Klimawandel in Nordrhein-Westfalen: Mehr Hitze, weniger Frost

Aktuelle Auswertungen im Klimafolgenmonitoring NRW des LANUV belegen Veränderungen für Mensch, Natur und Umwelt / Ministerin Heinen-Esser: Der Klimawandel schreitet unerbittlich voran

12. August 2020
PHB Wald Sonnenstrahl

Der Klimawandel ist in Nordrhein-Westfalen längst angekommen und bringt spürbare und sichtbare Veränderungen mit sich.

Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz

Der Klimawandel ist in Nordrhein-Westfalen längst angekommen und bringt spürbare und sichtbare Veränderungen mit sich. Dies belegen auch aktuelle Auswertungen anhand von 32 Indikatoren aus dem Klimafolgenmonitoring des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV). Demnach ist die mittlere Jahrestemperatur in der letzten Klimaperiode 1990-2019 im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 1881-1910 um 1,5 Kelvin auf 9,9 Grad Celsius angestiegen. Die Zahl der Sommertage (über 25 Grad) beziehungsweise Hitzetage (über 30 Grad) hat in den vergangenen hundert Jahren um elf beziehungsweise vier heiße Tage zugenommen. Zugleich gibt es in Nordrhein-Westfalen heute durchschnittlich zwölf Frosttage weniger.
 
„Das Wetter ist der Vorbote des Klimawandels. Extremereignisse wie Hitze oder Starkregen werden unseren Alltag künftig noch stärker bestimmen. Wir haben die Jahre 2018 und 2019 als Hitzejahre in Erinnerung. Aber mit Blick in die Zukunft dürften solche Sommer eher zur Normalität werden“, kommentiert Umweltministerin Ursula Heinen-Esser die neuesten Klimaanalysen des LANUV. 
 
Diese zeigen auch in der Tierwelt bereits sichtbare Veränderungen. Demnach steigt der Bestand der Vogelarten, die wärmere Gegenden bevorzugen (Beispiel: Grünspecht). Abnehmend ist die Zahl der Vogelarten, die kühlere Gegenden bevorzugen (Beispiel: Tannenhäher oder Wintergoldhähnchen). Derweil können Pflanzen heute rund zwei Wochen länger wachsen als noch vor 70 Jahren.
 
Dauerte die Vegetationsperiode zwischen 1951 und 1980 noch 207 Tage, so sind es von 1990-2019 schon 217 Tage im Durchschnitt. Der Beginn der Apfelblüte hat sich seit 1951 von Anfang Mai auf Mitte April verschoben. De facto bedeutet dies, dass der Frühling früher beginnt und der Herbst später endet, folglich der Winter kürzer wird. In der Folge ist die Anzahl der Schneetage auf dem Kahlen Asten in 60 Jahren um ein Viertel gesunken.
 
Das LANUV misst die Folgen des Klimawandels anhand von insgesamt 32 Indikatoren. „Unsere Indikatoren bilden die einzelnen Effekte der Klimaveränderungen ab und machen sie sichtbar und nachvollziehbar. In einigen Bereichen können unsere Fachleute auf Daten aus mehr als hundert Jahren zurückgreifen. Damit zeigen sich Trends, die die Auswirkung der Klimaveränderungen belegen“, erläutert LANUV-Präsident Dr. Thomas Delschen die Datenauswertungen. Zu den Indikatoren gehören Daten zur Temperatur, zum Wasserhaushalt und zu den Ökosystemen, aber auch die Einflüsse auf die menschliche Gesundheit.
 
Bereits heute sind in den dicht besiedelten Gebieten Nordrhein-Westfalens 6,9 Millionen Menschen von Hitzebelastung betroffen, in Zukunft (2050) dürften es laut den Prognosen des LANUV bis zu elf Millionen Menschen werden. So bedeutet Sommer für immer mehr Menschen Hitzestress; betroffen sind insbesondere ältere und kranke Menschen in den Städten. Hier können bei Hitzewellen die Temperaturunterschiede zwischen Stadt und Land bis zu 10 Grad Celsius betragen.
 
„Auf Grundlage unserer Daten und mit unserer Unterstützung können Kommunen, Landkreise und Regionen ihre individuelle Gefährdungslage herausarbeiten. Durch individuell zugeschnittene Daten können passgenaue Maßnahmen zur Anpassung entwickelt und umgesetzt werden“, betont Delschen. Unter anderem hat das LANUV in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wetterdienst und der Stadt Bonn ein Planungs-Tool für die Kommunen entwickelt, mit dem bereits während des Planungsprozesses die effektivsten Anpassungsmaßnahmen ermittelt werden können.
 
Klimamodelle projizieren für Nordrhein-Westfalen eine Temperaturzunahme von 2,8 bis 4,4 Grad Celsius für den Zeitraum 2071-2100 bezogen auf den Zeitraum 1971-2000 – wenn weiterhin die Treibhausgasemissionen weltweit steigen. Damit verbundene Klimaveränderungen stellen Mensch und Natur, aber auch Wirtschaftsbranchen wie insbesondere die Forst- und Landwirtschaft vor große Herausforderungen. Umweltministerin Ursula Heinen-Esser betont: „Der Klimawandel schreitet unerbittlich voran. Wir müssen alles dafür tun, ihn einzudämmen und uns zugleich auf nicht mehr abzuwendende Veränderungen einzustellen. Unser Ziel ist es, sowohl die ländlichen Regionen als insbesondere auch die Städte so gut es geht klimafest zu machen.“
 
Die Daten des Klimafolgenmonitorings sind auf der Internetseite des
LANUV tabellarisch und als Trendgrafiken für die verfügbaren Jahrgänge veröffentlicht. Methoden und Hintergründe werden für die einzelnen Indikatoren erläutert: www.kfm.nrw.de
 
In einem Live Chat sprechen Umweltministerin Heinen Esser und LANUV-Präsident Delschen heute um 15.00 Uhr auf Instagram (@umwelt_nrw) über die Folgen des Klimawandels in Nordrhein-Westfalen. Vertreterinnen und Vertreter der Medien sind eingeladen, sich in den Chat einzuschalten, um ihre Fragen zu stellen.
 
Kontakt:
LANUV
Pressesprecher Wilhelm Deitermann 0201 / 79951337
 

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