Ministerpräsident Laschet verleiht am Tag des Ehrenamtes den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen an 18 Bürgerinnen und Bürger

5. Dezember 2017
Ministerpräsident Laschet verleiht den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen

Ministerpräsident Armin Laschet hat am Tag des Ehrenamtes 18 Bürgerinnen und Bürger mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet.
Im Rahmen einer Feierstunde im Zeughaus Neuss vergab der Ministerpräsident diese herausragende Auszeichnung des Landes Nordrhein-Westfalen und würdigte den Einsatz und die Leistungen aller Ordensträgerinnen und Ordensträger.

Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen

Ministerpräsident Armin Laschet hat am Tag des Ehrenamtes 18 Bürgerinnen und Bürger mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet.
Im Rahmen einer Feierstunde im Zeughaus Neuss vergab der Ministerpräsident diese herausragende Auszeichnung des Landes Nordrhein-Westfalen und würdigte den Einsatz und die Leistungen aller Ordensträgerinnen und Ordensträger:
„Sie sorgen durch Ihr Engagement mit dafür, dass wir als demokratische Gemeinschaft stark sind. Ihrer aller Einsatz macht unser Land zukunftsfest, lebens- und liebenswert! Sie sind Vorbilder, Persönlichkeiten, an denen sich andere orientieren können. Dafür möchte ich heute im Namen des Landes Nordrhein-Westfalen und seiner Menschen „Danke“ sagen.“
 
Der Verdienstorden des Landes ist im März 1986 aus Anlass des 40. Geburtstages des Landes Nordrhein-Westfalen gestiftet worden. Er wird an Bürgerinnen und Bürger als Anerkennung ihrer außerordentlichen Verdienste für die Allgemeinheit verliehen. Die Zahl der Landesorden ist auf 2.500 begrenzt. In den Jahren seines Bestehens sind 1.540 Frauen und Männer mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet worden.

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Der Ministerpräsident überreicht die Orden an:

Die Laudationes im Wortlaut

(es gilt das gesprochene Wort)

Elmar Brok, Bielefeld

Wir beginnen unsere Ehrungen heute mit einem echten „Rekordhalter“. Lieber Elmar Brok, Du bist seit sage und schreibe 37 Jahren Abgeord­neter des Europäischen Parlaments. Damit bist Du länger als jeder andere Abgeordnete unser Vertreter und Ansprechpartner im Herzen der Europäischen Union.
 
Elmar Brok hat in seiner Amtszeit den Aufbau unseres Hauses Europa begleitet und mit vorangetrieben. Seine Verdienste reichen zurück bis zur Zeit der Grundsteinlegung der Europäischen Union, wie wir sie heute kennen. Elmar Brok war am Zustandekommen und der Ausgestaltung der Verträge von Amsterdam, Nizza, Lissabon und des EU-Verfassungsvertrages maßgeblich beteiligt. Er engagiert sich mit großem Einsatz für die Fortentwicklung der EU-Grundlagen, wie den Verfassungskonvent und die Wirtschafts- und Währungsunion. Elmar Brok kämpft für unser gemeinsames Europa!
 
Und wie nötig dieser Kampf ist, sehen wir aktuell wieder sehr deutlich. Denn der „Brexit“, Europa-Skeptiker, ja auch antieuropäische Stimmung in einigen Mitgliedsstaaten, fordern seinen vollen Einsatz.
 
Elmar Brok engagiert sich jedoch noch über Europa hinaus. Sein besonderes Augenmerk gilt den transatlantischen Beziehungen. Als stell­vertretender Vorsitzender der Parlamentariergruppe des „Transatlantic Policy Networks“ und als Co-Vorsitzender des Transatlantic Legislators Dialog hat er wichtige Impulse für die Beziehungen zwischen Europa und Nordamerika gesetzt. So ist unter anderem die Vereinbarung einer Transatlantischen Wirtschaftspartnerschaft seinem Engagement zu verdanken.
 
Durch sein proeuropäisches Engagement in zivilgesellschaftlichen Gruppen hat sich Elmar Brok ebenfalls verdient gemacht. Zu nennen sind hier etwa die Europa Union Deutschland oder das Präsidium der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik.
 
Sein Einsatz war so erfolgreich, dass er zum Ehrenpräsidenten der Europa Union Deutschlands ernannt und zum Präsidenten der Union Europäischer Föderalisten gewählt wurde.
 
Lieber Elmar Brok, Du hast es Dir zur Lebensaufgabe gemacht, die Idee eines vereinten Europa zu verwirklichen. Eines Europas, das die Herausforderungen unserer globalisierten Welt meistert. Du weißt, dass wir Europäer nur zusammen stark sind, dass wir nur als Gemeinschaft auf Augenhöhe mit den anderen großen Kräften dieser Welt kommen.
 
Und Dir ist sehr bewusst, dass wir als Gemeinschaft nicht nur wirtschaft­lich stark sein müssen, sondern vor allem auch als Wertegemeinschaft. Du, lieber Elmar Brok, hast einen großen Beitrag dazu geleistet. Du bist ein engagierter Baumeister Europas, ein überzeugter Demokrat und Parlamentarier und ein transatlantischer Brückenbauer.
 
Für Dein Engagement im Dienste der europäischen und transat­lantischen Beziehungen verleihe ich Dir den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

Erika Denker, Wilnsdorf

Für Erika Denker scheint der Tag deutlich mehr als 24 Stunden zu haben. Das ist jedenfalls der Eindruck, wenn man ihr zeitintensives, ehrenamtliches Engagement einmal aus der Nähe betrachtet. Und dann sieht man zugleich auch, wie vielen hilfsbedürftigen Menschen aller Generationen der große Einsatz der gelernten Krankenschwester zugutekommt.
 
Als Erika Denker Vorsitzende des „Bezirksverbandes der Siegerländer Frauenhilfen e.V.“ wurde, hatte sie vor allem ein Ziel: Sie wollte die sozialdiakonische Arbeit mit und für Frauen und ihre Familien neu ausrichten. Gemeinsam mit anderen Frauen rief sie das Projekt „Zeitpaten – mehr Zeit für Kinder“ ins Leben. Bei dem Projekt ging es darum, Freundschaften und Patenschaften zwischen Kindern und Erwachsenen zu vermitteln.
 
Die grundlegende Idee ist dabei, dass die Erwachsenen einen Teil ihrer Zeit stiften, um den Kindern als Vertrauensperson zur Verfügung zu stehen. Ein Beirat aus Pädagogen, Psychologen, Theologen und Juristen steht auf Initiative von Erika Denker bereit, um die Arbeit der „Zeitpaten“ fachlich zu begleiten.
 
Gemeinsam mit der „Sparkassenstiftung Zukunft“ und der „Bürgerstiftung Siegen“ rief sie zudem das Projekt „Starthilfe – Zeit stiften für junge Mütter“ ins Leben. Fast 70 ehrenamtliche Zeitstifterinnen wurden dabei in 40-stündigen Qualifizierungsmaßnahmen auf ihren Einsatz in Familien mit Neugeborenen vorbereitet. Mehr als 200 Mütter, davon über 70 mit Migrationshintergrund, konnten bisher von dieser guten Idee profitieren und wurden ganz individuell so lange unterstützt, wie sie es brauchten.
 
Erika Denker gründete auch die Beratungsstelle TAMAR, ein mobiles Beratungsprojekt des Landesverbandes der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen. Dort werden Prostituierte über den Ausstieg aus dem Milieu beraten und bekommen Hilfe, damit sie neue Lebensperspektiven entwickeln können.
 
Aber damit ist das Engagement von Erika Denker bei weitem noch nicht vollständig beschrieben: Sie leitet überdies einen gemeinnützigen Kleiderladen. Sie begründete eine Kooperation mit der Siegener Tafel, um Kochkurse für Tafelkunden anzubieten und seit 2007 ist sie im Vorstand des „Landesverbandes der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen e.V.“ in Soest aktiv.
 
In vielen weiteren Vereinen, Vorständen, Gremien, Aufsichtsräten, Netzwerken und Stiftungen, die hier gar nicht alle aufgelistet werden können, wissen die Menschen: Auf die guten Ideen und den Einsatz von Erika Denker für diejenigen, die Unterstützung in unserer Gesellschaft brauchen, können wir uns jederzeit verlassen.
 
Ich freue mich heute, dieses herausragende Engagement von Erika Denker mit dem Verdienstorden unseres Landes zu würdigen.

Willy Hesse, Arnsberg

Willy Hesse ist als Dachdecker selbständiger Handwerksmeister und setzt sich seit mehreren Jahrzehnten in verschiedenen Bereichen zum Wohle der Allgemeinheit ein. Auf Stadt, Kreis und auf Landesebene engagiert sich Willy Hesse erfolgreich für seine Kolleginnen und Kollegen im Handwerk.
 
Z. B. als Präsident des Westdeutschen Handwerkskammertags. Hier war er Ansprechpartner für die Politik, für alle Gremien des Handwerks, in erster Linie aber immer für die Menschen und ihre Anliegen. Das bringt Willy Hesse höchste Anerkennung und Wertschätzung ein. Sein besonderes Augenmerk liegt auf der dualen beruflichen Ausbildung. Für die duale Ausbildung werden wir international bewundert und sie bietet oftmals auch schwächeren Schülern gute Berufsaussichten. Das sind gute Gründe, weshalb wir sie stärken wollen.
 
In seinem langjährigen Einsatz hat Herr Hesse die Entwicklung des Handwerks gefördert und den wirtschaftlichen Strukturwandel im Land maßgeblich mit geprägt. Als Präsident der Handwerkskammer Südwestfalen gehört er zum Kreis der höchsten Ehrenamtsträger im Handwerk.
 
Aber auch im sozialen Bereich setzt sich Willy Hesse ein. Sein Engagement reicht – und das ist nur ein Ausschnitt – von der Freiwilligen Feuerwehr über den Landesbeirat „Arbeit gestalten NRW“, den Stiftungsrat der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW, bis hin zum Mittelstandsbeirat NRW.
 
Lieber Willy Hesse, wenn ich auch nicht alles nennen kann, was Sie geleistet haben und leisten, ich glaube, es ist längst deutlich geworden, wie umfangreich Ihre Verdienste sind. Sie sind nicht nur ein hervorragender Dachdeckermeister, sondern auch ein Stützpfeiler, der das gemeinsame Dach unserer Gesellschaft trägt.
Daher sage ich heute: Vielen Dank für Ihren großartigen Beitrag zum Handwerk, zu Wohlstand und Sicherheit in unserem Land über viele Jahrzehnte hinweg.
 
Lieber Herr Hesse, für Ihr wirklich herausragendes Engagement zeichne ich Sie aus mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

Peter Hillebrand, Bergisch Gladbach

Der ehemalige Bürgermeister von Bergisch Gladbach, Klaus Orth, hat über Peter Hillebrand einmal gesagt: „Er gehört heute schon in den Bergisch Gladbacher Himmel!“
 
Ich bin sicher, das stimmt, denn bereits vor mehr als fünfzig Jahren hat Peter Hillebrand damit begonnen, sich, zunächst beruflich, für Menschen mit Behinderung einzusetzen. Seit 1963 war er als Behindertenbeauftragter des Rheinisch-Bergischen Kreises tätig – zu einer Zeit also, als das Wort Inklusion noch weitestgehend unbekannt war. Von Anfang an übte Peter Hillebrand sein Amt mit großem Engagement und mit viel Herzblut aus. Als 1968 sein Sohn mit einer Behinderung zur Welt kam, intensivierte er sein Engagement noch einmal – sowohl beruflich als auch ehrenamtlich. So ist es maßgeblich Ihrem Einsatz, lieber Herr Hillebrand, zu verdanken, dass der Rheinisch-Bergische Kreis heute über exzellente Angebote für Menschen mit Behinderung verfügt.
 
Ganz besonders stark haben Sie sich in der Lebenshilfe des Rheinisch Bergischen Kreises engagiert; zeitweise als Vorstandsmitglied und auch als Vorsitzender des Vorstandes. Besonders am Herzen lag Ihnen in dieser Zeit das 1992 im Ortsteil Schildgen gegründete Wohnhaus, in dem 25 schwerstbehinderte Menschen ein Zuhause gefunden haben.
 
Bis heute unterstützen Sie die Lebenshilfe mit Ihrem umfangreichen Fachwissen. Auch am Bau eines weiteren Wohnhauses für Menschen mit Behinderung in Refrath war Peter Hillebrand maßgeblich beteiligt. 14 Jahre war er für die wirtschaftlichen Belange des Wohnprojekts zuständig. Heute leben in Refrath im stationären Bereich 46 Männer und Frauen in sechs Wohngruppen. Sie alle, das ist das große Anliegen von Peter Hillebrand, sollen dort ein Leben führen können, das weitestgehend ihren eigenen Bedürfnissen nach Würde, nach Zusammensein und – ja auch – nach Lebensfreude entspricht.
 
Lieber Herr Hillebrand, Sie haben sich nicht nur vor Ort, sondern auch auf Landes- und Bundesebene für die Rechte behinderter Menschen eingesetzt. So wirkten Sie in der Bundesarbeitsgemeinschaft „Hilfe für Behinderte in Düsseldorf“ aktiv am Inkrafttreten des Behindertengleichstellungsgesetzes mit. Außerdem war Peter Hillebrand für den „Landesverband für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung NRW e.V.“ ehrenamtlich engagiert. Und er ist hier weiter beratend tätig.
 
Lieber Peter Hillebrand, Ihr Engagement für Menschen mit Behinderung ist Ihnen zu einer Lebensaufgabe geworden. Sie haben dabei immer besonderen Wert darauf gelegt, Behinderten, ihren Familien und Angehörigen ein Leben in Würde zu ermöglichen. Durch Ihr Engagement sind Sie damit auch eine starke Stimme für die Würde aller Menschen in unserer Gesellschaft. Peter Hillebrand ist ein Menschenfreund mit einem großen Herzen, viel Tatkraft und scharfem Verstand.
Für Ihre großen Verdienste um unser Land zeichne ich Sie heute mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen aus.

Prof. Dr. Helmut Hoyer aus Hagen

Die „FernUniversität in Hagen“ ist in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus eine hoch anerkannte Institution. Heute geht es um den Mann, der die Erfolgsstory der Fernuni Hagen in den vergangenen 20 Jahren geprägt hat, wie kein anderer: Helmut Hoyer hat die Fernuni groß gemacht und den Einstieg in ein digitales Zeitalter der „Fernuni 4.0“ eingeleitet und so kräftig dazu beigetragen, dass das Versprechen vom Aufstieg durch Bildung in Nordrhein-Westfalen für alle gilt.
 
Lieber Helmut Hoyer, als Sie im vergangenen Jahr nach fast 19 Jahren Ihr Amt als Rektor der Fernuni Hagen an Ihre Nachfolgerin abgegeben haben, war diese Institution längst unverzichtbar. Unverzichtbar, weil die Fernuni Bildung für alle möglich macht, vor allem für Menschen, die bereits im Berufsleben stehen und sich weiterbilden wollen. Heute hat die Uni fast doppelt so viele Studierende wie noch vor zwanzig Jahren. Sie ist – an der Zahl der Studierenden gemessen – die größte Hochschule in Deutschland!
Ich glaube, das ist viel zu wenigen Menschen bewusst und sollte viel bekannter sein. Die Öffnung der Hochschulen für Menschen mit unterschiedlichen Voraussetzungen und Bedürfnissen ist schließlich so wichtig wie nie zuvor.
 
Helmut Hoyer hat ganz entscheidend dazu beigetragen, dass Menschen den Zugang zu Wissen und Bildung finden konnten. Ob bei der Öffnung der Hochschule für beruflich Qualifizierte oder bei der Digitalisierung, zum Beispiel mit virtuellen Seminaren – immer wieder hat die Fernuniversität Pionierarbeit geleistet. Lieber Professor Hoyer, Sie haben den Wandel zur „virtuellen Universität“ eingeleitet und damit gezeigt, dass Sie zu einer Generation innovativer Hochschullenker gehören, die keine Angst vor Veränderungen hat.
 
Mit demselben Elan haben Sie auch den Vorsitz der Landesrektorenkonferenz ausgefüllt und zahlreiche Positionen auf internationaler Ebene wahrgenommen. So waren Sie über viele Jahre Vizepräsident des International Council for Open and Distance Education (ICDE), dem Weltverband für Fernlehre und -studium.
 
Während seiner gesamten Amtszeit hat Helmut Hoyer zudem auf politischer Ebene in Düsseldorf und Berlin immer wieder eine breitere Finanzierung für die Fernuni eingefordert und einen „parlamentarischen Beirat FernUniversität“ im Bundestag angestoßen.
 
Seinem Engagement ist es auch zu verdanken, dass die FernUniversität für die Stadt Hagen zu einem Aushängeschild geworden ist; bereits seit mehr als fünf Jahren trägt die Stadt voller Stolz den Namenszusatz „Stadt der FernUniversität.“
 
Übrigens, Helmut Hoyer setzt sich auch im Ruhestand weiter dafür ein, dass wirklich alle, die das wollen, studieren können.
Dazu ist er im Förderverein des Forschungsinstituts Technologie und Behinderung aktiv.
 
Lieber Helmut Hoyer, für Ihre großen Verdienste um die Fernuniversität Hagen, den Wissenschaftsstandort Nordrhein-Westfalen und die Hochschulbildung für Menschen in ganz Deutschland zeichne ich Sie mit großer Freude mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen aus.

Wilfried Johnen, Düsseldorf

Es ist eine große Freude, dass es bei uns in Nordrhein-Westfalen wieder blühendes, jüdisches Leben gibt. Dazu hat in den vergangenen Jahrzehnten kaum jemand so viel beigetragen wie Wilfried Johnen. Wilfried Johnen ist jüdischer Deutscher, überzeugter Rheinländer und ein herausragender Mitbürger für uns in Nordrhein-Westfalen, dem wir viel zu verdanken haben.
 
Seit 1975 leben Sie, lieber Herr Johnen, mit Ihrer Familie in Düsseldorf. Hier engagieren Sie sich in der Jüdischen Gemeinde, im Gemeinderat und dessen Ausschüssen und als Mitglied im Vorstand des Sportvereins „TuS Maccabi Düsseldorf“.
 
Lieber Herr Johnen, Ihr Engagement erstreckt sich zudem über Düsseldorf hinaus.
 
Beruflich haben Sie als Verwaltungsleiter der Jüdischen Gemeinde Aachen und als Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein zahlreiche Projekte zur Erinnerungskultur in Nordrhein-Westfalen initiiert und begleitet.
 
Viele Schülerinnen und Schüler in unserem Land haben bei einer Führung mit Ihnen erstmals eine Synagoge von innen gesehen. Bei Schul-besuchen – auch gemeinsam mit Zeitzeugen, deren Familien von der Judenvernichtung, von Deportation, Verschleppung und Zwangsarbeit direkt betroffen waren – haben  Sie die Flamme der Erinnerung wachgehalten.
 
Sie haben das Präventionsprojekt „Klar im Kopf“ initiiert, bei dem Juden und Muslime gemeinsam gegen Extremismus vorgehen und Jugendliche vor Radikalisierung in jeder Form bewahren wollen. Sie haben an der Verlegung der sogenannten „Stolpersteine“ aktiv mitgewirkt.
 
Diese in den Boden eingelassenen Steine erinnern vor den letzten Wohnadressen an jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger, die während des Dritten Reiches deportiert und ermordet worden sind.
 
Ja, man kann Wilfried Johnen mit Fug und Recht als Botschafter der jüdischen Kultur bezeichnen. Eng verbunden ist sein Name auch mit der Erhaltung der sogenannten „Ordensburg“ Vogelsang als Ort der Erinnerung an den Nationalsozialismus und Mahnung für unsere Gegenwart. Für Sie, lieber Herr Johnen, war schon lange klar, dass dieses Zeugnis nationalsozialistischer Selbstdarstellung zum Lernort, zum Ort der Begegnung und des demokratischen Diskurses werden konnte und werden musste.
 
Wilfried Johnen war und ist es dabei immer ein Herzensanliegen, insbesondere junge Menschen gegen extreme Ideologien zu immunisieren und die demokratische Verständigung und die Toleranz zu stärken.
 
Das bleibt auch im Ruhestand so. Seine Heimatgemeinde Düsseldorf hat ihn als Interessenvertreter in den Landesverband delegiert. Sein Einsatz für die Einrichtung eines sogenannten „Welcome Points“ für Flüchtlinge im Düsseldorfer Norden in Zusammenarbeit mit der Jugendberufshilfe ist typisch und bezeichnend für sein Engagement: Junge Menschen mit unterschiedlichsten sozialen und kulturellen Hintergründen sollen Hilfe erhalten und ihren Lebensweg finden.
 
Lieber Wilfried Johnen, vielen Dank für alles, was Sie für junge Menschen und unser friedliches Zusammenleben tun. Es ist mir eine große Freude, Sie heute für Ihr langjähriges, großes Engagement mit dem Landesverdienst-orden auszeichnen zu dürfen.

Ralf Kersting, Olsberg

Ralf Kersting ist ein sauerländischer Unternehmer wie er im Buche steht – heimatverbunden und weltoffen zugleich; dabei stets pragmatisch und lösungsorientiert. Einer, der Innovationen liebt und seine soziale Verantwortung ernst nimmt. Sein Motto lautet: „Die Welt wird nicht besser, indem man sich zurücklehnt, sondern indem man sich persönlich engagiert“.
 
Und das tun Sie, lieber Herr Kersting, z. B. auf den Ehrenamtstagen der IHK Arnsberg. Und ich bin sicher, das wird so bleiben, wenn Sie ihren beruflichen Schwerpunkt jetzt nach Dortmund verlegen. Ihr Lebensmittelpunkt bleibt im Sauerland, im schönen Olsberg.
 
Nun liegt ja bekanntlich auch Dortmund in Nordrhein-Westfalen. Darum werden Sie uns in der Landesregierung – so hoffe ich, lieber Herr Kersting – als verlässlicher Gesprächspartner in Wirtschaftsfragen erhalten bleiben.
So wie wir es aus der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit Ihnen als Präsident der IHK Nordrhein-Westfalen und als Vorstandsmitglied im Deutschen Industrie- und Handelskammertag gewohnt sind.
 
Auf Ihre Meinung und Ihren Sachverstand ist schließlich schon seit langer Zeit Verlass, ob im Mittelstandsbeirat der Landesregierung oder im Beirat „Arbeit gestalten NRW“, als Mitglied des Kuratoriums der Fachhochschule Südwestfalen und an vielen anderen Stellen.
 
Ralf Kersting setzt sich unermüdlich ein für die Ausbildung von jungen Menschen zu Fachkräften, für bessere Straßen, für einfache Genehmigungsverfahren für Unternehmen und für schnelles Internet in Gewerbegebieten und wird das sicherlich auch weiterhin tun.
 
Für all das zeichne ich Sie nun sehr gerne mit dem Verdienstorden unseres Landes aus.

Prof. Dr. Wolfgang Löwer, Bonn

Mit Wolfgang Löwer zeichnen wir heute einen großen Vertreter, Freund und Förderer der Wissenschaft aus. Er war Professor für Öffentliches Recht und Wissenschaftsrecht an der Universität Bonn und er war von 2006 bis 2014 Richter am nordrhein-westfälischen Verfassungsgerichtshof.
 
Wolfgang Löwer engagiert sich für die Förderung der Wissenschaft. Ob als langjähriges Mitglied des Gremiums „Ombudsman für die Wissenschaft“ bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dessen Sprecher er auch bis zum letzten Jahr war. Oder als langjähriger Vorstandsvorsitzender der Stiftung zur Förderung des Wissenschaftsrechts und als langjähriger Präsident der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste: Immer geht es Wolfgang Löwer darum, in engem Kontakt mit der Praxis bessere Rahmenbedingungen für die Wissenschaft zu erreichen.
 
Zugleich sind Sie, lieber Herr Löwer, seit ihrer Gründung auch – im Ehrenamt – Vorstandsvorsitzender der Bonner Universitätsstiftung. Und dort haben Sie wirklich sehr viel Zeit und Mühe investiert, vor allem um den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern. Ja, auch privat sammeln Sie Spenden für die Universitätsstiftung – und das mit großem Erfolg.
 
Doch damit nicht genug: Wolfgang Löwer steht auch dem Bundesverband Deutscher Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademien e.V. vor, in dem er großes Ansehen genießt.
 
Wolfgang Löwer ist ein Rechtslehrer und Wissenschaftsmanager der Extraklasse – immer vorne mit dabei, wenn es um die Ausbildung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses geht. Dafür gebührt Ihnen der Dank des Wissenschaftslandes Nordrhein-Westfalen!
 
Sie sind, und das ist nicht strafbar, sondern sehr lobenswert, ein ‚Anstifter‘ für viel Gutes in unserem Land.
Dafür danken wir Ihnen herzlich und zeichnen Sie heute für Ihre Verdienste mit dem Landesverdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen aus.

Andreas Meyer-Lauber, Hagen

„Nachhaltigkeit kann nur gelingen, wenn Menschen zum Wandel bereit sind“, haben Sie, lieber Herr Meyer-Lauber, einmal gesagt. Dass Sie nachhaltig handeln und zum Wandel bereit sind, haben Sie mehr als einmal unter Beweis gestellt.
 
„Von Haus aus“ ist Andreas Meyer-Lauber Lehrer für Sozialwissenschaften und Deutsch. Zunächst arbeitete er an zwei Gymnasien in Iserlohn, bevor er sich maßgeblich für die Gründung der Gesamtschule Haspe in Hagen einsetzte und dort tätig war. Schon als Lehrer war es ihm eine Herzensangelegenheit dazu beizutragen, dass die soziale Herkunft der Schülerinnen und Schüler nicht über ihren Bildungserfolg entscheidet. Andreas Meyer-Lauber ist ein Vorkämpfer des Aufstiegs durch Bildung für alle. Diese Idee, dass Aufstieg auf der Grundlage guter Bildung unabhängig von Herkunft möglich sein muss, ist eine hervorragende Leitidee, der sich auch die Landesregierung verpflichtet fühlt.
1984 wurde Herr Meyer-Lauber in den Bezirkspersonalrat bei der Bezirksregierung Arnsberg gewählt. Von 1993 bis 2004 war er Mitglied des Hauptpersonalrats für Gesamtschulen beim Schulministerium hier in Düsseldorf.
 
2001 wechselte Andreas Meyer-Lauber hauptamtlich zur Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaften (GEW). Er wurde zum Vorsitzenden gewählt und mehrfach im Amt bestätigt.
 
2010 wurde Andreas Meyer-Lauber Vorsitzender des DGB Bezirks Nordrhein-Westfalen. Die Gewerkschaftsbewegung war für ihn immer mehr als „nur“ Tarifpartner, für ihn war die Gewerkschaft immer auch Triebwerk für die Politik und Stabilisator unseres demokratischen Systems.
 
Lieber Herr Meyer-Lauber, Sie führen Konflikte hart, aber Sie bleiben dabei immer sachlich und kooperativ. Damit geben Sie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern eine Stimme. Und das zählt, dafür setzen Sie sich ein, z. B. bei der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns oder in der Auseinandersetzung um die Beamtenbesoldung.
 
Lieber Herr Meyer-Lauber, Sie erheben Ihre Stimme wenn es um den gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserem Land geht. Und das tun Sie beispielsweise auch durch Ihr Engagement beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk, dem Sie als Vorsitzender des WDR-Rundfunkrats dienen.
 
Nun stehen Sie, lieber Herr Meyer-Lauber, wenige Tage vor Ihrem Eintritt in den Ruhestand als Gewerkschaftsvorsitzender. Sie haben sich immer mit viel Herzblut für die Durchsetzung der Interessen anderer engagiert. Dafür möchte ich Ihnen herzlich danken. Nun wünsche ich Ihnen, dass Sie hoffentlich etwas mehr Zeit für sich selbst und z.B. für das Fahrradfahren auf der wunderbaren Nordbahntrasse in Wuppertal finden. Ich freue mich, Ihnen heute für Ihr Engagement den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen zu überreichen.

Ernst Mommertz, Köln

„Wenn Sie eine Sache machen, rutschen Sie automatisch in die nächste hinein.“ Das ist ein Zitat von Ernst Mommertz, dem umtriebigen Kölner Unternehmer. Aber so ganz automatisch, oder selbstverständlich, wie er hier sagen will, war sein Einsatz für die gute Sache gewiss nicht. Nein, sein Engagement, das war und ist ganz klar gute Absicht. Ernst Mommertz hat früh seine geschäftlichen Verbindungen zum Wohl sozial benachteiligter Menschen genutzt. Er hat Netze geschaffen, um Menschen aufzufangen, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden.
 
Mit weiteren Mitgliedern der Wirtschaftsjunioren der Industrie- und Handelskammer Köln gründete Ernst Mommertz bereits in den frühen siebziger Jahren den Arbeitskreis „Soziales“, denn die soziale und gesellschaftliche Verpflichtung der Wirtschaft war für ihn immer eine Herzensangelegenheit.
 
Gemeinsam mit Ihren Mitstreitern, gelang es Ihnen, lieber Herr Mommertz, rund 300 entlassenen Strafgefangenen zu neuen Arbeitsplätzen zu verhelfen. Auch die „JobBörsen“ der Kölner Caritas konnten dank Ihrer Beratung die Vermittlung von Langzeitarbeitslosen verbessern.
 
Ernst Mommertz ist ein Mann, der die Menschen mag und das Positive in ihnen sieht. Aus dieser Haltung heraus gründete er 1999 zusammen mit befreundeten Unternehmern den karitativen Verein „Helfen durch Geben – Der Sack e. V.“. Seitdem ist er dessen Vorsitzender. Der Verein beliefert in Köln Kindertagesstätten, bedürftige Familien, Alleinerziehende und Alleinstehende mit gesunden Lebensmitteln. Diese Lieferungen erreichen mittlerweile einen Wert von über 25.000 Euro pro Monat! Eine eindrucksvolle Zahl.
 
Der Verein finanziert sich dabei überwiegend aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen und Patenschaften. Zu den Unterstützern gehören inzwischen viele weitere ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sowie prominente Schirmherrinnen und -herren. Erich Mommertz ist bis heute der Ideengeber und die „gute Seele“ des Vereins und weiterhin oft persönlich im Einsatz. Nicht zuletzt deshalb unterstützt er unter anderem auch bereits seit Jahren als Jurymitglied den Ehrenamtspreis „KölnEngagiert“.
 
Lieber Herr Mommertz, Sie sind ein zugewandter Menschenfreund und ein personifiziertes soziales Gewissen in Köln. Menschen von Ihrem Schlag, lieber Herr Mommertz, braucht unser Land und darum freue ich mich besonders, Sie heute mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen auszuzeichnen.

Edgar Moron, Erftstadt

Seit über 40 Jahren engagiert sich Edgar Moron für sein Heimatland Nordrhein Westfalen. Edgar Moron ist ein Urgestein der Landespolitik, eine der prägenden Persönlichkeiten des politischen Lebens unseres Landes über Jahrzehnte und ein knorriger Sozialdemokrat mit Herz und Verstand. 1970 trat er in die SPD ein, 25 Jahre war er Mitglied im Rat der Stadt Erftstadt, 15 Jahre im Kreistag des Erftkreises und 20 Jahre Mitglied des Landtages von Nordrhein-Westfalen. Während dieser Zeit war er parlamentarischer Geschäftsführer, Fraktionsvorsitzender der SPD und fünf Jahre lang 1. Vizepräsident unseres Landtags. Es ist also nicht übertrieben, wenn ich sage: Edgar Moron hat sein Leben der Politik und den Menschen in Nordrhein-Westfalen gewidmet.
 
In all seinen Ämtern und Funktionen hat Edgar Moron viel geleistet. Er war über viele Jahre eine der führenden und prägenden Persönlichkeiten der nordrhein-westfälischen Landespolitik.
Besonders am Herzen liegen ihm die Bildung und Ausbildung junger Menschen. Darum hat er z. B. als Präsidiumsmitglied des Landtages Schulen besucht, um junge Menschen für das politische Geschehen zu begeistern und ihnen ganz konkret zu zeigen, wie die Politik ihr Leben beeinflusst und welche Möglichkeiten sie selbst haben, um Politik mitzugestalten.
 
Edgar Moron tritt außerdem seit vielen Jahren für die Freundschaft zwischen Israel und Deutschland ein. Er war Vorsitzender der Parlamentariergruppe „NRW – Israel“ und er ist Vorsitzender des Kuratoriums der Israel Stiftung in Deutschland. Dort engagiert er sich dafür, dass die Erinnerung an den Holocaust lebendig bleibt, und dort arbeitet er an noch engeren, noch intensiveren Beziehungen zu Israel. Edgar Moron bringt Menschen zusammen und er wirbt durch Gespräche mit Zeitzeugen und mit Vertretern des Staates Israel für die Anliegen der Stiftung.
 
Seit fast 70 Jahren existiert der Staat Israel, und es gehört zu den Grundüberzeugungen der Landesregierung – über alle Parteigrenzen und Regierungswechsel hinweg – dass Nordrhein-Westfalen eine enge Partnerschaft mit Israel pflegt. So wie es Edgar Moron durch sein Engagement so vorbildlich zeigt.
 
Lieber Edgar Moron, ich freue mich ganz besonders, Sie heute für Ihre langjährigen und umfassenden Verdienste mit dem Landes-verdienstorden auszuzeichnen.

Dieter Nuhr, Ratingen

„Das Kabarett ist wie ein Streichholz: Es zündet nicht, wenn es sich nicht an etwas reiben kann.“ Das hat der bekannte Kabarettist Werner Finck einmal gesagt. Dieter Nuhr ist – um dieses Zitat von Werner Finck aufzunehmen – ein kabarettistisches Streichholz von ganz besonderer Qualität: Er macht politisches Kabarett mit Köpfchen – und sein humoristisches Feuer lodert schon seit vielen Jahren.
 
Ja, Dieter Nuhr zündet immer. Weil er immer genug Stoff findet, an dem er sich reiben kann. Lieber Herr Nuhr, Sie haben Ihre ersten Bühnen-auftritte mit einer Schülertheatergruppe bestritten und Sie zählen heute zu den erfolgreichsten Kabarettisten in Deutschland. Ob deutscher Kleinkunstpreis oder Deutscher Comedypreis – Sie wurden für Ihre Arbeit bereits vielfach ausgezeichnet. Wortgewaltig und wortgewandt, mit treffsicheren Pointen – das ist der Dieter Nuhr, wie wir ihn alle kennen.
 
Heute aber geht es um einen anderen Dieter Nuhr, der jenseits der Scheinwerfer Gutes tut. Denn Dieter Nuhr unterstützt seit mehr als zehn Jahren die SOS-Kinderdörfer. Dabei wirbt er nicht etwa bloß mit seinem Namen, sondern bringt sich selbst aktiv in die internationale Arbeit der SOS-Kinderdörfer ein. Dieter Nuhr ist ein Wohltäter mit Herz und Humor.
 
So haben Sie, lieber Herr Nuhr, zum Beispiel in El Alto, Bolivien, mehrere Tage lang Mütter und ihre Kinder begleitet. Oft genug trafen Sie dabei auf bedrückende Zustände.
 
Sie haben auch Projekte im Libanon, in Äthiopien und Georgien besucht, eine eigene Online-Spendenaktion gestartet und Ihren Gewinn aus der Sendung Wer wird Millionär? dem sudanesischen Kinderdorf in Khartum zur Verfügung gestellt. Ein Jahr später haben Sie sich – wiederum persönlich – vor Ort davon überzeugt, dass das Geld beim Neubau des Dorfes richtig angelegt wurde.
 
„Erst wenn man Europa verlässt, sieht man, wie selbst grundlegende Selbstverständlichkeiten erkämpft und erarbeitet werden müssen“ – so haben Sie einmal Ihre Eindrücke von diesen ganz persönlichen ‚Auslandseinsätzen‘ zusammengefasst. Und damit sind Sie auch starker Mahner dafür, dass wir weder den materiellen Standard, den wir in unserer Gesellschaft erreicht haben, noch Frieden und Sicherheit für selbstverständlich nehmen dürfen. Und dass wir als reiche Nation eine Verantwortung für die Welt tragen, nicht zuletzt für Afrika.
 
Lieber Dieter Nuhr, heute ist es an der Zeit, dass das Land, in dem Sie zu Hause sind, Ihnen Dank sagt für Ihr vorbildliches Engagement. Sehr gerne überreiche ich Ihnen dafür den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

Professor Dr. Hilarion Petzold, Erkrath

Am Anfang der Karriere von Hilarion Petzold stand ein neuer Ansatz im Engagement für Drogenabhängige: Nicht Strafe und Ausgrenzung, sondern bewusst Grenzen setzen und Strukturen schaffen, für Menschen, die sich verloren hatten. Darum ging es Ihnen schon 1967 mit dem Konzept der „therapeutischen Wohngemeinschaft“. Manche meinten damals noch, mit Hilfe von Drogen in neue Bewusstseinssphären vordringen zu können. Sie, lieber Professor Petzold, sahen vor allem Menschen, die Hilfe brauchten.
 
Heute arbeiten die meisten Drogenhilfeeinrichtungen in Deutschland und Europa mit Konzepten, die auf Ihren Forschungen und Ihrer praktischen Erfahrungen beruhen. Dabei waren Sie nie ein Dogmatiker, der von Anfang an alles richtig machen wollte, oder den moralischen Zeigefinger erhoben hat, sondern einer, der vor allem helfen wollte.
 
Das zeigt sich auch in ihrem zweiten, wichtigen Arbeitsgebiet, der Altenpflege und der psychischen Gesundheit älterer Menschen.
 
Jeder, der schon einmal erlebt hat, wie ein geliebter und kraftvoller Mensch schwächer und am Ende sogar pflegebedürftig wird, weiß, wie anstrengend diese Pflege sein kann. Sie, lieber Hilarion Petzold, sind auch in diesem Bereich, der für unsere alternde Gesellschaft immer wichtiger wird, praktisch tätig geworden, haben Forschungsprojekte angestoßen und durch ihr eigenes Engagement das Konzept der Super-vision fest in der Altenpflege verankert.
 
Von 1986 bis zu Ihrer Emeritierung im Jahr 2002 waren Sie dann vor allem als Lehrer an der renommierten Freien Universität Amsterdam tätig. In den Fächern Psychologie, Klinische Bewegungstherapie und Psychomotorik haben Sie sich bleibende Verdienste erworben. Und dank Ihrer deutsch-niederländischen Forscherbiographie, konnten auch angehende Psychologen und Psychotherapeuten in Nordrhein-Westfalen von Ihren Arbeiten profitieren.
Lieber Professor Petzold, für einen Laien wie mich ist es nicht ganz leicht, neben Ihrer praktischen Arbeit, auch Ihr Werk als Theoretiker zu würdigen. Aber wer schon mal über den Streit zwischen Sigmund Freud und C. G. Jung gelesen hat, ahnt vielleicht, wie unversöhnlich sich die Lehrmeinungen in der Psychotherapie lange Zeit gegenüberstanden. Sie haben auch in diesem Bereich angefangen neue Wege zu beschreiten.
 
Damit meine ich Ihre Rolle als maßgeblicher Begründer der sogenannten „Integrativen Therapie“ und als Gründer von vielen Fachgesellschaften und Fortbildungseinrichtungen. Auch hier galt für Sie immer: Im Mittelpunkt steht nicht die Reinheit der Lehre oder ein bestimmter methodischer Ansatz, sondern Hilfe für Menschen, die wirklich ankommt.
 
Hilarion Petzold ist ein Seelenarzt im besten Sinne, ein Therapeut und Lehrer, der Menschen hilft, sich selbst zu helfen.
 
Lieber Herr Petzold, es gäbe noch viel, viel mehr zu Ihrem Wirken zu sagen. Und das, obwohl sich das Wirken eines Therapeuten und Lehrers ja gar nicht gut in Worten beschreiben lässt. Vielmehr zeigt sich Ihr Wirken ja bei den Menschen, denen Sie, lieber Herr Petzold, begegnet sind und denen Sie oft auch helfen konnten – in Krisen und bei Erfolgen, in Zeiten der Not und der Freude, ja sogar am Lebensende, wenn Hilfe nicht mehr möglich schien.
 
Für dieses großartige Engagement als Therapeut, als europäischer Hochschullehrer und als Mensch, der anderen Menschen hilft, zeichne ich Sie, lieber Professor Petzold heute mit dem Verdienstorden unseres Landes aus.

Gertrud Reske, Voerde

Gertrud Reske ist seit über 18 Jahren mit großem persönlichem Einsatz für die medizinische Hilfsorganisation INTERPLAST-Germany aktiv. Sie reist ein- bis zweimal im Jahr für mehrere Wochen und auf eigene Kosten nach Nepal, um dort eine Spezialklinik für plastische und rekonstruktive Chirurgie zu unterstützen. In dieser Klinik werden Menschen unentgeltlich versorgt, die sich eine Behandlung nach Unfällen, Brandverletzungen oder Fehlbildungen nicht leisten können. Vor allem Kinder mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten, mit Tumoren und Verbrennungen werden in dem Hospital behandelt.
 
Liebe Frau Reske, Sie gehen damit an Orte, an denen Hilfe bitter nötig ist. Und sie packen überall mit an, machen selbst mit, sprechen und üben mit den Menschen vor Ort. Von Sexualaufklärung über Hygienemaßnahmen, Unterricht an der Nähmaschine bis hin zur Reparatur von Möbeln und Rollstühlen – überall sind Sie dabei.
 
Und so gelingt es Gertrud Reske mit geringen Mitteln, die Situation des gesamten Krankenhauses spürbar zu verbessern. Voller Empathie für ihre nepalesischen Patienten bringt sie sich in die persönliche Patientenbetreuung ein und hat dafür sogar die Landessprache gelernt.
 
Weil Gertrud Reskes Hilfe nachhaltig ist, gehören dazu auch Lern- und Ausbildungsprogramme für das einheimische Personal. So können Schwestern und Pfleger dort selbst weiterarbeiten, wenn keine Helfer aus dem Westen da sind. Und die Hilfe respektiert die einheimischen Fachkräfte – gemeinsam entwickeln Sie mit Ihnen Ideen zur Verbesserung der klinischen Abläufe.
 
Gertrud Reske ist breit vernetzt und verfügt über gute Kontakte zu Kliniken und Arzneimittelfirmen in Deutschland. So gelingt es ihr immer wieder, Transporte mit Klinik-Inventar und Medikamenten nach Nepal zu organisieren. Das humanitäre Engagement von Gertrud Reske wird sowohl in Nepal als auch in ihrer Heimatstadt Voerde als absolut vorbildlich hoch geschätzt.
Ich finde, Gertrud Reske ist wirklich ein globaler Gesundheitsengel aus Nordrhein-Westfalen.
 
Liebe Frau Reske, der Verdienstorden des Landes soll Sie immer an diese Wertschätzung von uns allen für Ihren Einsatz erinnern.

Adelheid Rieffel, Bielefeld

„Den Tagen mehr Leben geben.“ – das ist eine wichtige und zugleich sehr anspruchsvolle Maxime der Hospizarbeit. Adelheid Rieffel ist eine Pionierin auf dem Gebiet der Sterbebegleitung und unermüdlich im Einsatz für die Sterbenden. Damit auch die letzte Lebensphase von Menschlichkeit geprägt ist.
 
Adelheid Rieffel, gelernte Krankenschwester, war eine der Ersten, die sich schon in den achtziger Jahren, mit dem Thema Sterbebegleitung auseinandergesetzt und sich dafür engagiert haben. Vor 25 Jahren gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern des Vereins Hospiz e. V. Bethel und des heutigen Deutschen Hospiz- und PalliativVerbandes e.V. Viele Jahre hat sie dort im geschäftsführenden Vorstand mitgewirkt.
 
In all der Zeit ist Adelheid Rieffel immer eine Frau der Tat geblieben, die praktisch gearbeitet hat.
Deshalb hat sie auf eigenen Wunsch ihre Tätigkeit auf Bundesebene beendet, um sich wieder intensiver in der aktiven Hospizarbeit in Bielefeld engagieren zu können. Bis zu ihrem Ruhestand war sie im stationären Hospiz „Haus Zuversicht“ in Bethel tätig, das sie 1997 mit aufgebaut und eine Zeit lang auch geleitet hat. Bis heute engagiert sie sich in der Altenpflegeeinrichtung „St. Pius Pflege + Wohnen in Bielefeld.“
 
Eine neue Herausforderung hat Adelheid Rieffel bereits vor Jahren erkannt und angenommen: das ist die besonders anspruchsvolle und bis dahin völlig vernachlässigte Begleitung von Demenzkranken, wenn deren Leben zu Ende geht.
 
Liebe Adelheid Rieffel, mit Ihrem Pioniergeist bei dem für alle Beteiligten so sensiblen Thema der Sterbebegleitung und Trauerarbeit haben Sie Maßstäbe gesetzt.
 
Sie haben die Hospizarbeit in Deutschland nicht nur mitaufgebaut, Sie haben auch entscheidend zu dem beigetragen, was sie heute ist – ein nicht mehr wegzudenkender Stützpfeiler in schwierigster Zeit.
 
Dafür schulden Ihnen viele Menschen großen Dank, dafür schuldet auch das Land Ihnen großen Respekt, Dank und Anerkennung. All das möchte ich heute durch die Auszeichnung mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen zum Ausdruck bringen.

Werner Schell, Neuss

Werner Schell ist eine streitbare und unüberhörbare Stimme für Mitmenschlichkeit und Würde in der Pflege. Denn er kämpft für pflege-bedürftige Menschen, dafür, dass es ihnen – und auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Pflege – besser geht.
 
Darum hat Werner Schell u. a. eine Internetplattform ins Leben gerufen, auf der er aktuelle Entwicklungen im Bereich der Pflege vorstellt, etwa neue Gesetze und Gerichtsurteile. Vor rund zehn Jahren gründete Werner Schell dann das „Pro-Pflege-SeIbsthilfenetzwerk“ in Neuss. Das ist ein Zusammenschluss von Personen, Vereinen und Institutionen, die sich bessere Pflege und eine nachhaltige Finanzierung der Pflege auf die Fahnen geschrieben haben. Als Vorsitzender ist Werner Schell Herz und Motor dieser Organisation, die durch intensive Öffentlichkeitsarbeit in Politik und Medien auf die Situation pflegebedürftiger und demenz-kranker Menschen aufmerksam macht.
 
Dabei lassen Sie, lieber Herr Schell, es an Deutlichkeit nicht fehlen, wenn Sie, wie z. B. vergangenen Dienstag in Neuss feststellen: „Die Altenpflege geht schlicht auf dem Zahnfleisch!“ (NGZ 29.11.2017). Aber gewiss braucht es bei einem so wichtigen Thema starke Stimmen wie die Ihre.
 
Dabei sind Sie zwar streitbar, aber auch stets um konkrete Lösungsvorschläge bemüht: Mehr Zeit zur Pflege, weniger Aufwand für Verwaltung – das sind Forderungen, die viele von uns unter-schreiben können. Ja, und auch eine höhere Wertschätzung für die Pflegeberufe und die Ausbildung in der Pflege gehören dazu.
 
Als Mitglied der Gesundheitskonferenz des Rhein-Kreises Neuss organisiert Werner Schell – und das mit großer Resonanz – Informations-veranstaltungen mit hochkarätigen Gastrednerinnen und -rednern aus dem Gesundheitsbereich, der Wissenschaft und der Politik.
 
Lieber Werner Schell, dieses umfassende Engagement für Pflege und Gesundheit ist gerade in einer Gesellschaft, in der wir künftig einen stark wachsenden Anteil älterer Menschen haben werden, ich betone erfreulicherweise haben werden, von besonderem Wert!
 
Aber Werner Schell tut noch mehr: Er kümmert sich in seinem Stadtteil auch um Projekte zur Stadtteilerneuerung, entwickelt Angebote zur Jugendarbeit und Maßnahmen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung mit und hilft erfolgreich, das Zusammenleben zu stabilisieren und zu verbessern.
 
Lieber Werner Schell, Sie sind ein Helfer für viele Menschen, die Hilfe wirklich nötig haben. Ein „Kümmerer“ im besten Sinne des Wortes. Und, wie ich erfahren habe, außerdem ein Mensch, auf den man sich in allen Situationen verlassen kann.
 
Viele gute Gründe also, um Sie heute sehr gerne mit dem Verdienstorden unseres Landes auszuzeichnen.

Gabriele Thomayer, Dülmen

Trikes – das sind Motorräder mit „drei Beinen“. „Trike“ fahren war schon lange das Hobby von Gabriele Thomayer Und ebenso lange beobach-teten Sie, liebe Frau Thomayer, wie fasziniert Kinder von diesen Fahrzeugen sind. Irgendwann entstand daraus die Idee, schwerkranken Kindern einen unvergesslichen Tag zu bescheren. Und zwar mit Ausflügen auf Trikes!
 
2004 war es dann soweit: 58 Trikes starteten zu einem ersten Ausflug. Alles bis ins kleinste Detail vorbereitet und organisiert von Gabriele Thomayer. Zwei Kinder hatten jeweils auf dem Rücksitz Platz. Damals ging die Fahrt von München zum oberbayerischen Schliersee, denn da wohnte Gabriele Thomayer noch in Bayern. Seit 2005 wohnt sie in Nordrhein-Westfalen, genauer gesagt in Dülmen und knüpfte dort sofort erfolgreich an ihre Herzensaufgabe an.
 
So ermöglichten Sie, liebe Frau Thomayer, schon wenig später Kindern einer Palliativ-Station in Essen ihre erste Fahrt auf den dreirädrigen „Knattermühlen“. Den Kindern einmal eine Auszeit von der Krankheit verschaffen, eine Auszeit vom belastenden Klinikalltag – das ist die Idee, die bei Ihnen im Zentrum steht. Die Touren führen durch das Münsterland und das Ruhrgebiet. Trike-Fahrer kommen mittlerweile aus ganz Deutschland zu den Treffen. In den vergangenen Jahren entstand so bundesweit ein dichtes Netzwerk rund um die Hilfe für schwerkranke Kinder.
 
Auch für die Fahrerinnen und Fahrer der Trikes, die oft von weither anreisen, ist diese Aktion etwas ganz Besonderes. Die Benzinkosten zahlen sie deshalb gerne aus eigener Tasche – und freuen sich alle gemeinsam über die strahlenden Kinderaugen.
 
Am Zielort angekommen, wird allen großen und kleinen Teilnehmern kurzweilige Unterhaltung und reichlich Verpflegung geboten.
Außerdem gilt: Nach der Fahrt ist vor der Fahrt – sofort nach einer Tour beginnen die Vorbereitungen für das kommende Jahr.
 
Sie, liebe Frau Thomayer, setzen viele Räder in Bewegung, um schwerkranke Kinder glücklich zu machen. Heute erhalten Sie, liebe Gabriele Thomayer, als Dank für Ihren großartigen Einsatz für die vielen Kinder, denen Sie eine ganz besondere Freude bereitet haben, den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen

Frauke Zottmann-Neumeister, Königswinter

In Frauke Zottmann-Neumeisters Leben dreht sich alles um in Not geratene Kinder und Familien. Vor allem Kinder mit Behinderung und chronischen Erkrankungen können auf die Unterstützung von Frauke Zottmann-Neumeister zählen.
 
Seit ihrem Eintritt in den Ruhestand widmet sie sich vollständig ihrem Engagement. Und das ist die Unterbringung von Kindern mit geistiger und körperlicher Behinderung in Pflegefamilien.
 
Diese sogenannten „Sonderpädagogischen Pflegestellen für chronisch kranke und behinderte Kinder“ sind heute ein unverzichtbarer Bestandteil des sozialen Netzes für die Allerschwächsten.
 
Mit unermüdlichem Glauben daran, dass das Gute und Notwendige auch machbar ist, hilft Frauke Zottmann-Neumeister unzähligen schwer behinderten Kindern dabei, liebevolle und kundige Pflegeeltern zu bekommen.
 
2014 war Frauke Zottmann-Neumeister Gründungsmitglied des Aktionsbündnisses „Kinder mit Behinderungen in Pflegefamilien“. Sie engagiert sich zudem als Beauftragte für den „Bundesverband behinderter Pflegekinder“ und war Teilnehmerin am ‚Runden Tisch‘ der Adoptiv- und Pflegefamilienverbände. Sie selbst zog vier Kinder groß, drei davon waren Pflegekinder.
 
Anlässlich der Verleihung des WDR Kinderrechtepreises im September 2016 ehrte der WDR das Aktionsbündnis „Kinder mit Behinderungen in Pflegefamilien e.V.“ mit einem Sonderpreis.
 
Heute verleihen wir Ihnen, liebe Frau Zottmann-Neumeister für Ihr großartiges soziales Engagement, den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.
 

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