Ausbildungskonsens Nordrhein-Westfalen beschließt weitere Maßnahmen zur Stärkung der Aus- und Weiterbildung

18. Februar 2019
Auf diesem Foto zu erkennen sind ein weiblicher Lehrling mit Ausbilder an einer Maschine

Die Partner des Ausbildungskonsenses Nordrhein-Westfalen haben sich zum zweiten Mal in der laufenden Legislaturperiode in Düsseldorf zu einem Spitzengespräch getroffen.

Arbeit, Gesundheit und Soziales

Die Partner des Ausbildungskonsenses Nordrhein-Westfalen haben sich heute zum zweiten Mal in der laufenden Legislaturperiode in Düsseldorf zu einem Spitzengespräch getroffen. Dabei sicherten die Partner der Landesregierung Unterstützung bei Umsetzung des „Ausbildungsprogramms NRW“ zu. Zudem soll die Praxistauglichkeit der Landesinitiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“ (KAoA), mit der der Übergang von der Schule in den Beruf gefördert wird, weiter verbessert werden. Und: Die Partner haben beschlossen, ein Medienkonzept zu erarbeiten, mit dem die Attraktivität der beruflichen Aus- und Fortbildung stärker in der öffentlichen Wahrnehmung verankert werden soll.
 
„Wir brauchen eine starke Aus- und Weiterbildung in Nordrhein-Westfalen. Sonst werden wir die Herausforderung der Fachkräftesicherung nicht bewältigen. Ich freue mich sehr, dass wir hier im Ausbildungskonsens an einem Strang ziehen“, erklärt Arbeitsminister Karl-Josef Laumann. Er verweist in diesem Zusammenhang auf das gemeinsame Engagement im „Ausbildungsprogramm NRW“, das zusätzliche betriebliche Ausbildungsplätze für Jugendliche mit Vermittlungshemmnissen fördert: „Die Agenturen für Arbeit und die Jobcenter helfen bei der gezielten Auswahl der Jugendlichen, die Kammern bei der Werbung für zusätzliche Ausbildungsstellen. Das sind unverzichtbare Erfolgsfaktoren für das Programm.“
 
Christiane Schönefeld, Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen der Bundesagentur für Arbeit, hebt die Herausforderungen hervor, die in Nordrhein-Westfalen am Ausbildungsmarkt auf Arbeitgeber zukommen: „In Nordrhein-Westfalen zeichnet sich am Ausbildungsmarkt ein Umbruch ab. Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber sinkt stetig, die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze stieg zuletzt wieder. Für alle Unternehmen wird es immer wichtiger, sich mit dieser Entwicklung auseinanderzusetzen: Die duale Ausbildung ist der beste und wichtigste Weg, gut ausgebildetes Personal für jetzt und für die Zukunft zu gewinnen. Doch wird es für sie immer schwieriger, ihre Plätze auch zu besetzen. Deshalb bauen die Agenturen für Arbeit ihre Beratungsangebote und Unterstützungsmöglichkeiten für Unternehmen und Auszubildende kontinuierlich weiter aus.“
 
„Der Anstieg bei den gemeldeten Ausbildungsplätzen ist positiv. Nach wie vor gibt es aber in Nordrhein-Westfalen Regionen, in denen auf eine Ausbildungsstelle zwei Bewerber kommen. Solange das so ist, brauchen wir Ausbildungsprogramme des Landes“, sagt Anja Weber, Bezirksvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Nordrhein-Westfalen. Sie forderte die Betriebe auf, Jugendlichen mit Hauptschulabschluss eine Chance auf Ausbildung einzuräumen. „Die Zeit der Bestenauslese geht zu Ende.“
 
Die Partner einigten sich des Weiteren darauf, im Ausbildungskonsens die Instrumente der Berufsorientierung und Übergangsgestaltung weiterzuentwickeln. „Die Entwicklung eines digitalen Berufswahlpasses und einer App sind bereits angestoßen. Des Weiteren wird im Herbst 2019 eine umfassende Evaluation der Landesinitiative ‚Kein Abschluss ohne Anschluss‘ in Auftrag gegeben“, berichtet Hans Hund, Präsident des Westdeutschen Handwerkskammertages.
 
Auch die Attraktivität der beruflichen Aus- und Fortbildung soll sichtbarer gemacht werden – gerade auch im Vergleich zum Studium. Dazu wollen die Konsenspartner in diesem Jahr ein Medienkonzept erarbeiten, das über die Stärken, Vorteile und Chancen der beruflichen Bildung informiert. Nach Ansicht von Horst Gabriel, Vizepräsident der Landesvereinigung der Unternehmensverbände Nordrhein-Westfalen ist das ein richtiger Schritt: „Wir wollen damit eine gesamtgesellschaftliche Debatte anstoßen, die den Stellenwert und die Wertschätzung der beruflichen Aus- und Fortbildung in den Blick nimmt. Unser gemeinsames Ziel ist es, die Attraktivität dieses Bildungswegs wieder stärker in die öffentliche Wahrnehmung zu rücken.“
 
Die berufliche Ausbildung ist auch für Schülerinnen und Schüler mit (Fach-) Abitur zunehmend attraktiv, wie der neue Beruf Kaufmann/Kauffrau im E-Commerce zeigt. „Wir haben aus dem Stand 382 Azubis in Nordrhein-Westfalen für diesen Beruf gewinnen können - 260 davon hatten auch eine Hochschulzugangsberechtigung“, so Dr. Ralf Mittelstädt, Hauptgeschäftsführer von IHK NRW, den Industrie- und Handelskammern in Nordrhein-Westfalen.
 
Schulministerin Yvonne Gebauer betont, dass eine individuell abgestimmte Berufsorientierung eine der zentralen Aufgaben von Schule sei: „Die Angebote der Beruflichen Orientierung in der Schule statten die Schülerinnen und Schülern mit dem notwendigen Rüstzeug aus, um eine fundierte Berufswahl treffen zu können. Der derzeit federführend von Nordrhein-Westfalen entwickelte digitale Berufswahlpass und eine entsprechende App dienen auch anderen Bundesländern als Beispiel. Mit diesen zeitgemäßen Instrumenten erleichtern wir den individuellen Entscheidungsprozess der einzelnen Schülerinnen und Schüler“, erläutert Gebauer ein Beispiel für aktuelle Entwicklungen.
 
Die Kommunen als Träger der Berufskollegs schaffen die Voraussetzungen für eine starke berufliche Bildung in Nordrhein-Westfalen: „Eine attraktive berufliche Bildung gibt es nur mit starken Berufskollegs. Die Städte, Kreise und Gemeinden unterstützen diese als Schulträger nach Kräften“, sagten die Hauptgeschäftsführer des Städtetages NRW, Helmut Dedy, des Landkreistages NRW, Dr. Martin Klein, und des Städte- und Gemeindebundes NRW, Dr. Bernd Jürgen Schneider.
 
Vor dem Hintergrund tiefgreifender Veränderungen aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung sieht Bernd Zimmer, Vorsitzender des Verbandes Freier Berufe NRW, die Notwendigkeit, die jeweiligen Berufsausbildungsordnungen an die digitalen Gegebenheiten anzupassen. Dabei sei auch die kontinuierliche Anpassung der Qualifikationen der Mitarbeiter an die digitalen Anforderungen von zentraler Bedeutung. Bernd Zimmer: „Die Digitalisierung führt zu Veränderungen der freiberuflichen Berufsbilder und damit als Folge auch zu Veränderungen bei den Ausbildungsberufen und Fortbildungsqualifikationen der Freien Berufe.“
 
Abschließend lobt auch Wirtschaftsstaatssekretär Christoph Dammermann die duale Ausbildung: „Sie ist einer der wichtigsten Standortvorteile, den unsere Wirtschaft hat. Deshalb ist es so wichtig, dass wir im vertrauensvollen Dialog mit vielen Akteuren die berufliche Ausbildung weiterentwickeln und so den Fachkräftenachwuchs in Nordrhein-Westfalen sichern. So können wir gemeinsam das Land voranbringen.“
 
Der Ausbildungskonsens Nordrhein-Westfalen ist das Spitzengremium von Landesregierung, Wirtschaft, Gewerkschaften, Kammern und dem Verband Freier Berufe Nordrhein-Westfalen, der Bundesagentur für Arbeit und den Kommunalen Spitzenverbänden, das wichtige Weichenstellungen im Bereich Berufsorientierung und Ausbildung legt. Seit über 20 Jahren setzt er sich dafür ein, dass junge Menschen in Nordrhein-Westfalen, die ausgebildet werden wollen, eine größere Chance auf einen Ausbildungsplatz erhalten.
 

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