen.

In das "Inventar des immateriellen Kulturerbes von Nordrhein-Westfalen" können gemäß des Kabinettbeschlusses vom 17. September 2013 auf Empfehlung der Landesjury für das immaterielle Kulturerbe diejenigen lebendigen Traditionen aufgenommen werden, die einen besonderen Bezug zu Nordrhein-Westfalen besitzen.

Am 30. Juni 2014 wurden die folgenden ersten lebendigen Traditionen per Urkundenübergabe durch Kulturministerin Ute Schäfer in das Landesinventar aufgenommen:

Flussfischer an Rhein und Sieg

Bräuche, Traditionen und Handwerkstechniken der Flussfischer an Rhein und Sieg, wie sie von der Fischerei-Bruderschaft zu Bergheim an der Sieg getragen werden.

bewerbende Institution: Fischerei-Bruderschaft zu Bergheim an der Sieg.

Juryempfehlung: Beeindruckende über tausendjährige Tradition, die im Umgang mit Natur und Umwelt jeweils auf lebendige Weise neue Lösungen findet, insbesondere für einen nachhaltigen Umgang mit der natürlichen Ressource Fisch und für ein langfristiges Denken für die soziale Gemeinschaft. Die Jury versteht ihre Empfehlung als Ermutigung, die notwendigen Veränderungen zum weiteren Bestehen der Bruderschaft einzuleiten (Geschlechtergerechtigkeit und Integration neu Hinzugezogener).

Schützenwesen, Schützenbruderschaft, Schützenverein, Schützengilde

bewerbende Institution: Europäische Gemeinschaft Historischer Schützen.

Juryempfehlung: Das aus katholischen Bruderschaften entstandene Schützenwesen besitzt einen besonderen Schwerpunkt in Nordrhein-Westfalen. Als egalitäre Vereinigung prägen Schützen in vielen örtlichen Gemeinschaften das lokale kulturelle und soziale Leben ganzjährig auf vielfältige Weise und wirken dabei für viele Menschen integrierend und identitätsstiftend. Die Jury versteht ihre Empfehlung als Ermutigung für die Schützen, auf dem Weg der gleichberechtigten Einbeziehung von Frauen und von gesellschaftlichen Minderheiten in ihre Gemeinschaften weiter voranzuschreiten.

"Rheinischer Karneval" mit all seinen lokalen Varianten

Brauchkomplex, Tradition, Kulturgut "Rheinischer Karneval" mit all seinen lokalen Varianten

bewerbende Institutionen: Festkomitee des Kölner Karnevals von 1823 e.V., Festausschuss Bonner Karneval e.V., Comitee Düsseldorfer Carneval e.V. und FestAusschuss Aachener Karneval e.V.

Juryempfehlung: Zweifellos gehört der rheinische Karneval zu den großen kulturellen Ausdrucksformen in Nordrhein-Westfalen. Er schafft seit langer Zeit alljährlich eine generationenübergreifende Gemeinschaft, die sich auf humorige Art mit aktuellen gesellschaftlichen Fragen auseinandersetzt. Eine beachtliche Vielfalt von Spielarten macht ihn auch außerhalb der großen Karnevalshochburgen und -organisationen lebendig.

Osterräderlauf in Lügde

bewerbende Institution: Dechenverein Lügde e.V.

Juryempfehlung: Eine bemerkenswerte Besonderheit unter den Osterfeuerritualen, die seit Generationen eine lokale Gemeinschaft rhythmisiert und prägt. Die Lebendigkeit dieser Tradition drückt sich in einer breiten, intergenerationellen Beteiligung der Bevölkerung der Stadt aus. Traditionelle handwerkliche und landwirtschaftliche Fertigkeiten werden für den Brauch gepflegt. Die Jury versteht ihre Empfehlung auch als Anstoß zu einer Verbesserung der Dokumentation und einer Aufarbeitung der Herkunft des Brauchs.
Die Jury geht davon aus, dass der Brauch Jahrhunderte alt ist und sich die Lügder Bürgerinnen und Bürger der Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten widersetzt haben.

Ansprechpartner

Dr. Jens Fabian Pyper
ike@mfkjks.nrw.de